Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.der hohen Landes-Obrigkeit. thanen Handlungen in einer gewissen Pro-vintz, oder auch nur in einer Stadt, oder in einem Dorffe, nach den Gesetzen zu un- tersuchen, ob sie ihnen gemäß seyn, oder nicht, dabey so viel Freyheit ertheilen zu befehlen, was sie zu Beobachtung der von der hohen Obrigkeit gegebenen Gesetze vor nöthig befindet und zugleich so viel Macht verleihen, als zu Vollstreckung der Hülf- fe und der Straffe nöthig ist. Also besi- tzen sie etwas von der Landes-Herrlichen Gewalt (§. 435) und Macht (§. 443), das ist, seiner Majestät: jedoch nicht ei- genthümlich als die ihrige; sondern sie ha- ben sie nur von der hohen Obrigkeit in An- sehung ihres Ambtes entliehen. Da nun die Ausübung der Landesherrlichen Ge- walt die Regierung ist (§. 467); so regie- ren diese Richter im Lande, jedoch nicht vor sich, sondern im Nahmen der hohen Landes-Obrigkeit, die ihnen umb ihres Ambtes willen etwas von ihrer Macht und Gewalt verliehen. Daher heissen auch die Gerichte, welche auf ein gantzes Land gehen, Landes-Regierungen: jedoch damit man erkenne, daß sie nicht vor sich, sondern im Nahmen des Landes-Herren regieren, so wird der Landesherrliche Nah- me, den er nach Beschaffenheit seiner Re- gierungs-Forme hat, mit dazu gesetzet, z. E. wenn der Landes-Herr ein König ist, so nen-
der hohen Landes-Obrigkeit. thanen Handlungen in einer gewiſſen Pro-vintz, oder auch nur in einer Stadt, oder in einem Dorffe, nach den Geſetzen zu un- terſuchen, ob ſie ihnen gemaͤß ſeyn, oder nicht, dabey ſo viel Freyheit ertheilen zu befehlen, was ſie zu Beobachtung der von der hohen Obrigkeit gegebenen Geſetze vor noͤthig befindet und zugleich ſo viel Macht verleihen, als zu Vollſtreckung der Huͤlf- fe und der Straffe noͤthig iſt. Alſo beſi- tzen ſie etwas von der Landes-Herrlichen Gewalt (§. 435) und Macht (§. 443), das iſt, ſeiner Majeſtaͤt: jedoch nicht ei- genthuͤmlich als die ihrige; ſondern ſie ha- ben ſie nur von der hohen Obrigkeit in An- ſehung ihres Ambtes entliehen. Da nun die Ausuͤbung der Landesherrlichen Ge- walt die Regierung iſt (§. 467); ſo regie- ren dieſe Richter im Lande, jedoch nicht vor ſich, ſondern im Nahmen der hohen Landes-Obrigkeit, die ihnen umb ihres Ambtes willen etwas von ihrer Macht und Gewalt verliehen. Daher heiſſen auch die Gerichte, welche auf ein gantzes Land gehen, Landes-Regierungen: jedoch damit man erkenne, daß ſie nicht vor ſich, ſondern im Nahmen des Landes-Herren regieren, ſo wird der Landesherrliche Nah- me, den er nach Beſchaffenheit ſeiner Re- gierungs-Forme hat, mit dazu geſetzet, z. E. wenn der Landes-Herr ein Koͤnig iſt, ſo nen-
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der hohen Landes-Obrigkeit.
thanen Handlungen in einer gewiſſen Pro-
vintz, oder auch nur in einer Stadt, oder
in einem Dorffe, nach den Geſetzen zu un-
terſuchen, ob ſie ihnen gemaͤß ſeyn, oder
nicht, dabey ſo viel Freyheit ertheilen zu
befehlen, was ſie zu Beobachtung der von
der hohen Obrigkeit gegebenen Geſetze vor
noͤthig befindet und zugleich ſo viel Macht
verleihen, als zu Vollſtreckung der Huͤlf-
fe und der Straffe noͤthig iſt. Alſo beſi-
tzen ſie etwas von der Landes-Herrlichen
Gewalt (§. 435) und Macht (§. 443),
das iſt, ſeiner Majeſtaͤt: jedoch nicht ei-
genthuͤmlich als die ihrige; ſondern ſie ha-
ben ſie nur von der hohen Obrigkeit in An-
ſehung ihres Ambtes entliehen. Da nun
die Ausuͤbung der Landesherrlichen Ge-
walt die Regierung iſt (§. 467); ſo regie-
ren dieſe Richter im Lande, jedoch nicht
vor ſich, ſondern im Nahmen der hohen
Landes-Obrigkeit, die ihnen umb ihres
Ambtes willen etwas von ihrer Macht und
Gewalt verliehen. Daher heiſſen auch
die Gerichte, welche auf ein gantzes Land
gehen, Landes-Regierungen: jedoch
damit man erkenne, daß ſie nicht vor ſich,
ſondern im Nahmen des Landes-Herren
regieren, ſo wird der Landesherrliche Nah-
me, den er nach Beſchaffenheit ſeiner Re-
gierungs-Forme hat, mit dazu geſetzet, z.
E. wenn der Landes-Herr ein Koͤnig iſt, ſo
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