Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

des gemeinen Wesens.
verdächtige Kranckheiten sich in einigen
Orten hervorthun, so muß man weder
Personen, noch Sachen daher einlassen,
indem bekannt, wie die Pest so wohl durch
Personen als Sachen sich aus einem Or-
te in den andern bringen lässet. So bald
die Pest in einem Orte einreissen wil, hat
man bald die Häuser, darinnen sich die
Pest äussert, zuzunageln, alle Personen,
die sich darinnen befinden, ausserhalb der
Stadt in freye Lufft zu bringen, und ih-
nen daselbst nöthige Verpflegung zu ver-
schaffen. Auch müssen die todten Leich-
namme im freyen Felde tief unter der Er-
de vergraben werden, damit nicht durch
ihre Fäule die Lufft weiter angesteckt wird.
Und weil gemeiniglich die Pest bey gemei-
nen Leuten überhand nimmet, die entwe-
der sich nicht halten können, wie sie sollen,
oder bey denen es in ihren Häusern und
Wohnungen sehr unreine ist; so hat man
dergleichen Leute theils in Lazarethe und
Krancken-Hospitäler zu bringen, theils ih-
nen nöthige Verpflegung in ihren Häusern
zu verschaffen, theils auch, so bald verdäch-
tige Kranckheiten sich hervor thun, zu ver-
ordnen, daß alle Häuser gesäubert, und von
reiner Lufft durchstrichen werden. Dieses
führen wir als Exempel an, wie man aus
den Historien von der Pest nöthige Regeln
ziehen sol.

§. 382.
(Politick) Z

des gemeinen Weſens.
verdaͤchtige Kranckheiten ſich in einigen
Orten hervorthun, ſo muß man weder
Perſonen, noch Sachen daher einlaſſen,
indem bekannt, wie die Peſt ſo wohl durch
Perſonen als Sachen ſich aus einem Or-
te in den andern bringen laͤſſet. So bald
die Peſt in einem Orte einreiſſen wil, hat
man bald die Haͤuſer, darinnen ſich die
Peſt aͤuſſert, zuzunageln, alle Perſonen,
die ſich darinnen befinden, auſſerhalb der
Stadt in freye Lufft zu bringen, und ih-
nen daſelbſt noͤthige Verpflegung zu ver-
ſchaffen. Auch muͤſſen die todten Leich-
namme im freyen Felde tief unter der Er-
de vergraben werden, damit nicht durch
ihre Faͤule die Lufft weiter angeſteckt wird.
Und weil gemeiniglich die Peſt bey gemei-
nen Leuten uͤberhand nimmet, die entwe-
der ſich nicht halten koͤnnen, wie ſie ſollen,
oder bey denen es in ihren Haͤuſern und
Wohnungen ſehr unreine iſt; ſo hat man
dergleichen Leute theils in Lazarethe und
Krancken-Hoſpitaͤler zu bringen, theils ih-
nen noͤthige Verpflegung in ihren Haͤuſern
zu verſchaffen, theils auch, ſo bald verdaͤch-
tige Kranckheiten ſich hervor thun, zu ver-
ordnen, daß alle Haͤuſer geſaͤubert, und von
reiner Lufft durchſtrichen werden. Dieſes
fuͤhren wir als Exempel an, wie man aus
den Hiſtorien von der Peſt noͤthige Regeln
ziehen ſol.

