wird. Es wird aber der Winckel BOH wie vorhin (§. 292) determiniret, wenn die Linie IH durch das Auge O mit dem Strahle der Sonne SA parallel, oder, wel- ches wegen der Grösse der Sonne in Anse- hung der kleinen Weite des Regen-Bogens von der Erde gleich viel ist, aus der Son- ne durch das Auge O gezogen wird. Man kan es ebenfalls wieder so finden, wenn man eine Kugel mit Wasser gegen die Sonne aufhänget und bald erhöhet, bald erniedri- get, biß sich die Regen-Bogen-Farben verkehrt darinnen zeigen. Weil einige un- glücklich gewesen sind, daß ihnen der Ver- such nicht von statten gegangen, wenn sie ihn anstellen wollen, und daher Anlaß ge- nommen die Wahrheit in Zweiffel zu zie- hen; so hat Rohaulta ausgesonnen, wie man es machen müsse, daß derselbe einem nicht mislinge. Er hat demnach einen Ort dazu erwehlet, wo nicht mehr Licht hin- kommen konnte, als genung war die Kugel gantz zuerleuchten und in den Ort, wo das Auge hin gehöret ein weisses Papier gehal- ten, so haben sich die Farben des Regenbo- gens auf einmahl darauf gezeiget. Nem- lich weil die Kugel groß ist, so kan sie die Stelle vieler Tropffen zugleich vertreten,
die
aTract. Phys. part. 3. c. 17. §. 10. p. m. 433. & seqq.
und andern Lufft-Erſcheinungen.
wird. Es wird aber der Winckel BOH wie vorhin (§. 292) determiniret, wenn die Linie IH durch das Auge O mit dem Strahle der Sonne SA parallel, oder, wel- ches wegen der Groͤſſe der Sonne in Anſe- hung der kleinen Weite des Regen-Bogens von der Erde gleich viel iſt, aus der Son- ne durch das Auge O gezogen wird. Man kan es ebenfalls wieder ſo finden, wenn man eine Kugel mit Waſſer gegen die Sonne aufhaͤnget und bald erhoͤhet, bald erniedri- get, biß ſich die Regen-Bogen-Farben verkehrt darinnen zeigen. Weil einige un- gluͤcklich geweſen ſind, daß ihnen der Ver- ſuch nicht von ſtatten gegangen, wenn ſie ihn anſtellen wollen, und daher Anlaß ge- nommen die Wahrheit in Zweiffel zu zie- hen; ſo hat Rohaulta ausgeſonnen, wie man es machen muͤſſe, daß derſelbe einem nicht mislinge. Er hat demnach einen Ort dazu erwehlet, wo nicht mehr Licht hin- kommen konnte, als genung war die Kugel gantz zuerleuchten und in den Ort, wo das Auge hin gehoͤret ein weiſſes Papier gehal- ten, ſo haben ſich die Farben des Regenbo- gens auf einmahl darauf gezeiget. Nem- lich weil die Kugel groß iſt, ſo kan ſie die Stelle vieler Tropffen zugleich vertreten,
die
aTract. Phyſ. part. 3. c. 17. §. 10. p. m. 433. & ſeqq.
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und andern Lufft-Erſcheinungen.
wird. Es wird aber der Winckel BOH
wie vorhin (§. 292) determiniret, wenn
die Linie IH durch das Auge O mit dem
Strahle der Sonne SA parallel, oder, wel-
ches wegen der Groͤſſe der Sonne in Anſe-
hung der kleinen Weite des Regen-Bogens
von der Erde gleich viel iſt, aus der Son-
ne durch das Auge O gezogen wird. Man
kan es ebenfalls wieder ſo finden, wenn man
eine Kugel mit Waſſer gegen die Sonne
aufhaͤnget und bald erhoͤhet, bald erniedri-
get, biß ſich die Regen-Bogen-Farben
verkehrt darinnen zeigen. Weil einige un-
gluͤcklich geweſen ſind, daß ihnen der Ver-
ſuch nicht von ſtatten gegangen, wenn ſie
ihn anſtellen wollen, und daher Anlaß ge-
nommen die Wahrheit in Zweiffel zu zie-
hen; ſo hat Rohault a ausgeſonnen, wie
man es machen muͤſſe, daß derſelbe einem
nicht mislinge. Er hat demnach einen
Ort dazu erwehlet, wo nicht mehr Licht hin-
kommen konnte, als genung war die Kugel
gantz zuerleuchten und in den Ort, wo das
Auge hin gehoͤret ein weiſſes Papier gehal-
ten, ſo haben ſich die Farben des Regenbo-
gens auf einmahl darauf gezeiget. Nem-
lich weil die Kugel groß iſt, ſo kan ſie die
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& ſeqq.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/435>, abgerufen am 22.11.2024.
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