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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. II. Von dem Unterscheide
Dichtigkeit ab. Und solcher gestalt ist ein
Cörper dichter als der andere, nach dem vie-
le oder wenige Zwischen-Räumlein in sei-
ner beständigen Materie und in ihm zu fin-
den sind. Wenn wenige Zwischen-Räum-
lein in den kleinesten Theilen, mehrere aber,
oder auch grössere zwischen ihnen und den
grösseren anzutreffen sind; so ist die bestän-
dige Materie dichte, der Cörper hingegen
ist nicht so dichte: wenn in jenen viele und
in diesen viele, oder auch grosse Zwischen-
Raumlein vorhanden sind; so ist der Cör-
per um soviel weniger dichte. Hingegen
wenn in jenen viele Zwischen-Räumlein, in
diesen wenige und kleine zu finden, so ist
zwar der Cörper an sich dichte, aber die ei-
genthümliche beständige Materie ist nicht
so dichte, und daher ist auch der gantze Cör-
per überhaupt betrachtet nicht dichte.

Warumb
Cörper
sehr dich-
te ausse-
hen kön-
nen, die es
nicht sind.
§. 38.

Die kleinesten Theile der na-
türlichen Cörper lassen sich auch nicht durch
das Vergrösserungs-Glaß entdecken (§. 3.)
und noch weniger die Zwischen-Räumlein,
die in ihnen anzutreffen, wie auch zur Gnü-
ge diejenigen erfahren, welche allerhand
Materien, die sie nur immer mehr in der
Natur antreffen, durch die besten Vergrös-
serungs Gläser betrachten. Und was ich
davon (§. 82 & seq. T. III. Exper.) an-
geführet, kan gleichfalls zur Erklärung die-
nen. Wenn demnach der Cörper nicht

dich-

Cap. II. Von dem Unterſcheide
Dichtigkeit ab. Und ſolcher geſtalt iſt ein
Coͤrper dichter als der andere, nach dem vie-
le oder wenige Zwiſchen-Raͤumlein in ſei-
ner beſtaͤndigen Materie und in ihm zu fin-
den ſind. Wenn wenige Zwiſchen-Raͤum-
lein in den kleineſten Theilen, mehrere aber,
oder auch groͤſſere zwiſchen ihnen und den
groͤſſeren anzutreffen ſind; ſo iſt die beſtaͤn-
dige Materie dichte, der Coͤrper hingegen
iſt nicht ſo dichte: wenn in jenen viele und
in dieſen viele, oder auch groſſe Zwiſchen-
Raumlein vorhanden ſind; ſo iſt der Coͤr-
per um ſoviel weniger dichte. Hingegen
wenn in jenen viele Zwiſchen-Raͤumlein, in
dieſen wenige und kleine zu finden, ſo iſt
zwar der Coͤrper an ſich dichte, aber die ei-
genthuͤmliche beſtaͤndige Materie iſt nicht
ſo dichte, und daher iſt auch der gantze Coͤr-
per uͤberhaupt betrachtet nicht dichte.

Warumb
Coͤrper
ſehr dich-
te ausſe-
hen koͤn-
nen, die es
nicht ſind.
§. 38.

Die kleineſten Theile der na-
tuͤrlichen Coͤrper laſſen ſich auch nicht durch
das Vergroͤſſerungs-Glaß entdecken (§. 3.)
und noch weniger die Zwiſchen-Raͤumlein,
die in ihnen anzutreffen, wie auch zur Gnuͤ-
ge diejenigen erfahren, welche allerhand
Materien, die ſie nur immer mehr in der
Natur antreffen, durch die beſten Vergroͤſ-
ſerungs Glaͤſer betrachten. Und was ich
davon (§. 82 & ſeq. T. III. Exper.) an-
gefuͤhret, kan gleichfalls zur Erklaͤrung die-
nen. Wenn demnach der Coͤrper nicht

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[68/0104] Cap. II. Von dem Unterſcheide Dichtigkeit ab. Und ſolcher geſtalt iſt ein Coͤrper dichter als der andere, nach dem vie- le oder wenige Zwiſchen-Raͤumlein in ſei- ner beſtaͤndigen Materie und in ihm zu fin- den ſind. Wenn wenige Zwiſchen-Raͤum- lein in den kleineſten Theilen, mehrere aber, oder auch groͤſſere zwiſchen ihnen und den groͤſſeren anzutreffen ſind; ſo iſt die beſtaͤn- dige Materie dichte, der Coͤrper hingegen iſt nicht ſo dichte: wenn in jenen viele und in dieſen viele, oder auch groſſe Zwiſchen- Raumlein vorhanden ſind; ſo iſt der Coͤr- per um ſoviel weniger dichte. Hingegen wenn in jenen viele Zwiſchen-Raͤumlein, in dieſen wenige und kleine zu finden, ſo iſt zwar der Coͤrper an ſich dichte, aber die ei- genthuͤmliche beſtaͤndige Materie iſt nicht ſo dichte, und daher iſt auch der gantze Coͤr- per uͤberhaupt betrachtet nicht dichte. §. 38. Die kleineſten Theile der na- tuͤrlichen Coͤrper laſſen ſich auch nicht durch das Vergroͤſſerungs-Glaß entdecken (§. 3.) und noch weniger die Zwiſchen-Raͤumlein, die in ihnen anzutreffen, wie auch zur Gnuͤ- ge diejenigen erfahren, welche allerhand Materien, die ſie nur immer mehr in der Natur antreffen, durch die beſten Vergroͤſ- ſerungs Glaͤſer betrachten. Und was ich davon (§. 82 & ſeq. T. III. Exper.) an- gefuͤhret, kan gleichfalls zur Erklaͤrung die- nen. Wenn demnach der Coͤrper nicht dich-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/104>, abgerufen am 25.11.2024.