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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 6. Von der Regierung
die Unterthanen nicht in Armuth gera-
then (§. 476.); so soll man auch ohne
Noth keine Kriege anfangen, ingleichen,
wo man den Krieg, den andere anfan-
gen wollen, vermeiden kan, nach allem
Vermögen ihn abzuwenden suchen.

Wie bey
vorfal-
lendem
Mißwach-
se das
Geld im
Lande be-
halten
wird.
§. 481.

Wenn durch einen Miswachs
Mangel am Getreyde und anderen Vi-
etualien, oder auch durch eine Vieh-
Seuche Mangel am Viehe vorfället, und
man ist genöthiget, aus fremden Ländern
zu hohlen, was man in seinem Lande
nicht hat; so wird dadurch vieles Geld
aus dem Lande gebracht. Denn in sol-
chen Fällen, wo ein grosser Mangel ist,
schläget der Preiß auf; je höher aber der
Preiß ist, je mehr wird das Geld aus
dem Lande getragen. Weil es nicht in
unserer Gewalt stehet Miswachs zu ver-
hüten; so bleibet nichts anders übrig, als
daß man bey guten Jahren allzeit einen
Vorrath im Lande übrig behält und nicht
allen Uberfluß, den wir selbst nicht brau-
chen, in auswärtige Länder verführet.
Denn unerachtet dadurch Geld ins Land
kommet, so ist doch in guten Zeiten der
Preiß geringer, als in schlechten Jah-
ren, wo Miswachs ist, und daher wird
nach diesem mehr Geld aus dem Lande
getragen, umb dasjenige wieder zu be-

kom-

Cap. 6. Von der Regierung
die Unterthanen nicht in Armuth gera-
then (§. 476.); ſo ſoll man auch ohne
Noth keine Kriege anfangen, ingleichen,
wo man den Krieg, den andere anfan-
gen wollen, vermeiden kan, nach allem
Vermoͤgen ihn abzuwenden ſuchen.

Wie bey
vorfal-
lendem
Mißwach-
ſe das
Geld im
Lande be-
halten
wird.
§. 481.

Wenn durch einen Miswachs
Mangel am Getreyde und anderen Vi-
etualien, oder auch durch eine Vieh-
Seuche Mangel am Viehe vorfaͤllet, und
man iſt genoͤthiget, aus fremden Laͤndern
zu hohlen, was man in ſeinem Lande
nicht hat; ſo wird dadurch vieles Geld
aus dem Lande gebracht. Denn in ſol-
chen Faͤllen, wo ein groſſer Mangel iſt,
ſchlaͤget der Preiß auf; je hoͤher aber der
Preiß iſt, je mehr wird das Geld aus
dem Lande getragen. Weil es nicht in
unſerer Gewalt ſtehet Miswachs zu ver-
huͤten; ſo bleibet nichts anders uͤbrig, als
daß man bey guten Jahren allzeit einen
Vorrath im Lande uͤbrig behaͤlt und nicht
allen Uberfluß, den wir ſelbſt nicht brau-
chen, in auswaͤrtige Laͤnder verfuͤhret.
Denn unerachtet dadurch Geld ins Land
kommet, ſo iſt doch in guten Zeiten der
Preiß geringer, als in ſchlechten Jah-
ren, wo Miswachs iſt, und daher wird
nach dieſem mehr Geld aus dem Lande
getragen, umb dasjenige wieder zu be-

kom-
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[558/0576] Cap. 6. Von der Regierung die Unterthanen nicht in Armuth gera- then (§. 476.); ſo ſoll man auch ohne Noth keine Kriege anfangen, ingleichen, wo man den Krieg, den andere anfan- gen wollen, vermeiden kan, nach allem Vermoͤgen ihn abzuwenden ſuchen. §. 481.Wenn durch einen Miswachs Mangel am Getreyde und anderen Vi- etualien, oder auch durch eine Vieh- Seuche Mangel am Viehe vorfaͤllet, und man iſt genoͤthiget, aus fremden Laͤndern zu hohlen, was man in ſeinem Lande nicht hat; ſo wird dadurch vieles Geld aus dem Lande gebracht. Denn in ſol- chen Faͤllen, wo ein groſſer Mangel iſt, ſchlaͤget der Preiß auf; je hoͤher aber der Preiß iſt, je mehr wird das Geld aus dem Lande getragen. Weil es nicht in unſerer Gewalt ſtehet Miswachs zu ver- huͤten; ſo bleibet nichts anders uͤbrig, als daß man bey guten Jahren allzeit einen Vorrath im Lande uͤbrig behaͤlt und nicht allen Uberfluß, den wir ſelbſt nicht brau- chen, in auswaͤrtige Laͤnder verfuͤhret. Denn unerachtet dadurch Geld ins Land kommet, ſo iſt doch in guten Zeiten der Preiß geringer, als in ſchlechten Jah- ren, wo Miswachs iſt, und daher wird nach dieſem mehr Geld aus dem Lande getragen, umb dasjenige wieder zu be- kom-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/576>, abgerufen am 26.06.2024.