Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

des gemeinen Wesens.
Zustande des Gemüthes und anderen der-
gleichen Dingen übete: welches sie nach die-
sem in vielen Fällen des menschlichen Lebens
nutzen könnten. Jedoch muß wohl darauf
gesehen werden, daß man sich nichtsgezwun-
genes angewöhne (§. 215 Mor.). Hieher ge-
höret auch die Kunst zu schwimmen, zu ren-
nen, zu schießen, zu ringen, Hitze und Frost,
Hunger und Durst zu vertragen, und was
dergleichen mehr ist. Gleich wie aber der
Mensch in allem, was er vor nimmt, auf
die Haupt-Absicht seines Lebens zu sehen
hat (§. 40 Mor,); so hat man wohl zu ü-
berlegen, was für Ubungen einem in seiner
künfftigen Lebens-Art sonderlich dienlich
seyn können, und daß er sich derselben für
andern zu befleißen angelegen seyn lasse,
ihn anzuhalten: welches auch schon aus
dem folget, was anderswo (§. 448. Mor.)
erwiesen worden.

§ 383.

Der Mensch soll sich in keineWie Si-
cherheit
im Gehen
und Fah-
ren zu er-
halten/
Gebrech-
lichkeit
des Lei-
bes zu
verhüt-
ten.

Gefahr wagen die Gliedmaßen des Lei-
bes entweder zu verberben oder zu verlie-
ren (§. 449. Mor.). Da man nun durch
Fallen leicht Schaden nehmen kan; so hat
man auf Sicherheit im Gehen und Fah-
ren sowohl auf den Gassen, als Straßen
zusehen, und zu diesem Ende die Wege zu
bessern, die Gassen wohl zupflastern, wenn
es in dem Winter glatt gefrieret, das Eis
einzuhauen, Brücken und Stege wohlzu

be
Z 2

des gemeinen Weſens.
Zuſtande des Gemuͤthes und anderen der-
gleichen Dingen uͤbete: welches ſie nach die-
ſem in vielen Faͤllen des menſchlichen Lebens
nutzen koͤnnten. Jedoch muß wohl darauf
geſehen werden, daß man ſich nichtsgezwun-
genes angewoͤhne (§. 215 Mor.). Hieher ge-
hoͤret auch die Kunſt zu ſchwimmen, zu ren-
nen, zu ſchießen, zu ringen, Hitze und Froſt,
Hunger und Durſt zu vertragen, und was
dergleichen mehr iſt. Gleich wie aber der
Menſch in allem, was er vor nimmt, auf
die Haupt-Abſicht ſeines Lebens zu ſehen
hat (§. 40 Mor,); ſo hat man wohl zu uͤ-
berlegen, was fuͤr Ubungen einem in ſeiner
kuͤnfftigen Lebens-Art ſonderlich dienlich
ſeyn koͤnnen, und daß er ſich derſelben fuͤr
andern zu befleißen angelegen ſeyn laſſe,
ihn anzuhalten: welches auch ſchon aus
dem folget, was anderswo (§. 448. Mor.)
erwieſen worden.

§ 383.

Der Menſch ſoll ſich in keineWie Si-
cherheit
im Gehen
und Fah-
ren zu er-
halten/
Gebrech-
lichkeit
des Lei-
bes zu
verhuͤt-
ten.

Gefahr wagen die Gliedmaßen des Lei-
bes entweder zu verberben oder zu verlie-
ren (§. 449. Mor.). Da man nun durch
Fallen leicht Schaden nehmen kan; ſo hat
man auf Sicherheit im Gehen und Fah-
ren ſowohl auf den Gaſſen, als Straßen
zuſehen, und zu dieſem Ende die Wege zu
beſſern, die Gaſſen wohl zupflaſtern, wenn
es in dem Winter glatt gefrieret, das Eis
einzuhauen, Bruͤcken und Stege wohlzu

