Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung ren hieher auch die künstlichen Spring-Brunnen, die in Häusern und ihren Gemächern, als auch auf den Taffeln grosser Herren, zubereitet werden: wovon ich die Gründe in der Hydraulick erklä- ret. Es sind auch noch viel andere Wer- cke der Kunst, die den Augen ein Vergnü- gen machen, und hier nicht alle sich erzeh- len lassen. Wir rechnen darunter alles Geräthe, womit man die Gemächer aus- zieret: ingleichen rare Müntzen und ange- nehme Schaustücke in Müntz-Cabinetten, Wercke der Künstler in Raritäten-Kam- mern und was dergleichen mehr ist. Nicht weniger finden die Augen ihr Vergnügen in den Naturalien-Kammern, darinnen man verwahret, was die Natur an frem- den Orten hervorbringet, so bey uns nicht anzutreffen. Comödien, Tragödien und Opern können gleichfalls das ihrige bey- tragen, absonderlich wenn durch theatrali- sche Machinen allerhand vorgestellet wird, so uns in Verwunderung setzet. Es ma- chen auch diejenigen Personen dem Auge ein Vergnügen, welche durch Ubung sich zu wunderswürdigen Bewegungen geschickt gemacht. Dergleichen sind Täntzer, Seil- Täntzer, Taschenspieler und so weiter. Jch weiß wohl, daß einige diese Leute für unnnützes und liederliches Gesinde halten, welches man im gemeinen Wesen nicht dul-
Cap. 3. Von der Einrichtung ren hieher auch die kuͤnſtlichen Spring-Brunnen, die in Haͤuſern und ihren Gemaͤchern, als auch auf den Taffeln groſſer Herren, zubereitet werden: wovon ich die Gruͤnde in der Hydraulick erklaͤ- ret. Es ſind auch noch viel andere Wer- cke der Kunſt, die den Augen ein Vergnuͤ- gen machen, und hier nicht alle ſich erzeh- len laſſen. Wir rechnen darunter alles Geraͤthe, womit man die Gemaͤcher aus- zieret: ingleichen rare Muͤntzen und ange- nehme Schauſtuͤcke in Muͤntz-Cabinetten, Wercke der Kuͤnſtler in Raritaͤten-Kam- mern und was dergleichen mehr iſt. Nicht weniger finden die Augen ihr Vergnuͤgen in den Naturalien-Kammern, darinnen man verwahret, was die Natur an frem- den Orten hervorbringet, ſo bey uns nicht anzutreffen. Comoͤdien, Tragoͤdien und Opern koͤnnen gleichfalls das ihrige bey- tragen, abſonderlich wenn durch theatrali- ſche Machinen allerhand vorgeſtellet wird, ſo uns in Verwunderung ſetzet. Es ma- chen auch diejenigen Perſonen dem Auge ein Vergnuͤgen, welche durch Ubung ſich zu wunderswuͤrdigen Bewegungen geſchickt gemacht. Dergleichen ſind Taͤntzer, Seil- Taͤntzer, Taſchenſpieler und ſo weiter. Jch weiß wohl, daß einige dieſe Leute fuͤr unnnuͤtzes und liederliches Geſinde halten, welches man im gemeinen Weſen nicht dul-
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Cap. 3. Von der Einrichtung
ren hieher auch die kuͤnſtlichen Spring-
Brunnen, die in Haͤuſern und ihren
Gemaͤchern, als auch auf den Taffeln
groſſer Herren, zubereitet werden: wovon
ich die Gruͤnde in der Hydraulick erklaͤ-
ret. Es ſind auch noch viel andere Wer-
cke der Kunſt, die den Augen ein Vergnuͤ-
gen machen, und hier nicht alle ſich erzeh-
len laſſen. Wir rechnen darunter alles
Geraͤthe, womit man die Gemaͤcher aus-
zieret: ingleichen rare Muͤntzen und ange-
nehme Schauſtuͤcke in Muͤntz-Cabinetten,
Wercke der Kuͤnſtler in Raritaͤten-Kam-
mern und was dergleichen mehr iſt. Nicht
weniger finden die Augen ihr Vergnuͤgen
in den Naturalien-Kammern, darinnen
man verwahret, was die Natur an frem-
den Orten hervorbringet, ſo bey uns nicht
anzutreffen. Comoͤdien, Tragoͤdien und
Opern koͤnnen gleichfalls das ihrige bey-
tragen, abſonderlich wenn durch theatrali-
ſche Machinen allerhand vorgeſtellet wird,
ſo uns in Verwunderung ſetzet. Es ma-
chen auch diejenigen Perſonen dem Auge
ein Vergnuͤgen, welche durch Ubung ſich
zu wunderswuͤrdigen Bewegungen geſchickt
gemacht. Dergleichen ſind Taͤntzer, Seil-
Taͤntzer, Taſchenſpieler und ſo weiter.
Jch weiß wohl, daß einige dieſe Leute fuͤr
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