Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 6. Von der Regierung
und also muß man auch gegen niedrige O-
brigkeiten sich ehrerbietig erzeigen und eine
Hochachtung gegen sie haben. Weil ich
schon erwiesen habe, daß man durch seine
Handlungen Minen und Gebeerden zu ver-
stehen geben sol, man erkenne das gute, was
in einer Obrigkeitlichen Person sich befin-
det; so muß man auch erwegen, was für Gu-
tes bey einer solchen Person sich befindet,
dadurch sie sich bey ihrem Ambte von an-
dern distinguiret (§. 470. 471) und daher eine
Obrigkeit, die ihre gehörige gute Qualitä-
ten besitzet, oder wohl gar besondere Qua-
litäten hat, nicht allein ihres Ambtes, son-
dern auch derselben wegen ehren. Z. E.
Wenn eine Obrigkeitliche Person nicht al-
lein Macht und Gewalt hat, sondern auch
Vermöge ihres Verstandes, Weisheit und
Tugend wohl gebrauchet, auch in allem
gegen diejenigen, welche Recht suchen, sich
so bezeiget, wie oben (§. 471) erwiesen
worden; so muß man nicht allein durch
demüthige Gebeerden bezeigen, daß man
ihre Macht und Gewalt über uns erken-
ne, sondern auch durch freudige Minen
zu erkennen geben, daß man ein gutes
Vertrauen zu ihr habe. Das erstere
geschiehet Ambts wegen und findet bey je-
der Obrigkeit statt: das andere aber in An-
sehung ihrer guten Qualitäten.

§. 474.

Cap. 6. Von der Regierung
und alſo muß man auch gegen niedrige O-
brigkeiten ſich ehrerbietig erzeigen und eine
Hochachtung gegen ſie haben. Weil ich
ſchon erwieſen habe, daß man durch ſeine
Handlungen Minen und Gebeerden zu ver-
ſtehen geben ſol, man erkenne das gute, was
in einer Obrigkeitlichen Perſon ſich befin-
det; ſo muß man auch erwegen, was fuͤr Gu-
tes bey einer ſolchen Perſon ſich befindet,
dadurch ſie ſich bey ihrem Ambte von an-
dern diſtinguiret (§. 470. 471) und daher eine
Obrigkeit, die ihre gehoͤrige gute Qualitaͤ-
ten beſitzet, oder wohl gar beſondere Qua-
litaͤten hat, nicht allein ihres Ambtes, ſon-
dern auch derſelben wegen ehren. Z. E.
Wenn eine Obrigkeitliche Perſon nicht al-
lein Macht und Gewalt hat, ſondern auch
Vermoͤge ihres Verſtandes, Weisheit und
Tugend wohl gebrauchet, auch in allem
gegen diejenigen, welche Recht ſuchen, ſich
ſo bezeiget, wie oben (§. 471) erwieſen
worden; ſo muß man nicht allein durch
demuͤthige Gebeerden bezeigen, daß man
ihre Macht und Gewalt uͤber uns erken-
ne, ſondern auch durch freudige Minen
zu erkennen geben, daß man ein gutes
Vertrauen zu ihr habe. Das erſtere
geſchiehet Ambts wegen und findet bey je-
der Obrigkeit ſtatt: das andere aber in An-
ſehung ihrer guten Qualitaͤten.

§. 474.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0554" n="536"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6. Von der Regierung</hi></fw><lb/>
und al&#x017F;o muß man auch gegen niedrige O-<lb/>
brigkeiten &#x017F;ich ehrerbietig erzeigen und eine<lb/>
Hochachtung gegen &#x017F;ie haben. Weil ich<lb/>
&#x017F;chon erwie&#x017F;en habe, daß man durch &#x017F;eine<lb/>
Handlungen Minen und Gebeerden zu ver-<lb/>
&#x017F;tehen geben &#x017F;ol, man erkenne das gute, was<lb/>
in einer Obrigkeitlichen Per&#x017F;on &#x017F;ich befin-<lb/>
det; &#x017F;o muß man auch erwegen, was fu&#x0364;r Gu-<lb/>
tes bey einer &#x017F;olchen Per&#x017F;on &#x017F;ich befindet,<lb/>
dadurch &#x017F;ie &#x017F;ich bey ihrem Ambte von an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">di&#x017F;tinguir</hi>et (§. 470. 471) und daher eine<lb/>
Obrigkeit, die ihre geho&#x0364;rige gute Qualita&#x0364;-<lb/>
ten be&#x017F;itzet, oder wohl gar be&#x017F;ondere Qua-<lb/>
lita&#x0364;ten hat, nicht allein ihres Ambtes, &#x017F;on-<lb/>
dern auch der&#x017F;elben wegen ehren. Z. E.<lb/>
Wenn eine Obrigkeitliche Per&#x017F;on nicht al-<lb/>
lein Macht und Gewalt hat, &#x017F;ondern auch<lb/>
Vermo&#x0364;ge ihres Ver&#x017F;tandes, Weisheit und<lb/>
Tugend wohl gebrauchet, auch in allem<lb/>
gegen diejenigen, welche Recht &#x017F;uchen, &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o bezeiget, wie oben (§. 471) erwie&#x017F;en<lb/>
worden; &#x017F;o muß man nicht allein durch<lb/>
demu&#x0364;thige Gebeerden bezeigen, daß man<lb/>
ihre Macht und Gewalt u&#x0364;ber uns erken-<lb/>
ne, &#x017F;ondern auch durch freudige Minen<lb/>
zu erkennen geben, daß man ein gutes<lb/>
Vertrauen zu ihr habe. Das er&#x017F;tere<lb/>
ge&#x017F;chiehet Ambts wegen und findet bey je-<lb/>
der Obrigkeit &#x017F;tatt: das andere aber in An-<lb/>
&#x017F;ehung ihrer guten Qualita&#x0364;ten.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 474.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[536/0554] Cap. 6. Von der Regierung und alſo muß man auch gegen niedrige O- brigkeiten ſich ehrerbietig erzeigen und eine Hochachtung gegen ſie haben. Weil ich ſchon erwieſen habe, daß man durch ſeine Handlungen Minen und Gebeerden zu ver- ſtehen geben ſol, man erkenne das gute, was in einer Obrigkeitlichen Perſon ſich befin- det; ſo muß man auch erwegen, was fuͤr Gu- tes bey einer ſolchen Perſon ſich befindet, dadurch ſie ſich bey ihrem Ambte von an- dern diſtinguiret (§. 470. 471) und daher eine Obrigkeit, die ihre gehoͤrige gute Qualitaͤ- ten beſitzet, oder wohl gar beſondere Qua- litaͤten hat, nicht allein ihres Ambtes, ſon- dern auch derſelben wegen ehren. Z. E. Wenn eine Obrigkeitliche Perſon nicht al- lein Macht und Gewalt hat, ſondern auch Vermoͤge ihres Verſtandes, Weisheit und Tugend wohl gebrauchet, auch in allem gegen diejenigen, welche Recht ſuchen, ſich ſo bezeiget, wie oben (§. 471) erwieſen worden; ſo muß man nicht allein durch demuͤthige Gebeerden bezeigen, daß man ihre Macht und Gewalt uͤber uns erken- ne, ſondern auch durch freudige Minen zu erkennen geben, daß man ein gutes Vertrauen zu ihr habe. Das erſtere geſchiehet Ambts wegen und findet bey je- der Obrigkeit ſtatt: das andere aber in An- ſehung ihrer guten Qualitaͤten. §. 474.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/554
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/554>, abgerufen am 23.11.2024.