ben wird, ob die Veränderungen, welchekäntnis hierbey nutzet. sich durch Wärme, Kälte und Ausdünstun- gen ereignen können (§. 206. 207. 208) groß genung sind eine solche Bewegung in der Luft zuverursachen, dergleichen wir bey dem Winde verspüren. Und dieser Zweiffel möchte denen um so viel eher einkommen, welche die Versuche erwegen, dadurch ich (§. 75. 76. T. II. Exper.) die Möglichkeit habe zeigen wollen, daß durch dergleichen Veränderungen in der Lufft Bewegungen in ihr entstehen können. Allein denen die- net zum Bescheide, was ich dazu schon (§. 78. T. II. Exper.) ertheilet, daß man oh- ne mathematische Erkäntnis nicht erweisen könne, es überschreite die Geschwindigkeit des Windes keinesweges die Kräffte der Natur, wie ich es auch schon A. 1709 aus- gemacht, da ich meine Elementa Aero- metriae zuerst heraus gab. Und siehet man demnach, was ich öffters zuerinnern gewohnet bin, daß man ohne mathemati- sche Erkäntnis der Natur nicht immer zu einer Gewißheit gelangen kan. Derowe- gen werden wir uns auch künfftig in dem Lateinischen Wercke angelegen seyn lassen auf dieselbe mit zusehen.
§. 214.
Die Winde bringen Dünste,Nutzen der Winde, die von der See aufsteigen, in Länder, welche weit von ihr entfernet sind. Und eben dieses sind diejenigen, welche uns den Regen brin-
gen
T 4
Cap. III. Von dem Wiude.
ben wird, ob die Veraͤnderungen, welchekaͤntnis hierbey nutzet. ſich durch Waͤrme, Kaͤlte und Ausduͤnſtun- gen ereignen koͤnnen (§. 206. 207. 208) groß genung ſind eine ſolche Bewegung in der Luft zuverurſachen, dergleichen wir bey dem Winde verſpuͤren. Und dieſer Zweiffel moͤchte denen um ſo viel eher einkommen, welche die Verſuche erwegen, dadurch ich (§. 75. 76. T. II. Exper.) die Moͤglichkeit habe zeigen wollen, daß durch dergleichen Veraͤnderungen in der Lufft Bewegungen in ihr entſtehen koͤnnen. Allein denen die- net zum Beſcheide, was ich dazu ſchon (§. 78. T. II. Exper.) ertheilet, daß man oh- ne mathematiſche Erkaͤntnis nicht erweiſen koͤnne, es uͤberſchreite die Geſchwindigkeit des Windes keinesweges die Kraͤffte der Natur, wie ich es auch ſchon A. 1709 aus- gemacht, da ich meine Elementa Aero- metriæ zuerſt heraus gab. Und ſiehet man demnach, was ich oͤffters zuerinnern gewohnet bin, daß man ohne mathemati- ſche Erkaͤntnis der Natur nicht immer zu einer Gewißheit gelangen kan. Derowe- gen werden wir uns auch kuͤnfftig in dem Lateiniſchen Wercke angelegen ſeyn laſſen auf dieſelbe mit zuſehen.
§. 214.
