Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung ser und der vorhergehenden Ursache istjedermann verbunden, der das Vermö- gen dazu hat, sein Hauß schöne zu bauen, wenn er es von neuem aufführet. Jch will jetzt nicht sagen, daß die Schönheit grö- sten Theils mit der Festigkeit und Be- quemlichkeit verknüpfft ist, und man öff- ters viele Kosten ersparet, wenn man sie mit ihnen verbindet; denn dieses wird in der Baukunst ausgeführet. Hier muß ich hauptsächlich bemercken, daß es einer Stadt ein grosses Ansehen giebt, wenn sie wohl erbauet ist, und einem gantzen Lande, wenn wohl erbauete Städte darin- nen sind. Dieses Ansehen aber bringet auch Vortheil. Denn vermögende und verständige Leute und Künstler werden da- durch bewogen sich in einem solchem Lan- de lieber nieder zu lassen, als in andern, und Fremde, die Geld zu verzehren haben, reisen in solche Länder und tragen ihr Geld hinein, indem sie es dafelbst verzeh- ren. Da nun hierdurch die Wohlfahrt des gemeinen Wesens befördert wird; so hat man auch billich darauf zu sehen (§. 215). Es kommet endlich noch dieses hinzu, daß es selbst dem Landes-Herren ein Ansehen giebet, wenn seine Städte und sein Land wohl angebauet ist, als wenn es überall armseelig aussiehet: was aber dieses vor Nutzen schaffet, soll unten an
Cap. 3. Von der Einrichtung ſer und der vorhergehenden Urſache iſtjedermann verbunden, der das Vermoͤ- gen dazu hat, ſein Hauß ſchoͤne zu bauen, wenn er es von neuem auffuͤhret. Jch will jetzt nicht ſagen, daß die Schoͤnheit groͤ- ſten Theils mit der Feſtigkeit und Be- quemlichkeit verknuͤpfft iſt, und man oͤff- ters viele Koſten erſparet, wenn man ſie mit ihnen verbindet; denn dieſes wird in der Baukunſt ausgefuͤhret. Hier muß ich hauptſaͤchlich bemercken, daß es einer Stadt ein groſſes Anſehen giebt, wenn ſie wohl erbauet iſt, und einem gantzen Lande, wenn wohl erbauete Staͤdte darin- nen ſind. Dieſes Anſehen aber bringet auch Vortheil. Denn vermoͤgende und verſtaͤndige Leute und Kuͤnſtler werden da- durch bewogen ſich in einem ſolchem Lan- de lieber nieder zu laſſen, als in andern, und Fremde, die Geld zu verzehren haben, reiſen in ſolche Laͤnder und tragen ihr Geld hinein, indem ſie es dafelbſt verzeh- ren. Da nun hierdurch die Wohlfahrt des gemeinen Weſens befoͤrdert wird; ſo hat man auch billich darauf zu ſehen (§. 215). Es kommet endlich noch dieſes hinzu, daß es ſelbſt dem Landes-Herren ein Anſehen giebet, wenn ſeine Staͤdte und ſein Land wohl angebauet iſt, als wenn es uͤberall armſeelig ausſiehet: was aber dieſes vor Nutzen ſchaffet, ſoll unten an
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0390" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Von der Einrichtung</hi></fw><lb/> ſer und der vorhergehenden Urſache iſt<lb/> jedermann verbunden, der das Vermoͤ-<lb/> gen dazu hat, ſein Hauß ſchoͤne zu bauen,<lb/> wenn er es von neuem auffuͤhret. Jch will<lb/> jetzt nicht ſagen, daß die Schoͤnheit groͤ-<lb/> ſten Theils mit der Feſtigkeit und Be-<lb/> quemlichkeit verknuͤpfft iſt, und man oͤff-<lb/> ters viele Koſten erſparet, wenn man ſie<lb/> mit ihnen verbindet; denn dieſes wird in<lb/> der Baukunſt ausgefuͤhret. Hier muß ich<lb/> hauptſaͤchlich bemercken, daß es einer<lb/> Stadt ein groſſes Anſehen giebt, wenn<lb/> ſie wohl erbauet iſt, und einem gantzen<lb/> Lande, wenn wohl erbauete Staͤdte darin-<lb/> nen ſind. Dieſes Anſehen aber bringet<lb/> auch Vortheil. Denn vermoͤgende und<lb/> verſtaͤndige Leute und Kuͤnſtler werden da-<lb/> durch bewogen ſich in einem ſolchem Lan-<lb/> de lieber nieder zu laſſen, als in andern,<lb/> und Fremde, die Geld zu verzehren haben,<lb/> reiſen in ſolche Laͤnder und tragen ihr<lb/> Geld hinein, indem ſie es dafelbſt verzeh-<lb/> ren. Da nun hierdurch die Wohlfahrt<lb/> des gemeinen Weſens befoͤrdert wird; ſo<lb/> hat man auch billich darauf zu ſehen (§.<lb/> 215). Es kommet endlich noch dieſes<lb/> hinzu, daß es ſelbſt dem Landes-Herren<lb/> ein Anſehen giebet, wenn ſeine Staͤdte<lb/> und ſein Land wohl angebauet iſt, als<lb/> wenn es uͤberall armſeelig ausſiehet: was<lb/> aber dieſes vor Nutzen ſchaffet, ſoll unten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [372/0390]
Cap. 3. Von der Einrichtung
ſer und der vorhergehenden Urſache iſt
jedermann verbunden, der das Vermoͤ-
gen dazu hat, ſein Hauß ſchoͤne zu bauen,
wenn er es von neuem auffuͤhret. Jch will
jetzt nicht ſagen, daß die Schoͤnheit groͤ-
ſten Theils mit der Feſtigkeit und Be-
quemlichkeit verknuͤpfft iſt, und man oͤff-
ters viele Koſten erſparet, wenn man ſie
mit ihnen verbindet; denn dieſes wird in
der Baukunſt ausgefuͤhret. Hier muß ich
hauptſaͤchlich bemercken, daß es einer
Stadt ein groſſes Anſehen giebt, wenn
ſie wohl erbauet iſt, und einem gantzen
Lande, wenn wohl erbauete Staͤdte darin-
nen ſind. Dieſes Anſehen aber bringet
auch Vortheil. Denn vermoͤgende und
verſtaͤndige Leute und Kuͤnſtler werden da-
durch bewogen ſich in einem ſolchem Lan-
de lieber nieder zu laſſen, als in andern,
und Fremde, die Geld zu verzehren haben,
reiſen in ſolche Laͤnder und tragen ihr
Geld hinein, indem ſie es dafelbſt verzeh-
ren. Da nun hierdurch die Wohlfahrt
des gemeinen Weſens befoͤrdert wird; ſo
hat man auch billich darauf zu ſehen (§.
215). Es kommet endlich noch dieſes
hinzu, daß es ſelbſt dem Landes-Herren
ein Anſehen giebet, wenn ſeine Staͤdte
und ſein Land wohl angebauet iſt, als
wenn es uͤberall armſeelig ausſiehet: was
aber dieſes vor Nutzen ſchaffet, ſoll unten
an
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |