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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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auf dem Erdboden.
sen in die See läufft, so stehet es in der See
niedriger als in ihnen. Allein weil es in der
Fluth um etliche Schuhe in der See höher
wird als es in der Ebbe war; so stehet es
nachdem in der See höher als in dem Flusse.
Da nun die Höhe nach und nach zunim-
met; so lässet es auch kein Wasser aus dem
Flusse mehr hinein, sondern hält es zu-
rücke, daß es nach und nach auch in dem
Fluße höher werden muß. Und solcherge-
stalt beweget sich das Wasser in dem Flusse
zurücke bis an den Ort, der so hoch lieget,
als das Wasser in der See stehet. Z. E.Tab. VII
Fig.
23

AC sey die abhängige Fläche des Wassers
im Flüsse gegen die See; in A der Einfluß in
die See. HB sey der Horizont des See-
Wassers, wie es in der Ebbe stehet. Man
setze, die Fluth triebe es bis in DE, so muß
es in dem Fluße bis in C höher werden, wo
es soviel über dem Horizont der See in der
Ebbe HB erhaben ist, als die Fluth das
Wasser in der See erhöhet. Derowegen
je grösser die Fluth ist, je weiter schwellt das
Wasser in dem Flusse auf, und je näher man
der See ist, je grösser ist die Fluth, die man
in dem Flusse verspüret. Wenn die Fluth
in der See ausserordenlich groß wird, kan
es in dem Flusse höher steigen als die Ufer
sind und dadurch eine Verschwemmung
verursachen. Ja es kan auch, weil seine
Krafft zunimmel, an einigen Orten, wo es

von
M m 4

auf dem Erdboden.
ſen in die See laͤufft, ſo ſtehet es in der See
niedriger als in ihnen. Allein weil es in der
Fluth um etliche Schuhe in der See hoͤher
wird als es in der Ebbe war; ſo ſtehet es
nachdem in der See hoͤher als in dem Fluſſe.
Da nun die Hoͤhe nach und nach zunim-
met; ſo laͤſſet es auch kein Waſſer aus dem
Fluſſe mehr hinein, ſondern haͤlt es zu-
ruͤcke, daß es nach und nach auch in dem
Fluße hoͤher werden muß. Und ſolcherge-
ſtalt beweget ſich das Waſſer in dem Fluſſe
zuruͤcke bis an den Ort, der ſo hoch lieget,
als das Waſſer in der See ſtehet. Z. E.Tab. VII
Fig.
23

AC ſey die abhaͤngige Flaͤche des Waſſers
im Fluͤſſe gegen die See; in A der Einfluß in
die See. HB ſey der Horizont des See-
Waſſers, wie es in der Ebbe ſtehet. Man
ſetze, die Fluth triebe es bis in DE, ſo muß
es in dem Fluße bis in C hoͤher werden, wo
es ſoviel uͤber dem Horizont der See in der
Ebbe HB erhaben iſt, als die Fluth das
Waſſer in der See erhoͤhet. Derowegen
je groͤſſer die Fluth iſt, je weiter ſchwellt das
Waſſer in dem Fluſſe auf, und je naͤher man
der See iſt, je groͤſſer iſt die Fluth, die man
in dem Fluſſe verſpuͤret. Wenn die Fluth
in der See auſſerordenlich groß wird, kan
es in dem Fluſſe hoͤher ſteigen als die Ufer
ſind und dadurch eine Verſchwemmung
verurſachen. Ja es kan auch, weil ſeine
Krafft zunimmel, an einigen Orten, wo es

von
M m 4
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[551/0587] auf dem Erdboden. ſen in die See laͤufft, ſo ſtehet es in der See niedriger als in ihnen. Allein weil es in der Fluth um etliche Schuhe in der See hoͤher wird als es in der Ebbe war; ſo ſtehet es nachdem in der See hoͤher als in dem Fluſſe. Da nun die Hoͤhe nach und nach zunim- met; ſo laͤſſet es auch kein Waſſer aus dem Fluſſe mehr hinein, ſondern haͤlt es zu- ruͤcke, daß es nach und nach auch in dem Fluße hoͤher werden muß. Und ſolcherge- ſtalt beweget ſich das Waſſer in dem Fluſſe zuruͤcke bis an den Ort, der ſo hoch lieget, als das Waſſer in der See ſtehet. Z. E. AC ſey die abhaͤngige Flaͤche des Waſſers im Fluͤſſe gegen die See; in A der Einfluß in die See. HB ſey der Horizont des See- Waſſers, wie es in der Ebbe ſtehet. Man ſetze, die Fluth triebe es bis in DE, ſo muß es in dem Fluße bis in C hoͤher werden, wo es ſoviel uͤber dem Horizont der See in der Ebbe HB erhaben iſt, als die Fluth das Waſſer in der See erhoͤhet. Derowegen je groͤſſer die Fluth iſt, je weiter ſchwellt das Waſſer in dem Fluſſe auf, und je naͤher man der See iſt, je groͤſſer iſt die Fluth, die man in dem Fluſſe verſpuͤret. Wenn die Fluth in der See auſſerordenlich groß wird, kan es in dem Fluſſe hoͤher ſteigen als die Ufer ſind und dadurch eine Verſchwemmung verurſachen. Ja es kan auch, weil ſeine Krafft zunimmel, an einigen Orten, wo es von Tab. VII Fig. 23 M m 4

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/587>, abgerufen am 22.11.2024.