be
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0373" n="355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des gemeinen We&#x017F;ens.</hi></fw><lb/>
Zu&#x017F;tande des Gemu&#x0364;thes und anderen der-<lb/>
gleichen Dingen u&#x0364;bete: welches &#x017F;ie nach die-<lb/>
&#x017F;em in vielen Fa&#x0364;llen des men&#x017F;chlichen Lebens<lb/>
nutzen ko&#x0364;nnten. Jedoch muß wohl darauf<lb/>
ge&#x017F;ehen werden, daß man &#x017F;ich nichtsgezwun-<lb/>
genes angewo&#x0364;hne (§. 215 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>). Hieher ge-<lb/>
ho&#x0364;ret auch die Kun&#x017F;t zu &#x017F;chwimmen, zu ren-<lb/>
nen, zu &#x017F;chießen, zu ringen, Hitze und Fro&#x017F;t,<lb/>
Hunger und Dur&#x017F;t zu vertragen, und was<lb/>
dergleichen mehr i&#x017F;t. Gleich wie aber der<lb/>
Men&#x017F;ch in allem, was er vor nimmt, auf<lb/>
die Haupt-Ab&#x017F;icht &#x017F;eines Lebens zu &#x017F;ehen<lb/>
hat (§. 40 <hi rendition="#aq">Mor,</hi>); &#x017F;o hat man wohl zu u&#x0364;-<lb/>
berlegen, was fu&#x0364;r Ubungen einem in &#x017F;einer<lb/>
ku&#x0364;nfftigen Lebens-Art &#x017F;onderlich dienlich<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, und daß er &#x017F;ich der&#x017F;elben fu&#x0364;r<lb/>
andern zu befleißen angelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
ihn anzuhalten: welches auch &#x017F;chon aus<lb/>
dem folget, was anderswo (§. 448. <hi rendition="#aq">Mor.</hi>)<lb/>
erwie&#x017F;en worden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§ 383.</head>
              <p>Der Men&#x017F;ch &#x017F;oll &#x017F;ich in keine<note place="right">Wie Si-<lb/>
cherheit<lb/>
im Gehen<lb/>
und Fah-<lb/>
ren zu er-<lb/>
halten/<lb/>
Gebrech-<lb/>
lichkeit<lb/>
des Lei-<lb/>
bes zu<lb/>
verhu&#x0364;t-<lb/>
ten.</note><lb/>
Gefahr wagen die Gliedmaßen des Lei-<lb/>
bes entweder zu verberben oder zu verlie-<lb/>
ren (§. 449. <hi rendition="#aq">Mor.</hi>). Da man nun durch<lb/>
Fallen leicht Schaden nehmen kan; &#x017F;o hat<lb/>
man auf Sicherheit im Gehen und Fah-<lb/>
ren &#x017F;owohl auf den Ga&#x017F;&#x017F;en, als Straßen<lb/>
zu&#x017F;ehen, und zu die&#x017F;em Ende die Wege zu<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ern, die Ga&#x017F;&#x017F;en wohl zupfla&#x017F;tern, wenn<lb/>
es in dem Winter glatt gefrieret, das Eis<lb/>
einzuhauen, Bru&#x0364;cken und Stege wohlzu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">be</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0373] des gemeinen Weſens. Zuſtande des Gemuͤthes und anderen der- gleichen Dingen uͤbete: welches ſie nach die- ſem in vielen Faͤllen des menſchlichen Lebens nutzen koͤnnten. Jedoch muß wohl darauf geſehen werden, daß man ſich nichtsgezwun- genes angewoͤhne (§. 215 Mor.). Hieher ge- hoͤret auch die Kunſt zu ſchwimmen, zu ren- nen, zu ſchießen, zu ringen, Hitze und Froſt, Hunger und Durſt zu vertragen, und was dergleichen mehr iſt. Gleich wie aber der Menſch in allem, was er vor nimmt, auf die Haupt-Abſicht ſeines Lebens zu ſehen hat (§. 40 Mor,); ſo hat man wohl zu uͤ- berlegen, was fuͤr Ubungen einem in ſeiner kuͤnfftigen Lebens-Art ſonderlich dienlich ſeyn koͤnnen, und daß er ſich derſelben fuͤr andern zu befleißen angelegen ſeyn laſſe, ihn anzuhalten: welches auch ſchon aus dem folget, was anderswo (§. 448. Mor.) erwieſen worden. § 383.Der Menſch ſoll ſich in keine Gefahr wagen die Gliedmaßen des Lei- bes entweder zu verberben oder zu verlie- ren (§. 449. Mor.). Da man nun durch Fallen leicht Schaden nehmen kan; ſo hat man auf Sicherheit im Gehen und Fah- ren ſowohl auf den Gaſſen, als Straßen zuſehen, und zu dieſem Ende die Wege zu beſſern, die Gaſſen wohl zupflaſtern, wenn es in dem Winter glatt gefrieret, das Eis einzuhauen, Bruͤcken und Stege wohlzu be Wie Si- cherheit im Gehen und Fah- ren zu er- halten/ Gebrech- lichkeit des Lei- bes zu verhuͤt- ten. Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/373
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/373>, abgerufen am 05.05.2024.