Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 7. Von dem gegen andere auswärtige Unterthanenhat, deren Wohlfahrt er sowohl wün- schet, als die Wohlfahrt der seinen (§. 221.) theils aus Liebe gegen seine eige- ne Unterthanen, als die allzeit durch den Krieg beschweeret werden, wie schon vor- hin angemercket worden (§. 497). Hin- gegen wenn andere Mittel vorhanden sind, so siehet man, daß kein zureichender Grund vorhanden, warumb man zum Kriege schreiten und denen zumahl öffters unschul- digen Unterthanen des Potentatens, der uns beleidiget, ja auch unseren eigenen Unterthanen ein Unglück über den Hals ziehen sollte. Es sind aber gelindere Mit- tel, da man durch Vorstellungen der Ge- sandten sich über die Beleidigung beschwee- ret und theils in Güte, theils, wenn die Güte nicht fruchten will, mit Bedrohun- gen auf gleiche Weise zu verfahren, sie zu endigen suchet. Wollen Worte nichts verfangen, so kan man auch zur Sache schreiten, und, wenn unsere Unterthanen von einem anderen Staate gedrucket wer- den, es geschehe auf was für Art und Weise es immer mehr wolle, die Unter- thanen des beleidigenden Theiles wieder auf eben eine solche Weise drucken: wel- che der Beleidigung entgegen gesetzte Be- leidigung, oder vielmehr ihr änliches Ver- fahren, Repressalien genennet werden. Nem- lich
Cap. 7. Von dem gegen andere auswaͤrtige Unterthanenhat, deren Wohlfahrt er ſowohl wuͤn- ſchet, als die Wohlfahrt der ſeinen (§. 221.) theils aus Liebe gegen ſeine eige- ne Unterthanen, als die allzeit durch den Krieg beſchweeret werden, wie ſchon vor- hin angemercket worden (§. 497). Hin- gegen wenn andere Mittel vorhanden ſind, ſo ſiehet man, daß kein zureichender Grund vorhanden, warumb man zum Kriege ſchreiten und denen zumahl oͤffters unſchul- digen Unterthanen des Potentatens, der uns beleidiget, ja auch unſeren eigenen Unterthanen ein Ungluͤck uͤber den Hals ziehen ſollte. Es ſind aber gelindere Mit- tel, da man durch Vorſtellungen der Ge- ſandten ſich uͤber die Beleidigung beſchwee- ret und theils in Guͤte, theils, wenn die Guͤte nicht fruchten will, mit Bedrohun- gen auf gleiche Weiſe zu verfahren, ſie zu endigen ſuchet. Wollen Worte nichts verfangen, ſo kan man auch zur Sache ſchreiten, und, wenn unſere Unterthanen von einem anderen Staate gedrucket wer- den, es geſchehe auf was fuͤr Art und Weiſe es immer mehr wolle, die Unter- thanen des beleidigenden Theiles wieder auf eben eine ſolche Weiſe drucken: wel- che der Beleidigung entgegen geſetzte Be- leidigung, oder vielmehr ihr aͤnliches Ver- fahren, Repreſſalien genennet werden. Nem- lich
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Cap. 7. Von dem
gegen andere auswaͤrtige Unterthanen
hat, deren Wohlfahrt er ſowohl wuͤn-
ſchet, als die Wohlfahrt der ſeinen (§. 221.)
theils aus Liebe gegen ſeine eige-
ne Unterthanen, als die allzeit durch den
Krieg beſchweeret werden, wie ſchon vor-
hin angemercket worden (§. 497). Hin-
gegen wenn andere Mittel vorhanden ſind,
ſo ſiehet man, daß kein zureichender Grund
vorhanden, warumb man zum Kriege
ſchreiten und denen zumahl oͤffters unſchul-
digen Unterthanen des Potentatens, der
uns beleidiget, ja auch unſeren eigenen
Unterthanen ein Ungluͤck uͤber den Hals
ziehen ſollte. Es ſind aber gelindere Mit-
tel, da man durch Vorſtellungen der Ge-
ſandten ſich uͤber die Beleidigung beſchwee-
ret und theils in Guͤte, theils, wenn die
Guͤte nicht fruchten will, mit Bedrohun-
gen auf gleiche Weiſe zu verfahren, ſie
zu endigen ſuchet. Wollen Worte nichts
verfangen, ſo kan man auch zur Sache
ſchreiten, und, wenn unſere Unterthanen
von einem anderen Staate gedrucket wer-
den, es geſchehe auf was fuͤr Art und
Weiſe es immer mehr wolle, die Unter-
thanen des beleidigenden Theiles wieder
auf eben eine ſolche Weiſe drucken: wel-
che der Beleidigung entgegen geſetzte Be-
leidigung, oder vielmehr ihr aͤnliches Ver-
fahren, Repreſſalien genennet werden. Nem-
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