Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

des gemeinen Wesens.
fe, wie solches die Billigkeit erfordert ha-
be, und daher niemand Anlaß nehmen kan
sich bey anderen gantz wiedrigen Umstän-
den ein gleiches zu versprechen.

§. 346.

Weil die Straffen, auch, woAbsicht
der
Straffen.

es die Noth erfordert, am Leben der Ver-
brecher, vollzogen werden, damit jeder-
mann den Ernst der Obrigkeit siehet, und
dadurch eine Furcht erwecket wird (§. 344.
345); so geschehen sie nicht allein zur Bes-
serung derer, die sie ausstehen, daß sie sich
künfftig nicht mehr auf dergleichen Untha-
ten, als sie ausgeübet, betreten lassen,
sondern hauptsächlich, ja die Lebens-Straf-
fen einig und allein, zum Exempel ande-
rer, daß sie sich daran spiegeln. Und hier-
innen sind sie von den väterlichen Züchti-
gungen unterschieden, die hauptsächlich
auf die Besserung der Kinder gehen (§.
131).

§. 347.

Da man nun in BestraffungWarum
man in
der Be-
straffung
nicht auf
die Per-
son der
Verbre-
cher zu
sehen.

des Bösen mehr auf andere, als die Ver-
brecher zu sehen hat (§. 346); so ist es
nicht unrecht, wenn aus denen vorhin an-
geführten Ursachen (§. 343) die Verbre-
cher mit härtern Straffen beleget werden,
als sie zu bessern, das ist, von dem Vor-
satze es weiter zu thun, zu bringen hinläng-
lich ist. Ja wenn auch gleich der Ver-
brecher sich dadurch ändern liesse, daß man
ihn mit der verdienten Straffe schreckte,

und

des gemeinen Weſens.
fe, wie ſolches die Billigkeit erfordert ha-
be, und daher niemand Anlaß nehmen kan
ſich bey anderen gantz wiedrigen Umſtaͤn-
den ein gleiches zu verſprechen.

§. 346.

Weil die Straffen, auch, woAbſicht
der
Stꝛaffen.

es die Noth erfordert, am Leben der Ver-
brecher, vollzogen werden, damit jeder-
mann den Ernſt der Obrigkeit ſiehet, und
dadurch eine Furcht erwecket wird (§. 344.
345); ſo geſchehen ſie nicht allein zur Beſ-
ſerung derer, die ſie ausſtehen, daß ſie ſich
kuͤnfftig nicht mehr auf dergleichen Untha-
ten, als ſie ausgeuͤbet, betreten laſſen,
ſondern hauptſaͤchlich, ja die Lebens-Straf-
fen einig und allein, zum Exempel ande-
rer, daß ſie ſich daran ſpiegeln. Und hier-
innen ſind ſie von den vaͤterlichen Zuͤchti-
gungen unterſchieden, die hauptſaͤchlich
auf die Beſſerung der Kinder gehen (§.
131).

§. 347.

Da man nun in BeſtraffungWarum
man in
der Be-
ſtraffung
nicht auf
die Per-
ſon der
Verbre-
cher zu
ſehen.

