gegen aber auf sehr hohe Gebürge noch un- geschmoltzen fället.
Wenn es unter ein- ander schneyet und re- gnet.
§. 283.
Wenn die untere Lufft zwar warm ist, alle Schnee-Flocken aber nicht weich und zum schmeltzen aufgeleget seyn; so pflegen auch einige zu schmeltzen, indem sie in die untere Lufft kommen. Andere hin- gegen fallen ungeschmoltzen durch. Und dieses ist die Ursache, warumb es unterwei- len, sonderlich gegen den Frühling und im Anfange desselben, zugleich regnet und schneyet.
Warumb unterwei- len ein sehr gras- ser Schnee fället.
§. 284.
Man hat Exempel, wie vor we- nigen Jahren sich in Schlesien und Böh- men ereignet, daß ein so grosser Schnee fället, der die Wagen auf der Strasse und die Thüren der Gebäude bedecket. Da der Schnee mit dem Regen übereinkommet, und bloß darinnen unterschieden ist, daß die Dünste gefroren sind; so siehet man leicht, daß ein so grosser Schnee mit einem Wol- ckenbruche übereinkommet und dannenhero mit ihm einerley Ursache hat (§. 280).
Von der Lockerkeit des Schnees.
§. 285.
De la Hire hat bey der König- lichen Academie der Wissenschafften zu Paris lange Jahre das Wetter observiret und gemeiniglich gefunden, daß, wenn der Schnee geschmoltzen, das Wasser den fünfften bis sechsten Theil von dem Rau- me eingenommen, den der Schnee erfüllete. A. 1711 trug sich etwas besonders zu, da in
der
Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen,
gegen aber auf ſehr hohe Gebuͤrge noch un- geſchmoltzen faͤllet.
Wenn es unter ein- ander ſchneyet und re- gnet.
§. 283.
Wenn die untere Lufft zwar warm iſt, alle Schnee-Flocken aber nicht weich und zum ſchmeltzen aufgeleget ſeyn; ſo pflegen auch einige zu ſchmeltzen, indem ſie in die untere Lufft kommen. Andere hin- gegen fallen ungeſchmoltzen durch. Und dieſes iſt die Urſache, warumb es unterwei- len, ſonderlich gegen den Fruͤhling und im Anfange deſſelben, zugleich regnet und ſchneyet.
Warumb unteꝛwei- len ein ſehr graſ- ſer Schnee faͤllet.
§. 284.
Man hat Exempel, wie vor we- nigen Jahren ſich in Schleſien und Boͤh- men ereignet, daß ein ſo groſſer Schnee faͤllet, der die Wagen auf der Straſſe und die Thuͤren der Gebaͤude bedecket. Da der Schnee mit dem Regen uͤbereinkommet, und bloß darinnen unterſchieden iſt, daß die Duͤnſte gefroren ſind; ſo ſiehet man leicht, daß ein ſo groſſer Schnee mit einem Wol- ckenbruche uͤbereinkommet und dannenhero mit ihm einerley Urſache hat (§. 280).
Von der Lockerkeit des Schnees.
§. 285.
De la Hire hat bey der Koͤnig- lichen Academie der Wiſſenſchafften zu Paris lange Jahre das Wetter obſerviret und gemeiniglich gefunden, daß, wenn der Schnee geſchmoltzen, das Waſſer den fuͤnfften bis ſechſten Theil von dem Rau- me eingenommen, den der Schnee erfuͤllete. A. 1711 trug ſich etwas beſonders zu, da in
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Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen,
gegen aber auf ſehr hohe Gebuͤrge noch un-
geſchmoltzen faͤllet.
§. 283. Wenn die untere Lufft zwar
warm iſt, alle Schnee-Flocken aber nicht
weich und zum ſchmeltzen aufgeleget ſeyn;
ſo pflegen auch einige zu ſchmeltzen, indem ſie
in die untere Lufft kommen. Andere hin-
gegen fallen ungeſchmoltzen durch. Und
dieſes iſt die Urſache, warumb es unterwei-
len, ſonderlich gegen den Fruͤhling und im
Anfange deſſelben, zugleich regnet und
ſchneyet.
§. 284. Man hat Exempel, wie vor we-
nigen Jahren ſich in Schleſien und Boͤh-
men ereignet, daß ein ſo groſſer Schnee
faͤllet, der die Wagen auf der Straſſe und die
Thuͤren der Gebaͤude bedecket. Da der
Schnee mit dem Regen uͤbereinkommet,
und bloß darinnen unterſchieden iſt, daß die
Duͤnſte gefroren ſind; ſo ſiehet man leicht,
daß ein ſo groſſer Schnee mit einem Wol-
ckenbruche uͤbereinkommet und dannenhero
mit ihm einerley Urſache hat (§. 280).
§. 285. De la Hire hat bey der Koͤnig-
lichen Academie der Wiſſenſchafften zu
Paris lange Jahre das Wetter obſerviret
und gemeiniglich gefunden, daß, wenn der
Schnee geſchmoltzen, das Waſſer den
fuͤnfften bis ſechſten Theil von dem Rau-
me eingenommen, den der Schnee erfuͤllete.
A. 1711 trug ſich etwas beſonders zu, da in
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/416>, abgerufen am 25.11.2024.
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