Wenn die Lust der Sinnen soWorauf bey der Luft der Sinnen zu sehen. gebrauchet wird, daß sie keinen Verdruß nach sich ziehet, so kan sie mit zur Glückseeligkeit des Menschen gerechnet werden (§, 52 Mor.). Und diese ist es e- ben, welche man eine unschuldige Lust zu nennen pfleget. Man hat demnach im ge- meinen Wesen davor zu sorgen, daß man seine Sinnen zu belustigen Gelegenheit fin- det; aber doch auch zu verhüten, daß die- se Lust nicht gemißbrauchet werde. Zu dem Ende sind Künstler nöthig, welche der- gleichen Wercke verfertigen, die unsere Sinnen belustigen können, oder auch selbst sie zu belustigen geschickt sind. Man muß Oerter anlegen, da man zu einer unschul- digen Lust Gelegenheit findet: auch Zeiten bestimmen, da man ohne Nachtheil an- derer nöthigen Verrichtungen dergleichen geniessen kan.
§. 390.
Das Auge wird belustiget durchVon Gu- götzlich- keit des Auges. Gemählde, Statuen und andere Bilder. Und diese Lust ist nicht allein unschuldig, wenn dieselben Wercke der Kust nichts vorstellen, was zu bösen Begierden Anlaß geben kan; sondern sie ist gar nützlich, wenn sie uns auf gute Gedancken zu bringen geschickt sind. Ein Bild eines gu- ten Freundes erneuret uns das Andencken
dessel-
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des gemeinen Weſens.
an ſeinem Ortr weiter ausgefuͤhret wer- den.
§. 389.
Wenn die Luſt der Sinnen ſoWorauf bey der Luft der Sinnen zu ſehen. gebrauchet wird, daß ſie keinen Verdruß nach ſich ziehet, ſo kan ſie mit zur Gluͤckſeeligkeit des Menſchen gerechnet werden (§, 52 Mor.). Und dieſe iſt es e- ben, welche man eine unſchuldige Luſt zu nennen pfleget. Man hat demnach im ge- meinen Weſen davor zu ſorgen, daß man ſeine Sinnen zu beluſtigen Gelegenheit fin- det; aber doch auch zu verhuͤten, daß die- ſe Luſt nicht gemißbrauchet werde. Zu dem Ende ſind Kuͤnſtler noͤthig, welche der- gleichen Wercke verfertigen, die unſere Sinnen beluſtigen koͤnnen, oder auch ſelbſt ſie zu beluſtigen geſchickt ſind. Man muß Oerter anlegen, da man zu einer unſchul- digen Luſt Gelegenheit findet: auch Zeiten beſtimmen, da man ohne Nachtheil an- derer noͤthigen Verrichtungen dergleichen genieſſen kan.
§. 390.
Das Auge wird beluſtiget durchVon Gu- goͤtzlich- keit des Auges. Gemaͤhlde, Statuen und andere Bilder. Und dieſe Luſt iſt nicht allein unſchuldig, wenn dieſelben Wercke der Kuſt nichts vorſtellen, was zu boͤſen Begierden Anlaß geben kan; ſondern ſie iſt gar nuͤtzlich, wenn ſie uns auf gute Gedancken zu bringen geſchickt ſind. Ein Bild eines gu- ten Freundes erneuret uns das Andencken
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des gemeinen Weſens.
an ſeinem Ortr weiter ausgefuͤhret wer-
den.
§. 389.Wenn die Luſt der Sinnen ſo
gebrauchet wird, daß ſie keinen Verdruß
nach ſich ziehet, ſo kan ſie mit zur
Gluͤckſeeligkeit des Menſchen gerechnet
werden (§, 52 Mor.). Und dieſe iſt es e-
ben, welche man eine unſchuldige Luſt zu
nennen pfleget. Man hat demnach im ge-
meinen Weſen davor zu ſorgen, daß man
ſeine Sinnen zu beluſtigen Gelegenheit fin-
det; aber doch auch zu verhuͤten, daß die-
ſe Luſt nicht gemißbrauchet werde. Zu
dem Ende ſind Kuͤnſtler noͤthig, welche der-
gleichen Wercke verfertigen, die unſere
Sinnen beluſtigen koͤnnen, oder auch ſelbſt
ſie zu beluſtigen geſchickt ſind. Man muß
Oerter anlegen, da man zu einer unſchul-
digen Luſt Gelegenheit findet: auch Zeiten
beſtimmen, da man ohne Nachtheil an-
derer noͤthigen Verrichtungen dergleichen
genieſſen kan.
Worauf
bey der
Luft der
Sinnen
zu ſehen.
§. 390.Das Auge wird beluſtiget durch
Gemaͤhlde, Statuen und andere Bilder.
Und dieſe Luſt iſt nicht allein unſchuldig,
wenn dieſelben Wercke der Kuſt nichts
vorſtellen, was zu boͤſen Begierden Anlaß
geben kan; ſondern ſie iſt gar nuͤtzlich,
wenn ſie uns auf gute Gedancken zu
bringen geſchickt ſind. Ein Bild eines gu-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/391>, abgerufen am 25.11.2024.
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