des Boͤſen mehr auf andere, als die Ver-
brecher zu ſehen hat (§. 346); ſo iſt es
nicht unrecht, wenn aus denen vorhin an-
gefuͤhrten Urſachen (§. 343) die Verbre-
cher mit haͤrtern Straffen beleget werden,
als ſie zu beſſern, das iſt, von dem Vor-
ſatze es weiter zu thun, zu bringen hinlaͤng-
lich iſt. Ja wenn auch gleich der Ver-
brecher ſich dadurch aͤndern lieſſe, daß man
ihn mit der verdienten Straffe ſchreckte,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0305" n="287"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des gemeinen We&#x017F;ens.</hi></fw><lb/>
fe, wie &#x017F;olches die Billigkeit erfordert ha-<lb/>
be, und daher niemand Anlaß nehmen kan<lb/>
&#x017F;ich bey anderen gantz wiedrigen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den ein gleiches zu ver&#x017F;prechen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 346.</head>
              <p>Weil die Straffen, auch, wo<note place="right">Ab&#x017F;icht<lb/>
der<lb/>
St&#xA75B;affen.</note><lb/>
es die Noth erfordert, am Leben der Ver-<lb/>
brecher, vollzogen werden, damit jeder-<lb/>
mann den Ern&#x017F;t der Obrigkeit &#x017F;iehet, und<lb/>
dadurch eine Furcht erwecket wird (§. 344.<lb/>
345); &#x017F;o ge&#x017F;chehen &#x017F;ie nicht allein zur Be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung derer, die &#x017F;ie aus&#x017F;tehen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
ku&#x0364;nfftig nicht mehr auf dergleichen Untha-<lb/>
ten, als &#x017F;ie ausgeu&#x0364;bet, betreten la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ondern haupt&#x017F;a&#x0364;chlich, ja die Lebens-Straf-<lb/>
fen einig und allein, zum Exempel ande-<lb/>
rer, daß &#x017F;ie &#x017F;ich daran &#x017F;piegeln. Und hier-<lb/>
innen &#x017F;ind &#x017F;ie von den va&#x0364;terlichen Zu&#x0364;chti-<lb/>
gungen unter&#x017F;chieden, die haupt&#x017F;a&#x0364;chlich<lb/>
auf die Be&#x017F;&#x017F;erung der Kinder gehen (§.<lb/>
131).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 347.</head>
              <p>Da man nun in Be&#x017F;traffung<note place="right">Warum<lb/>
man in<lb/>
der Be-<lb/>
&#x017F;traffung<lb/>
nicht auf<lb/>
die Per-<lb/>
&#x017F;on der<lb/>
Verbre-<lb/>
cher zu<lb/>
&#x017F;ehen.</note><lb/>
des Bo&#x0364;&#x017F;en mehr auf andere, als die Ver-<lb/>
brecher zu &#x017F;ehen hat (§. 346); &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
nicht unrecht, wenn aus denen vorhin an-<lb/>
gefu&#x0364;hrten Ur&#x017F;achen (§. 343) die Verbre-<lb/>
cher mit ha&#x0364;rtern Straffen beleget werden,<lb/>
als &#x017F;ie zu be&#x017F;&#x017F;ern, das i&#x017F;t, von dem Vor-<lb/>
&#x017F;atze es weiter zu thun, zu bringen hinla&#x0364;ng-<lb/>
lich i&#x017F;t. Ja wenn auch gleich der Ver-<lb/>
brecher &#x017F;ich dadurch a&#x0364;ndern lie&#x017F;&#x017F;e, daß man<lb/>
ihn mit der verdienten Straffe &#x017F;chreckte,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0305] des gemeinen Weſens. fe, wie ſolches die Billigkeit erfordert ha- be, und daher niemand Anlaß nehmen kan ſich bey anderen gantz wiedrigen Umſtaͤn- den ein gleiches zu verſprechen. §. 346.Weil die Straffen, auch, wo es die Noth erfordert, am Leben der Ver- brecher, vollzogen werden, damit jeder- mann den Ernſt der Obrigkeit ſiehet, und dadurch eine Furcht erwecket wird (§. 344. 345); ſo geſchehen ſie nicht allein zur Beſ- ſerung derer, die ſie ausſtehen, daß ſie ſich kuͤnfftig nicht mehr auf dergleichen Untha- ten, als ſie ausgeuͤbet, betreten laſſen, ſondern hauptſaͤchlich, ja die Lebens-Straf- fen einig und allein, zum Exempel ande- rer, daß ſie ſich daran ſpiegeln. Und hier- innen ſind ſie von den vaͤterlichen Zuͤchti- gungen unterſchieden, die hauptſaͤchlich auf die Beſſerung der Kinder gehen (§. 131). Abſicht der Stꝛaffen. §. 347.Da man nun in Beſtraffung des Boͤſen mehr auf andere, als die Ver- brecher zu ſehen hat (§. 346); ſo iſt es nicht unrecht, wenn aus denen vorhin an- gefuͤhrten Urſachen (§. 343) die Verbre- cher mit haͤrtern Straffen beleget werden, als ſie zu beſſern, das iſt, von dem Vor- ſatze es weiter zu thun, zu bringen hinlaͤng- lich iſt. Ja wenn auch gleich der Ver- brecher ſich dadurch aͤndern lieſſe, daß man ihn mit der verdienten Straffe ſchreckte, und Warum man in der Be- ſtraffung nicht auf die Per- ſon der Verbre- cher zu ſehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/305
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/305>, abgerufen am 08.05.2024.