Die Winde bringen Duͤnſte,Nutzen der Winde, die von der See aufſteigen, in Laͤnder, welche weit von ihr entfernet ſind. Und eben dieſes ſind diejenigen, welche uns den Regen brin-
gen
T 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0331"n="295"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Wiude.</hi></fw><lb/>
ben wird, ob die Veraͤnderungen, welche<noteplace="right">kaͤntnis<lb/>
hierbey<lb/>
nutzet.</note><lb/>ſich durch Waͤrme, Kaͤlte und Ausduͤnſtun-<lb/>
gen ereignen koͤnnen (§. 206. 207. 208) groß<lb/>
genung ſind eine ſolche Bewegung in der<lb/>
Luft zuverurſachen, dergleichen wir bey dem<lb/>
Winde verſpuͤren. Und dieſer Zweiffel<lb/>
moͤchte denen um ſo viel eher einkommen,<lb/>
welche die Verſuche erwegen, dadurch ich<lb/>
(§. 75. 76. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>) die Moͤglichkeit<lb/>
habe zeigen wollen, daß durch dergleichen<lb/>
Veraͤnderungen in der Lufft Bewegungen<lb/>
in ihr entſtehen koͤnnen. Allein denen die-<lb/>
net zum Beſcheide, was ich dazu ſchon (§.<lb/>
78. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>) ertheilet, daß man oh-<lb/>
ne mathematiſche Erkaͤntnis nicht erweiſen<lb/>
koͤnne, es uͤberſchreite die Geſchwindigkeit<lb/>
des Windes keinesweges die Kraͤffte der<lb/>
Natur, wie ich es auch ſchon A. 1709 aus-<lb/>
gemacht, da ich meine <hirendition="#aq">Elementa <hirendition="#i">A</hi>ero-<lb/>
metriæ</hi> zuerſt heraus gab. Und ſiehet<lb/>
man demnach, was ich oͤffters zuerinnern<lb/>
gewohnet bin, daß man ohne mathemati-<lb/>ſche Erkaͤntnis der Natur nicht immer zu<lb/>
einer Gewißheit gelangen kan. Derowe-<lb/>
gen werden wir uns auch kuͤnfftig in dem<lb/>
Lateiniſchen Wercke angelegen ſeyn laſſen<lb/>
auf dieſelbe mit zuſehen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 214.</head><p>Die Winde bringen Duͤnſte,<noteplace="right">Nutzen<lb/>
der<lb/>
Winde,</note><lb/>
die von der See aufſteigen, in Laͤnder, welche<lb/>
weit von ihr entfernet ſind. Und eben dieſes<lb/>ſind diejenigen, welche uns den Regen brin-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[295/0331]
Cap. III. Von dem Wiude.
ben wird, ob die Veraͤnderungen, welche
ſich durch Waͤrme, Kaͤlte und Ausduͤnſtun-
gen ereignen koͤnnen (§. 206. 207. 208) groß
genung ſind eine ſolche Bewegung in der
Luft zuverurſachen, dergleichen wir bey dem
Winde verſpuͤren. Und dieſer Zweiffel
moͤchte denen um ſo viel eher einkommen,
welche die Verſuche erwegen, dadurch ich
(§. 75. 76. T. II. Exper.) die Moͤglichkeit
habe zeigen wollen, daß durch dergleichen
Veraͤnderungen in der Lufft Bewegungen
in ihr entſtehen koͤnnen. Allein denen die-
net zum Beſcheide, was ich dazu ſchon (§.
78. T. II. Exper.) ertheilet, daß man oh-
ne mathematiſche Erkaͤntnis nicht erweiſen
koͤnne, es uͤberſchreite die Geſchwindigkeit
des Windes keinesweges die Kraͤffte der
Natur, wie ich es auch ſchon A. 1709 aus-
gemacht, da ich meine Elementa Aero-
metriæ zuerſt heraus gab. Und ſiehet
man demnach, was ich oͤffters zuerinnern
gewohnet bin, daß man ohne mathemati-
ſche Erkaͤntnis der Natur nicht immer zu
einer Gewißheit gelangen kan. Derowe-
gen werden wir uns auch kuͤnfftig in dem
Lateiniſchen Wercke angelegen ſeyn laſſen
auf dieſelbe mit zuſehen.
kaͤntnis
hierbey
nutzet.
§. 214. Die Winde bringen Duͤnſte,
die von der See aufſteigen, in Laͤnder, welche
weit von ihr entfernet ſind. Und eben dieſes
ſind diejenigen, welche uns den Regen brin-
gen
Nutzen
der
Winde,
T 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/331>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.