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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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der hohen Landes-Obrigkeit.
kommen, was man für weit weniger
Geld aus dem Lande gelassen. Auf sol-
che Weise bleibet Geld im Lande, wenn
man selbst auf einen Vorrath in schlech-
ten Zeiten bedacht ist. Man könte zwar
einwenden, wenn das Getreyde, darauf
doch alles hauptsächlich ankommet, lan-
ge liegen bleibet, so wird es verderben,
sonderlich wenn in vielen Jahren hinter
einander kein Miswachs ist, daß man
den Vorrath nicht brauchet. Allein wer
siehet nicht, daß man alle Jahre den
Vorrath verbrauchen und an dessen Stel-
le neuen schaffen kan? Was die Vieh-
Seuchen betrifft, so kan man hier wei-
ter nichts thun, als daß man ihr su-
chet, so viel möglich vorzubeugen, wenn
sie einreissen will.

§. 482.

Durch Qvacksalber, Marckt-Wie zu
verhü-
ten/ daß
die Land-
streicher
kein Geld
aus dem
Lande
führen.

schreyer, Comödianten, Seil-Täntzer,
Spieler und andere Land-Läuffer, ab-
sonderlich die Glücks-Töpffer, wird viel
Geld aus dem Lande gezogen, wenn es
Leute sind, die nicht in unser Land ge-
hören. Nun folget freylich vor sich, daß,
wenn man das Geld im Lande behalten
will, man dergleichen Leute in das Land
nicht laßen muß, vielweniger aber für ei-
nen kleinen Profit, den die Obrigkeit
durch einigen Abtrag von ihnen hat, ver-
statten könne, daß sie ihr Werck öffent-

lich

der hohen Landes-Obrigkeit.
kommen, was man fuͤr weit weniger
Geld aus dem Lande gelaſſen. Auf ſol-
che Weiſe bleibet Geld im Lande, wenn
man ſelbſt auf einen Vorrath in ſchlech-
ten Zeiten bedacht iſt. Man koͤnte zwar
einwenden, wenn das Getreyde, darauf
doch alles hauptſaͤchlich ankommet, lan-
ge liegen bleibet, ſo wird es verderben,
ſonderlich wenn in vielen Jahren hinter
einander kein Miswachs iſt, daß man
den Vorrath nicht brauchet. Allein wer
ſiehet nicht, daß man alle Jahre den
Vorrath verbrauchen und an deſſen Stel-
le neuen ſchaffen kan? Was die Vieh-
Seuchen betrifft, ſo kan man hier wei-
ter nichts thun, als daß man ihr ſu-
chet, ſo viel moͤglich vorzubeugen, wenn
ſie einreiſſen will.

§. 482.

Durch Qvackſalber, Marckt-Wie zu
verhuͤ-
ten/ daß
die Land-
ſtreicher
kein Geld
aus dem
Lande
fuͤhren.

ſchreyer, Comoͤdianten, Seil-Taͤntzer,
Spieler und andere Land-Laͤuffer, ab-
ſonderlich die Gluͤcks-Toͤpffer, wird viel
Geld aus dem Lande gezogen, wenn es
Leute ſind, die nicht in unſer Land ge-
hoͤren. Nun folget freylich vor ſich, daß,
wenn man das Geld im Lande behalten
will, man dergleichen Leute in das Land
nicht laßen muß, vielweniger aber fuͤr ei-
nen kleinen Profit, den die Obrigkeit
durch einigen Abtrag von ihnen hat, ver-
ſtatten koͤnne, daß ſie ihr Werck oͤffent-

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[559/0577] der hohen Landes-Obrigkeit. kommen, was man fuͤr weit weniger Geld aus dem Lande gelaſſen. Auf ſol- che Weiſe bleibet Geld im Lande, wenn man ſelbſt auf einen Vorrath in ſchlech- ten Zeiten bedacht iſt. Man koͤnte zwar einwenden, wenn das Getreyde, darauf doch alles hauptſaͤchlich ankommet, lan- ge liegen bleibet, ſo wird es verderben, ſonderlich wenn in vielen Jahren hinter einander kein Miswachs iſt, daß man den Vorrath nicht brauchet. Allein wer ſiehet nicht, daß man alle Jahre den Vorrath verbrauchen und an deſſen Stel- le neuen ſchaffen kan? Was die Vieh- Seuchen betrifft, ſo kan man hier wei- ter nichts thun, als daß man ihr ſu- chet, ſo viel moͤglich vorzubeugen, wenn ſie einreiſſen will. §. 482.Durch Qvackſalber, Marckt- ſchreyer, Comoͤdianten, Seil-Taͤntzer, Spieler und andere Land-Laͤuffer, ab- ſonderlich die Gluͤcks-Toͤpffer, wird viel Geld aus dem Lande gezogen, wenn es Leute ſind, die nicht in unſer Land ge- hoͤren. Nun folget freylich vor ſich, daß, wenn man das Geld im Lande behalten will, man dergleichen Leute in das Land nicht laßen muß, vielweniger aber fuͤr ei- nen kleinen Profit, den die Obrigkeit durch einigen Abtrag von ihnen hat, ver- ſtatten koͤnne, daß ſie ihr Werck oͤffent- lich Wie zu verhuͤ- ten/ daß die Land- ſtreicher kein Geld aus dem Lande fuͤhren.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/577>, abgerufen am 24.11.2024.