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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Von dem Mond.
ansehen, so wird man was ich gesaget dar-
innen erblicken. Jn dem Horizont auf
dem Erdboden scheidet sich auch das Licht
und erhält daselbst seine Gräntzen, in so
weit wir es sehen können. Es hat sich dem-
nach Hevelius auf seinem Observatorio
zu Da ntzig durch ein Fernglaß umgesehen
und gefunden, daß, wo der Horizont eben
ist, dergleichen er bey ihm auf der offenbah-
ren See angetroffen, die Gräntzen des Lich-
tes in einem gleichen Zuge fortgegangen;
hingegen wo er Berge und Thäler hat, die-
selben hin und wieder unterbrochen sich
gleichsam schlangenweise fortziehen, eben
wie man es in dem Mond siehet. Hieraus
nun erhellet, daß der Mond in den Orten, wo
die dunckelen Flecken seyn, eben ist; an
den übrigen aber, wo er helle leuchtet, hin
und wieder mit Bergen und Thälern ver-
sehen. Wollte man sagen, es könnten viel-
leicht nur kleine Hügel seyn, die wir vor
Berge ausgeben; dem wird der Gedancke
bald verschwinden, wenn er bedencket, wie
weit der Mond von der Erde weg ist (§. 536
Astron.) und wie klein er nach Proportion
seiner wahren Grösse aussiehet (§. 552 A-
stron.
), ja daß Hevelius nach mathema-
tischen Gründen, die ich auch in meinen
Anfangs-Gründen (§. 562 Astron.) erklä-
ret, ausgerechnet, daß die Berge im Mond

bis
N 5

Cap. III. Von dem Mond.
anſehen, ſo wird man was ich geſaget dar-
innen erblicken. Jn dem Horizont auf
dem Erdboden ſcheidet ſich auch das Licht
und erhaͤlt daſelbſt ſeine Graͤntzen, in ſo
weit wir es ſehen koͤnnen. Es hat ſich dem-
nach Hevelius auf ſeinem Obſervatorio
zu Da ntzig durch ein Fernglaß umgeſehen
und gefunden, daß, wo der Horizont eben
iſt, dergleichen er bey ihm auf der offenbah-
ren See angetroffen, die Graͤntzen des Lich-
tes in einem gleichen Zuge fortgegangen;
hingegen wo er Berge und Thaͤler hat, die-
ſelben hin und wieder unterbrochen ſich
gleichſam ſchlangenweiſe fortziehen, eben
wie man es in dem Mond ſiehet. Hieraus
nun erhellet, daß der Mond in den Orten, wo
die dunckelen Flecken ſeyn, eben iſt; an
den uͤbrigen aber, wo er helle leuchtet, hin
und wieder mit Bergen und Thaͤlern ver-
ſehen. Wollte man ſagen, es koͤnnten viel-
leicht nur kleine Huͤgel ſeyn, die wir vor
Berge ausgeben; dem wird der Gedancke
bald verſchwinden, wenn er bedencket, wie
weit der Mond von der Erde weg iſt (§. 536
Aſtron.) und wie klein er nach Proportion
ſeiner wahren Groͤſſe ausſiehet (§. 552 A-
ſtron.
), ja daß Hevelius nach mathema-
tiſchen Gruͤnden, die ich auch in meinen
Anfangs-Gruͤnden (§. 562 Aſtron.) erklaͤ-
ret, ausgerechnet, daß die Berge im Mond

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[201/0237] Cap. III. Von dem Mond. anſehen, ſo wird man was ich geſaget dar- innen erblicken. Jn dem Horizont auf dem Erdboden ſcheidet ſich auch das Licht und erhaͤlt daſelbſt ſeine Graͤntzen, in ſo weit wir es ſehen koͤnnen. Es hat ſich dem- nach Hevelius auf ſeinem Obſervatorio zu Da ntzig durch ein Fernglaß umgeſehen und gefunden, daß, wo der Horizont eben iſt, dergleichen er bey ihm auf der offenbah- ren See angetroffen, die Graͤntzen des Lich- tes in einem gleichen Zuge fortgegangen; hingegen wo er Berge und Thaͤler hat, die- ſelben hin und wieder unterbrochen ſich gleichſam ſchlangenweiſe fortziehen, eben wie man es in dem Mond ſiehet. Hieraus nun erhellet, daß der Mond in den Orten, wo die dunckelen Flecken ſeyn, eben iſt; an den uͤbrigen aber, wo er helle leuchtet, hin und wieder mit Bergen und Thaͤlern ver- ſehen. Wollte man ſagen, es koͤnnten viel- leicht nur kleine Huͤgel ſeyn, die wir vor Berge ausgeben; dem wird der Gedancke bald verſchwinden, wenn er bedencket, wie weit der Mond von der Erde weg iſt (§. 536 Aſtron.) und wie klein er nach Proportion ſeiner wahren Groͤſſe ausſiehet (§. 552 A- ſtron.), ja daß Hevelius nach mathema- tiſchen Gruͤnden, die ich auch in meinen Anfangs-Gruͤnden (§. 562 Aſtron.) erklaͤ- ret, ausgerechnet, daß die Berge im Mond bis N 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/237>, abgerufen am 03.05.2024.