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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Von dem Winde.
auch einen Unterscheid zu machen unter der
Wärme der Lufft und unter der Hitze. Gros-
se Hitze kan nicht mit dem Winde bestehen,
aber wohl Wärme.

§. 220.

Jch habe erst vorher erinnert,Wenn
der Wind
kalt ist.

daß es gegen den Pol zu kälter ist als gegen
die Linie (§. 217). Derowegen wenn der
Wind aus denen gegen den Pol gelegenen
Ländern bläset, sonderlich zu Winters-Zeit,
so bringet er kalte Lufft mit sich. Dero-
wegen ist derselbe Wind, sonderlich zu Win-
ters-Zeit, kalt. Wenn das Land, daher
der Wind bläset, gefroren und mit Schnee
bedecket ist, es mag festes Land, oder Was-
ser seyn, so muß auch die Lufft daselbst sehr
kalt seyn (§. 110 T. II. Exper.). Dero-
wegen bringet auch er kalte Lufft mit sich
und ist dannenhero zur Winters-Zeit kalt.
Auf Gebürgen ist es auch im Sommer kalt,
und im Winter viel kälter als im Thale, wie
allen denen bekand ist, die sich um Gebürge
aufgehalten. Wenn demnach der Wind
übers Gebürge bläset, so ist er im Sommer
kühle, hingegen im Winter kalt. Was ich
aber vorhin erinnert, daß einerley Wind,
der einmahl an sich nicht wärmer ist als das
andere, doch wärmer zu seyn scheinen kan
als das andere (§. 218); eben das gielt auch
hier von der Kälte des Windes. Man
darf nur die daselbst gegebene Ursachen erwe-
gen; so wird man es bald sehen.

§. 221.

Cap. III. Von dem Winde.
auch einen Unterſcheid zu machen unter der
Waͤrme der Lufft und unter der Hitze. Groſ-
ſe Hitze kan nicht mit dem Winde beſtehen,
aber wohl Waͤrme.

§. 220.

Jch habe erſt vorher erinnert,Wenn
der Wind
kalt iſt.

daß es gegen den Pol zu kaͤlter iſt als gegen
die Linie (§. 217). Derowegen wenn der
Wind aus denen gegen den Pol gelegenen
Laͤndern blaͤſet, ſonderlich zu Winters-Zeit,
ſo bringet er kalte Lufft mit ſich. Dero-
wegen iſt derſelbe Wind, ſonderlich zu Win-
ters-Zeit, kalt. Wenn das Land, daher
der Wind blaͤſet, gefroren und mit Schnee
bedecket iſt, es mag feſtes Land, oder Waſ-
ſer ſeyn, ſo muß auch die Lufft daſelbſt ſehr
kalt ſeyn (§. 110 T. II. Exper.). Dero-
wegen bringet auch er kalte Lufft mit ſich
und iſt dannenhero zur Winters-Zeit kalt.
Auf Gebuͤrgen iſt es auch im Sommer kalt,
und im Winter viel kaͤlter als im Thale, wie
allen denen bekand iſt, die ſich um Gebuͤrge
aufgehalten. Wenn demnach der Wind
uͤbers Gebuͤrge blaͤſet, ſo iſt er im Sommer
kuͤhle, hingegen im Winter kalt. Was ich
aber vorhin erinnert, daß einerley Wind,
der einmahl an ſich nicht waͤrmer iſt als das
andere, doch waͤrmer zu ſeyn ſcheinen kan
als das andere (§. 218); eben das gielt auch
hier von der Kaͤlte des Windes. Man
darf nur die daſelbſt gegebene Urſachen erwe-
gen; ſo wird man es bald ſehen.

§. 221.
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[301/0337] Cap. III. Von dem Winde. auch einen Unterſcheid zu machen unter der Waͤrme der Lufft und unter der Hitze. Groſ- ſe Hitze kan nicht mit dem Winde beſtehen, aber wohl Waͤrme. §. 220. Jch habe erſt vorher erinnert, daß es gegen den Pol zu kaͤlter iſt als gegen die Linie (§. 217). Derowegen wenn der Wind aus denen gegen den Pol gelegenen Laͤndern blaͤſet, ſonderlich zu Winters-Zeit, ſo bringet er kalte Lufft mit ſich. Dero- wegen iſt derſelbe Wind, ſonderlich zu Win- ters-Zeit, kalt. Wenn das Land, daher der Wind blaͤſet, gefroren und mit Schnee bedecket iſt, es mag feſtes Land, oder Waſ- ſer ſeyn, ſo muß auch die Lufft daſelbſt ſehr kalt ſeyn (§. 110 T. II. Exper.). Dero- wegen bringet auch er kalte Lufft mit ſich und iſt dannenhero zur Winters-Zeit kalt. Auf Gebuͤrgen iſt es auch im Sommer kalt, und im Winter viel kaͤlter als im Thale, wie allen denen bekand iſt, die ſich um Gebuͤrge aufgehalten. Wenn demnach der Wind uͤbers Gebuͤrge blaͤſet, ſo iſt er im Sommer kuͤhle, hingegen im Winter kalt. Was ich aber vorhin erinnert, daß einerley Wind, der einmahl an ſich nicht waͤrmer iſt als das andere, doch waͤrmer zu ſeyn ſcheinen kan als das andere (§. 218); eben das gielt auch hier von der Kaͤlte des Windes. Man darf nur die daſelbſt gegebene Urſachen erwe- gen; ſo wird man es bald ſehen. Wenn der Wind kalt iſt. §. 221.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/337>, abgerufen am 10.05.2024.