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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 6. Von der Regierung
Entscheidung der Civil-Sachen, als in
Bestraffung der Verbrechen jederzeit auf
einen Vernunffts-Schluß an, da im ersten
Falle der Obersatz das Gesetze, der Unter-
satz der Grund dessen, was man von dem
Beklagten fordert, und der Hintersatz das
Urtheil ist: im andern Falle der Obersatz
gleichfalls das Gesetze, der Untersatz das
Verbrechen, so man bestraffen sol und der
Hintersatz das Urtheil ist (§. 6. c. 4. Log.).
Nemlich im ersten Falle ist der Vernunffts-
Schluß dieser: Bey dieser oder jener
Beschaffenheit sol dieses oder jenes
entweder geschehen, oder nicht ge-
schehen. Hier findet sich diese Be-
schaffenheit. Also soll dieses gesche-
hen, oder nicht geschehen.
Z. E. Man
verklaget einen Vormund, daß er Rech-
nung thun sol nach geendigter Vormund-
schafft, weil er sich solches zu thun weigert.
Hier kommet alles auf den Schluß an:
Ein Vormund soll nach geendigter Vor-
mundschafft Rechnung ablegen. Titius
ist Vormund und hat nun seine Vormund-
schafft ein Ende. Also soll er Rechnung
ablegen. Hier ist der Obersatz das Ge-
setze von der Schuldigkeit eines Vormun-
des, und zeiget, was bey denen Umbstän-
den oder Beschaffenheit der Sache, da ei-
ner Vormund ist, geschehen sol, nemlich
daß nach geendigter Vormundschafft die

Rech-

Cap. 6. Von der Regierung
Entſcheidung der Civil-Sachen, als in
Beſtraffung der Verbrechen jederzeit auf
einen Vernunffts-Schluß an, da im erſten
Falle der Oberſatz das Geſetze, der Unter-
ſatz der Grund deſſen, was man von dem
Beklagten fordert, und der Hinterſatz das
Urtheil iſt: im andern Falle der Oberſatz
gleichfalls das Geſetze, der Unterſatz das
Verbrechen, ſo man beſtraffen ſol und der
Hinterſatz das Urtheil iſt (§. 6. c. 4. Log.).
Nemlich im erſten Falle iſt der Vernunffts-
Schluß dieſer: Bey dieſer oder jener
Beſchaffenheit ſol dieſes oder jenes
entweder geſchehen, oder nicht ge-
ſchehen. Hier findet ſich dieſe Be-
ſchaffenheit. Alſo ſoll dieſes geſche-
hen, oder nicht geſchehen.
Z. E. Man
verklaget einen Vormund, daß er Rech-
nung thun ſol nach geendigter Vormund-
ſchafft, weil er ſich ſolches zu thun weigert.
Hier kommet alles auf den Schluß an:
Ein Vormund ſoll nach geendigter Vor-
mundſchafft Rechnung ablegen. Titius
iſt Vormund und hat nun ſeine Vormund-
ſchafft ein Ende. Alſo ſoll er Rechnung
ablegen. Hier iſt der Oberſatz das Ge-
ſetze von der Schuldigkeit eines Vormun-
des, und zeiget, was bey denen Umbſtaͤn-
den oder Beſchaffenheit der Sache, da ei-
ner Vormund iſt, geſchehen ſol, nemlich
daß nach geendigter Vormundſchafft die

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[516/0534] Cap. 6. Von der Regierung Entſcheidung der Civil-Sachen, als in Beſtraffung der Verbrechen jederzeit auf einen Vernunffts-Schluß an, da im erſten Falle der Oberſatz das Geſetze, der Unter- ſatz der Grund deſſen, was man von dem Beklagten fordert, und der Hinterſatz das Urtheil iſt: im andern Falle der Oberſatz gleichfalls das Geſetze, der Unterſatz das Verbrechen, ſo man beſtraffen ſol und der Hinterſatz das Urtheil iſt (§. 6. c. 4. Log.). Nemlich im erſten Falle iſt der Vernunffts- Schluß dieſer: Bey dieſer oder jener Beſchaffenheit ſol dieſes oder jenes entweder geſchehen, oder nicht ge- ſchehen. Hier findet ſich dieſe Be- ſchaffenheit. Alſo ſoll dieſes geſche- hen, oder nicht geſchehen. Z. E. Man verklaget einen Vormund, daß er Rech- nung thun ſol nach geendigter Vormund- ſchafft, weil er ſich ſolches zu thun weigert. Hier kommet alles auf den Schluß an: Ein Vormund ſoll nach geendigter Vor- mundſchafft Rechnung ablegen. Titius iſt Vormund und hat nun ſeine Vormund- ſchafft ein Ende. Alſo ſoll er Rechnung ablegen. Hier iſt der Oberſatz das Ge- ſetze von der Schuldigkeit eines Vormun- des, und zeiget, was bey denen Umbſtaͤn- den oder Beſchaffenheit der Sache, da ei- ner Vormund iſt, geſchehen ſol, nemlich daß nach geendigter Vormundſchafft die Rech-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/534>, abgerufen am 22.11.2024.