wendigkeit solcher Kriege zur Gnüge erken- nen, und daher keinen Wiederwillen wie- der den Landes-Herren bey sich verspüren, maßen derselbe gehalten ist sie zu schützen und es ihnen angenehm seyn muß, wenn sie sehen, daß sie von ihm tapffer wieder ihre Feinde beschützet werden.
§. 499.
Jch habe schon anderswo er-Was man zu- thun/ ehe man zum Kriege schreitet. wiesen (§. 883. Mor.), daß, was von dem Kriege zu sagen ist, in wie weit nemlich derselbe erlaubet, und wie man sich dabey zu verhalten habe, woferne man die natür- liche Billigkeit, wie sichs gebühret (§. 221), nicht aus den Augen setzen will, aus demjenigen muß entschieden werden, was von Abwendung des Schadens (§. 832. 833. Mor.) und dem Wiederstande wieder die Feinde (§. 861. 864. 866. Mor.) erwiesen worden. Und also ist nöthig, daß ich hier solches ausführlicher zeige. Jn Abwendung des Schadens stehet frey alle Gewalt zu gebrauchen, wenn man den andern nicht anders als durch Gewalt ge- winnen kan (§. 833. Mor.). Derowegen wenn kein anderes Mittel übrig ist den andern dahin zu bringen, daß er von sei- nem Vorsatze uns zu schaden ablässet, als der Krieg; so muß auch der Landes-Herr dieses Mittel erwehlen, ob er wohl frey- lich als ein vernünfftiger Herr, schweer daran gehet, theils aus der Liebe, die er
ge-
Kriege.
wendigkeit ſolcher Kriege zur Gnuͤge erken- nen, und daher keinen Wiederwillen wie- der den Landes-Herren bey ſich verſpuͤren, maßen derſelbe gehalten iſt ſie zu ſchuͤtzen und es ihnen angenehm ſeyn muß, wenn ſie ſehen, daß ſie von ihm tapffer wieder ihre Feinde beſchuͤtzet werden.
§. 499.
Jch habe ſchon anderswo er-Was man zu- thun/ ehe man zum Kriege ſchreitet. wieſen (§. 883. Mor.), daß, was von dem Kriege zu ſagen iſt, in wie weit nemlich derſelbe erlaubet, und wie man ſich dabey zu verhalten habe, woferne man die natuͤr- liche Billigkeit, wie ſichs gebuͤhret (§. 221), nicht aus den Augen ſetzen will, aus demjenigen muß entſchieden werden, was von Abwendung des Schadens (§. 832. 833. Mor.) und dem Wiederſtande wieder die Feinde (§. 861. 864. 866. Mor.) erwieſen worden. Und alſo iſt noͤthig, daß ich hier ſolches ausfuͤhrlicher zeige. Jn Abwendung des Schadens ſtehet frey alle Gewalt zu gebrauchen, wenn man den andern nicht anders als durch Gewalt ge- winnen kan (§. 833. Mor.). Derowegen wenn kein anderes Mittel uͤbrig iſt den andern dahin zu bringen, daß er von ſei- nem Vorſatze uns zu ſchaden ablaͤſſet, als der Krieg; ſo muß auch der Landes-Herr dieſes Mittel erwehlen, ob er wohl frey- lich als ein vernuͤnfftiger Herr, ſchweer daran gehet, theils aus der Liebe, die er
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[604[605]/0623]
Kriege.
wendigkeit ſolcher Kriege zur Gnuͤge erken-
nen, und daher keinen Wiederwillen wie-
der den Landes-Herren bey ſich verſpuͤren,
maßen derſelbe gehalten iſt ſie zu ſchuͤtzen
und es ihnen angenehm ſeyn muß, wenn
ſie ſehen, daß ſie von ihm tapffer wieder
ihre Feinde beſchuͤtzet werden.
§. 499.Jch habe ſchon anderswo er-
wieſen (§. 883. Mor.), daß, was von dem
Kriege zu ſagen iſt, in wie weit nemlich
derſelbe erlaubet, und wie man ſich dabey
zu verhalten habe, woferne man die natuͤr-
liche Billigkeit, wie ſichs gebuͤhret (§.
221), nicht aus den Augen ſetzen will,
aus demjenigen muß entſchieden werden,
was von Abwendung des Schadens (§.
832. 833. Mor.) und dem Wiederſtande
wieder die Feinde (§. 861. 864. 866. Mor.)
erwieſen worden. Und alſo iſt noͤthig,
daß ich hier ſolches ausfuͤhrlicher zeige.
Jn Abwendung des Schadens ſtehet frey
alle Gewalt zu gebrauchen, wenn man den
andern nicht anders als durch Gewalt ge-
winnen kan (§. 833. Mor.). Derowegen
wenn kein anderes Mittel uͤbrig iſt den
andern dahin zu bringen, daß er von ſei-
nem Vorſatze uns zu ſchaden ablaͤſſet, als
der Krieg; ſo muß auch der Landes-Herr
dieſes Mittel erwehlen, ob er wohl frey-
lich als ein vernuͤnfftiger Herr, ſchweer
daran gehet, theils aus der Liebe, die er
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Was
man zu-
thun/ ehe
man zum
Kriege
ſchreitet.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 604[605]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/623>, abgerufen am 25.11.2024.
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