§. 382.
(Politick) Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0371" n="353"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des gemeinen We&#x017F;ens.</hi></fw><lb/>
verda&#x0364;chtige Kranckheiten &#x017F;ich in einigen<lb/>
Orten hervorthun, &#x017F;o muß man weder<lb/>
Per&#x017F;onen, noch Sachen daher einla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
indem bekannt, wie die Pe&#x017F;t &#x017F;o wohl durch<lb/>
Per&#x017F;onen als Sachen &#x017F;ich aus einem Or-<lb/>
te in den andern bringen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. So bald<lb/>
die Pe&#x017F;t in einem Orte einrei&#x017F;&#x017F;en wil, hat<lb/>
man bald die Ha&#x0364;u&#x017F;er, darinnen &#x017F;ich die<lb/>
Pe&#x017F;t a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert, zuzunageln, alle Per&#x017F;onen,<lb/>
die &#x017F;ich darinnen befinden, au&#x017F;&#x017F;erhalb der<lb/>
Stadt in freye Lufft zu bringen, und ih-<lb/>
nen da&#x017F;elb&#x017F;t no&#x0364;thige Verpflegung zu ver-<lb/>
&#x017F;chaffen. Auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die todten Leich-<lb/>
namme im freyen Felde tief unter der Er-<lb/>
de vergraben werden, damit nicht durch<lb/>
ihre Fa&#x0364;ule die Lufft weiter ange&#x017F;teckt wird.<lb/>
Und weil gemeiniglich die Pe&#x017F;t bey gemei-<lb/>
nen Leuten u&#x0364;berhand nimmet, die entwe-<lb/>
der &#x017F;ich nicht halten ko&#x0364;nnen, wie &#x017F;ie &#x017F;ollen,<lb/>
oder bey denen es in ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern und<lb/>
Wohnungen &#x017F;ehr unreine i&#x017F;t; &#x017F;o hat man<lb/>
dergleichen Leute theils in Lazarethe und<lb/>
Krancken-Ho&#x017F;pita&#x0364;ler zu bringen, theils ih-<lb/>
nen no&#x0364;thige Verpflegung in ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
zu ver&#x017F;chaffen, theils auch, &#x017F;o bald verda&#x0364;ch-<lb/>
tige Kranckheiten &#x017F;ich hervor thun, zu ver-<lb/>
ordnen, daß alle Ha&#x0364;u&#x017F;er ge&#x017F;a&#x0364;ubert, und von<lb/>
reiner Lufft durch&#x017F;trichen werden. Die&#x017F;es<lb/>
fu&#x0364;hren wir als Exempel an, wie man aus<lb/>
den Hi&#x017F;torien von der Pe&#x017F;t no&#x0364;thige Regeln<lb/>
ziehen &#x017F;ol.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Politick</hi>)</hi> Z</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 382.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0371] des gemeinen Weſens. verdaͤchtige Kranckheiten ſich in einigen Orten hervorthun, ſo muß man weder Perſonen, noch Sachen daher einlaſſen, indem bekannt, wie die Peſt ſo wohl durch Perſonen als Sachen ſich aus einem Or- te in den andern bringen laͤſſet. So bald die Peſt in einem Orte einreiſſen wil, hat man bald die Haͤuſer, darinnen ſich die Peſt aͤuſſert, zuzunageln, alle Perſonen, die ſich darinnen befinden, auſſerhalb der Stadt in freye Lufft zu bringen, und ih- nen daſelbſt noͤthige Verpflegung zu ver- ſchaffen. Auch muͤſſen die todten Leich- namme im freyen Felde tief unter der Er- de vergraben werden, damit nicht durch ihre Faͤule die Lufft weiter angeſteckt wird. Und weil gemeiniglich die Peſt bey gemei- nen Leuten uͤberhand nimmet, die entwe- der ſich nicht halten koͤnnen, wie ſie ſollen, oder bey denen es in ihren Haͤuſern und Wohnungen ſehr unreine iſt; ſo hat man dergleichen Leute theils in Lazarethe und Krancken-Hoſpitaͤler zu bringen, theils ih- nen noͤthige Verpflegung in ihren Haͤuſern zu verſchaffen, theils auch, ſo bald verdaͤch- tige Kranckheiten ſich hervor thun, zu ver- ordnen, daß alle Haͤuſer geſaͤubert, und von reiner Lufft durchſtrichen werden. Dieſes fuͤhren wir als Exempel an, wie man aus den Hiſtorien von der Peſt noͤthige Regeln ziehen ſol. §. 382. (Politick) Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/371
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/371>, abgerufen am 22.11.2024.