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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Von dem Winde.
Wenn ein
Wind|
feuchte
ist.
§. 221.

Aus der See steigen täglich eine
grosse Menge Dünste auf (§. 86. T. II. Ex-
per.
) und daher muß die Lufft, welche über
der See ist, mit mehreren Dünsten erfüllet
seyn, als die über dem festen Lande stehet.
Derowegen wenn der Wind über die See
bläset, so bringet er Lufft mit vielen wäßeri-
gen Dünsten mit sich und demnach ist er
feuchte (§ 216): hingegen wenn er über
trockenes Land bläset, oder auch des Win-
ters über gefrornes Wasser, so ist er trocken
(§. cit.|).

Ob der
Wind, so
über die
gefrorne
See blä-
set, feuch-
te seyn
kan.
§. 222.

Das Eis und der Schnee dün-
sten noch immer aus und zwar desto mehr,
je grösser die Kälte ist (§. 87. T. II. Exper.):
wie man denn auch findet, daß bey zuneh-
mender Kälte, das Wasser noch immer tief-
fer gefrieret, und also seine Wärme ihm
durch das bereits gefrorne Eis entgehen
muß, indem die äussere Lufft, welche es be-
rühret, kälter wird als sie vorher war (§.
76.). Derowegen wird die Lufft über
dem gefrornen Wasser auch noch mit Dün-
sten erfüllet. Wenn demnach der Wind
aus einem solchen Orte bläset, so kan er
noch Dünste mit sich bringen, die in unse-
rer wärmeren Lufft wässerig werden und sie
feuchte machen. Und aus dieser Ursache
gehet es auch an, daß der Wind, welcher ü-
ber die gefrorne See bläset, noch feuchte ver-
bleibet. Wiewohl da aus der gefrornen

See
Cap. III. Von dem Winde.
Wenn ein
Wind|
feuchte
iſt.
§. 221.

Aus der See ſteigen taͤglich eine
groſſe Menge Duͤnſte auf (§. 86. T. II. Ex-
per.
) und daher muß die Lufft, welche uͤber
der See iſt, mit mehreren Duͤnſten erfuͤllet
ſeyn, als die uͤber dem feſten Lande ſtehet.
Derowegen wenn der Wind uͤber die See
blaͤſet, ſo bringet er Lufft mit vielen waͤßeri-
gen Duͤnſten mit ſich und demnach iſt er
feuchte (§ 216): hingegen wenn er uͤber
trockenes Land blaͤſet, oder auch des Win-
ters uͤber gefrornes Waſſer, ſo iſt er trocken
(§. cit.|).

Ob der
Wind, ſo
uͤber die
gefrorne
See blaͤ-
ſet, feuch-
te ſeyn
kan.
§. 222.

Das Eis und der Schnee duͤn-
ſten noch immer aus und zwar deſto mehr,
je groͤſſer die Kaͤlte iſt (§. 87. T. II. Exper.):
wie man denn auch findet, daß bey zuneh-
mender Kaͤlte, das Waſſer noch immer tief-
fer gefrieret, und alſo ſeine Waͤrme ihm
durch das bereits gefrorne Eis entgehen
muß, indem die aͤuſſere Lufft, welche es be-
ruͤhret, kaͤlter wird als ſie vorher war (§.
76.). Derowegen wird die Lufft uͤber
dem gefrornen Waſſer auch noch mit Duͤn-
ſten erfuͤllet. Wenn demnach der Wind
aus einem ſolchen Orte blaͤſet, ſo kan er
noch Duͤnſte mit ſich bringen, die in unſe-
rer waͤrmeren Lufft waͤſſerig werden und ſie
feuchte machen. Und aus dieſer Urſache
gehet es auch an, daß der Wind, welcher uͤ-
ber die gefrorne See blaͤſet, noch feuchte ver-
bleibet. Wiewohl da aus der gefrornen

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[302/0338] Cap. III. Von dem Winde. §. 221. Aus der See ſteigen taͤglich eine groſſe Menge Duͤnſte auf (§. 86. T. II. Ex- per.) und daher muß die Lufft, welche uͤber der See iſt, mit mehreren Duͤnſten erfuͤllet ſeyn, als die uͤber dem feſten Lande ſtehet. Derowegen wenn der Wind uͤber die See blaͤſet, ſo bringet er Lufft mit vielen waͤßeri- gen Duͤnſten mit ſich und demnach iſt er feuchte (§ 216): hingegen wenn er uͤber trockenes Land blaͤſet, oder auch des Win- ters uͤber gefrornes Waſſer, ſo iſt er trocken (§. cit.|). §. 222. Das Eis und der Schnee duͤn- ſten noch immer aus und zwar deſto mehr, je groͤſſer die Kaͤlte iſt (§. 87. T. II. Exper.): wie man denn auch findet, daß bey zuneh- mender Kaͤlte, das Waſſer noch immer tief- fer gefrieret, und alſo ſeine Waͤrme ihm durch das bereits gefrorne Eis entgehen muß, indem die aͤuſſere Lufft, welche es be- ruͤhret, kaͤlter wird als ſie vorher war (§. 76.). Derowegen wird die Lufft uͤber dem gefrornen Waſſer auch noch mit Duͤn- ſten erfuͤllet. Wenn demnach der Wind aus einem ſolchen Orte blaͤſet, ſo kan er noch Duͤnſte mit ſich bringen, die in unſe- rer waͤrmeren Lufft waͤſſerig werden und ſie feuchte machen. Und aus dieſer Urſache gehet es auch an, daß der Wind, welcher uͤ- ber die gefrorne See blaͤſet, noch feuchte ver- bleibet. Wiewohl da aus der gefrornen See

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/338>, abgerufen am 25.11.2024.