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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. I. Von dem Wesen
Theile kommen, die nicht mehr Gold sind,
dieselben aber in allen Gold-Stäublein, sie
mögen so klein seyn als sie wollen, in glei-
cher Proportion vermischet sey müssen, und
vermuthlich noch nicht diejenigen Theile
sind, die durch entgegen gesetzte Bewegun-
gen zusammen in einem Raume erhalten
werden: so dörffen wir uns wohl keine
Hoffnung machen, daß wir alle diese Arten
der Bewegungen, die in der Materie eines
Cörpers angetroffen wird, jemahls deut-
lich begreiffen werden. Weil aber oh-
ne dem dasjenige, was von dieser Bewe-
gung herkommet, nicht in die Sinnen fället,
auch wenn wir mit den besten Vergrösse-
rungs-Gläsern versehen sind, massen in der
grösten Vergrösserung noch immer viel un-
deutliches auch in den kleinesten Sachen
übrig verbleibet (§. 86. T. III. Exper.) das
undeutliche aber eben daher rühret, daß vie-
les in einander fället, was wir nicht unter-
scheiden können (§. 771. Met.): so ist es
auch nicht nöthig, daß wir sie wissen, und
wollen wir uns als um eine Sache, die wir
nicht brauchen werden, weiter darum nicht
bekümmern.

Cörper
haben ei-
ne Krafft.
§. 11.

Die Geschwindigkeit ist an sich ver-
änderlich und kan ab- und zunehmen, fol-
gends kein Ding, was vor sich bestehen kan,
sondern nur eine Einschränckung eines vor
sich bestehenden Dinges (§. 107. 114.

Met)

Cap. I. Von dem Weſen
Theile kommen, die nicht mehr Gold ſind,
dieſelben aber in allen Gold-Staͤublein, ſie
moͤgen ſo klein ſeyn als ſie wollen, in glei-
cher Proportion vermiſchet ſey muͤſſen, und
vermuthlich noch nicht diejenigen Theile
ſind, die durch entgegen geſetzte Bewegun-
gen zuſammen in einem Raume erhalten
werden: ſo doͤrffen wir uns wohl keine
Hoffnung machen, daß wir alle dieſe Arten
der Bewegungen, die in der Materie eines
Coͤrpers angetroffen wird, jemahls deut-
lich begreiffen werden. Weil aber oh-
ne dem dasjenige, was von dieſer Bewe-
gung herkommet, nicht in die Sinnen faͤllet,
auch wenn wir mit den beſten Vergroͤſſe-
rungs-Glaͤſern verſehen ſind, maſſen in der
groͤſten Vergroͤſſerung noch immer viel un-
deutliches auch in den kleineſten Sachen
uͤbrig verbleibet (§. 86. T. III. Exper.) das
undeutliche aber eben daher ruͤhret, daß vie-
les in einander faͤllet, was wir nicht unter-
ſcheiden koͤnnen (§. 771. Met.): ſo iſt es
auch nicht noͤthig, daß wir ſie wiſſen, und
wollen wir uns als um eine Sache, die wir
nicht brauchen werden, weiter darum nicht
bekuͤmmern.

Coͤrper
haben ei-
ne Krafft.
§. 11.

Die Geſchwindigkeit iſt an ſich ver-
aͤnderlich und kan ab- und zunehmen, fol-
gends kein Ding, was vor ſich beſtehen kan,
ſondern nur eine Einſchraͤnckung eines vor
ſich beſtehenden Dinges (§. 107. 114.

Met)
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[26/0062] Cap. I. Von dem Weſen Theile kommen, die nicht mehr Gold ſind, dieſelben aber in allen Gold-Staͤublein, ſie moͤgen ſo klein ſeyn als ſie wollen, in glei- cher Proportion vermiſchet ſey muͤſſen, und vermuthlich noch nicht diejenigen Theile ſind, die durch entgegen geſetzte Bewegun- gen zuſammen in einem Raume erhalten werden: ſo doͤrffen wir uns wohl keine Hoffnung machen, daß wir alle dieſe Arten der Bewegungen, die in der Materie eines Coͤrpers angetroffen wird, jemahls deut- lich begreiffen werden. Weil aber oh- ne dem dasjenige, was von dieſer Bewe- gung herkommet, nicht in die Sinnen faͤllet, auch wenn wir mit den beſten Vergroͤſſe- rungs-Glaͤſern verſehen ſind, maſſen in der groͤſten Vergroͤſſerung noch immer viel un- deutliches auch in den kleineſten Sachen uͤbrig verbleibet (§. 86. T. III. Exper.) das undeutliche aber eben daher ruͤhret, daß vie- les in einander faͤllet, was wir nicht unter- ſcheiden koͤnnen (§. 771. Met.): ſo iſt es auch nicht noͤthig, daß wir ſie wiſſen, und wollen wir uns als um eine Sache, die wir nicht brauchen werden, weiter darum nicht bekuͤmmern. §. 11. Die Geſchwindigkeit iſt an ſich ver- aͤnderlich und kan ab- und zunehmen, fol- gends kein Ding, was vor ſich beſtehen kan, ſondern nur eine Einſchraͤnckung eines vor ſich beſtehenden Dinges (§. 107. 114. Met)

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/62>, abgerufen am 30.04.2024.