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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Das 3. Cap. Von der
Wie
Herr-
schafft in
Essen u.
Arbeit
das Ge-
sinde hal-
ten sol.
§. 177.

Da das Gesinde verbunden ist
die Gesundheit des Leibes und gesunde
Gliedmassen zu erhalten, alles aber zu ver-
meiden, was diesem zuwieder ist (§. 447.
449); ja ein Gesinde umb so vielmehr dar-
auf zu sehen hat, je nöthiger ihm Gesund-
heit und gesunde Gliedmassen sind, indem
es ausser diesem Stande mit Dienen sein
Brodt nicht erwerben kan: so hat auch die
Herrschafft nicht allein darauf zu sehen, daß
sie dem Gesinde gesunde und genug Speise
giebet, sondern auch wohl zuzusehen, daß
sie ihm nicht zu viel, noch zu schweere Ar-
beit zumuthet. Und hat insonderheit die-
selbe hierbey zu erwegen, was schon ange-
führet worden, daß nemlich Gesundheit
und gesunde Gliedmassen dem Gesinde
höchst nöthig sind, auch über dieses das Ge-
sinde sich aus keiner anderen Ursache zum
dienen begiebet, als daß es dadurch nöthi-
gen Unterhalt zu Erhaltung der Gesundheit
und des Lebens finden wil.

Wie das
Gesinde
auf Ge-
sundheit
und ge-
sunde
Glied-
massen zusehen
hat.
§. 178.

Am allermeisten aber hat das
Gesinde selbst für die Gesundheit des Leibes
und gesunde Gliedmassen zu sorgen, indem
davon seine gantze zeitliche Glückseeligkeit
herrühret. Denn wer von seiner Hände
Arbeit sein Brodt erwerben sol, der ist e-
lende daran, wenn er kranck ist, und da-
durch ungeschickt wird zu arbeiten. Die-
ses solte sich ein Gesinde jederzeit vorstellen,

wenn
Das 3. Cap. Von der
Wie
Herr-
ſchafft in
Eſſen u.
Arbeit
das Ge-
ſinde hal-
ten ſol.
§. 177.

Da das Geſinde verbunden iſt
die Geſundheit des Leibes und geſunde
Gliedmaſſen zu erhalten, alles aber zu ver-
meiden, was dieſem zuwieder iſt (§. 447.
449); ja ein Geſinde umb ſo vielmehr dar-
auf zu ſehen hat, je noͤthiger ihm Geſund-
heit und geſunde Gliedmaſſen ſind, indem
es auſſer dieſem Stande mit Dienen ſein
Brodt nicht erwerben kan: ſo hat auch die
Herrſchafft nicht allein darauf zu ſehen, daß
ſie dem Geſinde geſunde und genug Speiſe
giebet, ſondern auch wohl zuzuſehen, daß
ſie ihm nicht zu viel, noch zu ſchweere Ar-
beit zumuthet. Und hat inſonderheit die-
ſelbe hierbey zu erwegen, was ſchon ange-
fuͤhret worden, daß nemlich Geſundheit
und geſunde Gliedmaſſen dem Geſinde
hoͤchſt noͤthig ſind, auch uͤber dieſes das Ge-
ſinde ſich aus keiner anderen Urſache zum
dienen begiebet, als daß es dadurch noͤthi-
gen Unterhalt zu Erhaltung der Geſundheit
und des Lebens finden wil.

Wie das
Geſinde
auf Ge-
ſundheit
und ge-
ſunde
Glied-
maſſen zuſehen
hat.
§. 178.

Am allermeiſten aber hat das
Geſinde ſelbſt fuͤr die Geſundheit des Leibes
und geſunde Gliedmaſſen zu ſorgen, indem
davon ſeine gantze zeitliche Gluͤckſeeligkeit
herruͤhret. Denn wer von ſeiner Haͤnde
Arbeit ſein Brodt erwerben ſol, der iſt e-
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[124/0142] Das 3. Cap. Von der §. 177.Da das Geſinde verbunden iſt die Geſundheit des Leibes und geſunde Gliedmaſſen zu erhalten, alles aber zu ver- meiden, was dieſem zuwieder iſt (§. 447. 449); ja ein Geſinde umb ſo vielmehr dar- auf zu ſehen hat, je noͤthiger ihm Geſund- heit und geſunde Gliedmaſſen ſind, indem es auſſer dieſem Stande mit Dienen ſein Brodt nicht erwerben kan: ſo hat auch die Herrſchafft nicht allein darauf zu ſehen, daß ſie dem Geſinde geſunde und genug Speiſe giebet, ſondern auch wohl zuzuſehen, daß ſie ihm nicht zu viel, noch zu ſchweere Ar- beit zumuthet. Und hat inſonderheit die- ſelbe hierbey zu erwegen, was ſchon ange- fuͤhret worden, daß nemlich Geſundheit und geſunde Gliedmaſſen dem Geſinde hoͤchſt noͤthig ſind, auch uͤber dieſes das Ge- ſinde ſich aus keiner anderen Urſache zum dienen begiebet, als daß es dadurch noͤthi- gen Unterhalt zu Erhaltung der Geſundheit und des Lebens finden wil. §. 178.Am allermeiſten aber hat das Geſinde ſelbſt fuͤr die Geſundheit des Leibes und geſunde Gliedmaſſen zu ſorgen, indem davon ſeine gantze zeitliche Gluͤckſeeligkeit herruͤhret. Denn wer von ſeiner Haͤnde Arbeit ſein Brodt erwerben ſol, der iſt e- lende daran, wenn er kranck iſt, und da- durch ungeſchickt wird zu arbeiten. Die- ſes ſolte ſich ein Geſinde jederzeit vorſtellen, wenn

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/142>, abgerufen am 25.04.2024.