Dienstag genennet. Und wir werden künff- tig bey der Witterung sehen, was die Win- de zu verschiedenen Jahres Zeiten beytra- gen.
§. 215.
Ein Wind bläset immer stärckerWoher Sturm- winde kommen. als der andere und unterweilen sind die Winde so starck, daß sie auch die Bäume in den Wäldern mit ihren Wurtzeln her- aus reissen und umwerffen, auch sonst an Gebäuden und anderen Sachen vielen Schaden thun. Der Wind ist eine Be- wegung der Lufft (§. 205). Wenn er dem- nach eine grosse Krafft erhalten soll, so muß er sich geschwinde bewegen (§. 656. Met.). Und man spüret auch die Ge- schwindigkeit der Bewegung aus leichten Sachen, die man zur Zeit, wenn er stürmet, in die Lufft fahren lässet. Wollte man auf Jnstrumente und Machinen bedacht seyn dadurch man die Geschwindigkeit des Windes genau abmessen könnte; so würde man es noch deutlicher ersehen. Die Lufft beweget sich aus einem Orte in den andern mit desto grösserer Geschwindigkeit, je grösser der Unterscheid ihrer ausdehnenden Krafft oder Schweere ist (§. 75. 76 T. II. Ex- per.). Derowegen entstehen Sturm- winde, wenn dieser Unterscheid in benach- bahrten Ländern sehr groß ist. Und hier- aus verstehet man überhaupt, warumb im-
mer
T 5
Cap. III. Von dem Winde.
Dienſtag genennet. Und wir werden kuͤnff- tig bey der Witterung ſehen, was die Win- de zu verſchiedenen Jahres Zeiten beytra- gen.
§. 215.
Ein Wind blaͤſet immer ſtaͤrckerWoher Sturm- winde kommen. als der andere und unterweilen ſind die Winde ſo ſtarck, daß ſie auch die Baͤume in den Waͤldern mit ihren Wurtzeln her- aus reiſſen und umwerffen, auch ſonſt an Gebaͤuden und anderen Sachen vielen Schaden thun. Der Wind iſt eine Be- wegung der Lufft (§. 205). Wenn er dem- nach eine groſſe Krafft erhalten ſoll, ſo muß er ſich geſchwinde bewegen (§. 656. Met.). Und man ſpuͤret auch die Ge- ſchwindigkeit der Bewegung aus leichten Sachen, die man zur Zeit, wenn er ſtuͤrmet, in die Lufft fahren laͤſſet. Wollte man auf Jnſtrumente und Machinen bedacht ſeyn dadurch man die Geſchwindigkeit des Windes genau abmeſſen koͤnnte; ſo wuͤrde man es noch deutlicher erſehen. Die Lufft beweget ſich aus einem Orte in den andern mit deſto groͤſſerer Geſchwindigkeit, je groͤſſer der Unterſcheid ihrer ausdehnenden Krafft oder Schweere iſt (§. 75. 76 T. II. Ex- per.). Derowegen entſtehen Sturm- winde, wenn dieſer Unterſcheid in benach- bahrten Laͤndern ſehr groß iſt. Und hier- aus verſtehet man uͤberhaupt, warumb im-
mer
T 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0333"n="297"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Winde.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Dienſtag</hi> genennet. Und wir werden kuͤnff-<lb/>
tig bey der Witterung ſehen, was die Win-<lb/>
de zu verſchiedenen Jahres Zeiten beytra-<lb/>
gen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 215.</head><p>Ein Wind blaͤſet immer ſtaͤrcker<noteplace="right">Woher<lb/>
Sturm-<lb/>
winde<lb/>
kommen.</note><lb/>
als der andere und unterweilen ſind die<lb/>
Winde ſo ſtarck, daß ſie auch die Baͤume<lb/>
in den Waͤldern mit ihren Wurtzeln her-<lb/>
aus reiſſen und umwerffen, auch ſonſt an<lb/>
Gebaͤuden und anderen Sachen vielen<lb/>
Schaden thun. Der Wind iſt eine Be-<lb/>
wegung der Lufft (§. 205). Wenn er dem-<lb/>
nach eine groſſe Krafft erhalten ſoll, ſo muß<lb/>
er ſich geſchwinde bewegen (§. 656.<lb/><hirendition="#aq">Met.</hi>). Und man ſpuͤret auch die Ge-<lb/>ſchwindigkeit der Bewegung aus leichten<lb/>
Sachen, die man zur Zeit, wenn er ſtuͤrmet,<lb/>
in die Lufft fahren laͤſſet. Wollte man auf<lb/>
Jnſtrumente und Machinen bedacht ſeyn<lb/>
dadurch man die Geſchwindigkeit des<lb/>
Windes genau abmeſſen koͤnnte; ſo wuͤrde<lb/>
man es noch deutlicher erſehen. Die Lufft<lb/>
beweget ſich aus einem Orte in den andern<lb/>
mit deſto groͤſſerer Geſchwindigkeit, je<lb/>
groͤſſer der Unterſcheid ihrer ausdehnenden<lb/>
Krafft oder Schweere iſt (§. 75. 76 <hirendition="#aq">T. II. Ex-<lb/>
per.</hi>). Derowegen entſtehen Sturm-<lb/>
winde, wenn dieſer Unterſcheid in benach-<lb/>
bahrten Laͤndern ſehr groß iſt. Und hier-<lb/>
aus verſtehet man uͤberhaupt, warumb im-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">mer</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[297/0333]
Cap. III. Von dem Winde.
Dienſtag genennet. Und wir werden kuͤnff-
tig bey der Witterung ſehen, was die Win-
de zu verſchiedenen Jahres Zeiten beytra-
gen.
§. 215. Ein Wind blaͤſet immer ſtaͤrcker
als der andere und unterweilen ſind die
Winde ſo ſtarck, daß ſie auch die Baͤume
in den Waͤldern mit ihren Wurtzeln her-
aus reiſſen und umwerffen, auch ſonſt an
Gebaͤuden und anderen Sachen vielen
Schaden thun. Der Wind iſt eine Be-
wegung der Lufft (§. 205). Wenn er dem-
nach eine groſſe Krafft erhalten ſoll, ſo muß
er ſich geſchwinde bewegen (§. 656.
Met.). Und man ſpuͤret auch die Ge-
ſchwindigkeit der Bewegung aus leichten
Sachen, die man zur Zeit, wenn er ſtuͤrmet,
in die Lufft fahren laͤſſet. Wollte man auf
Jnſtrumente und Machinen bedacht ſeyn
dadurch man die Geſchwindigkeit des
Windes genau abmeſſen koͤnnte; ſo wuͤrde
man es noch deutlicher erſehen. Die Lufft
beweget ſich aus einem Orte in den andern
mit deſto groͤſſerer Geſchwindigkeit, je
groͤſſer der Unterſcheid ihrer ausdehnenden
Krafft oder Schweere iſt (§. 75. 76 T. II. Ex-
per.). Derowegen entſtehen Sturm-
winde, wenn dieſer Unterſcheid in benach-
bahrten Laͤndern ſehr groß iſt. Und hier-
aus verſtehet man uͤberhaupt, warumb im-
mer
Woher
Sturm-
winde
kommen.
T 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/333>, abgerufen am 09.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.