wenn es durch böse Gesellschafft zu einem unordentlichen Leben, dabey die Gesundheit Gefahr läuffet, aufgemuntert wird: wo- zu Exempel derer dienen, die sich auf eine solche Weise ins Unglück gestürtzet.
§. 179.
Da Herrschafft vermöge derWie Herr- schafft für des Gesindes Wohl- fahrt zu sorgen hat. allgemeinen Pflicht verbunden ist des Ge- sindes Wohlfahrt in allem zu besördern, so viel an ihr ist (§. 767 Mor.), und zwar darinnen das Gesinde andern, die mit ih- nen in keiner Gesellschafft leben, vorzuziehen hat (§. 13); so hat sie also davor zu sor- gen, daß es in allen nöthigen Pflichten ge- gen sich selbst, gegen Gott und gegen an- dere von Tage zu Tage zunehme und da- durch zu so viel Glückseligkeit gelange, als es nach seinen Umständen möglich ist. Und also geniesset das Gesinde fast gleiche Wohl- thaten mit den Kindern (§. 87 & seqq.).
§. 180.
Weil nun hierdurch dem Ge-Danck- bahrkeit des Ge- sindes davor. sinde Wohlthaten erwiesen werden (§. 834 Mor.), so ist es auch verbunden aus Danck- barkeit die Herrschafft zu lieben (§. cit.): zu welchem Ende sie sich diese Wohlthaten vorzustellen haben, die sie von ihr geniessen (§. 839 Mor.). Und werden die besonderen Umbstände hierzu mehrere Gelegenheit an die Hand geben.
§. 181.
Von der Liebe kan die kindlicheFurcht u. Scheu für der Herr- schafft. Furcht nicht getrennet werden (§. 694. Mor.). Derowegen wenn das Gesinde
die
Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
wenn es durch boͤſe Geſellſchafft zu einem unordentlichen Leben, dabey die Geſundheit Gefahr laͤuffet, aufgemuntert wird: wo- zu Exempel derer dienen, die ſich auf eine ſolche Weiſe ins Ungluͤck geſtuͤrtzet.
§. 179.
Da Herrſchafft vermoͤge derWie Herr- ſchafft fuͤr des Geſindes Wohl- fahrt zu ſorgen hat. allgemeinen Pflicht verbunden iſt des Ge- ſindes Wohlfahrt in allem zu beſoͤrdern, ſo viel an ihr iſt (§. 767 Mor.), und zwar darinnen das Geſinde andern, die mit ih- nen in keiner Geſellſchafft leben, vorzuziehen hat (§. 13); ſo hat ſie alſo davor zu ſor- gen, daß es in allen noͤthigen Pflichten ge- gen ſich ſelbſt, gegen Gott und gegen an- dere von Tage zu Tage zunehme und da- durch zu ſo viel Gluͤckſeligkeit gelange, als es nach ſeinen Umſtaͤnden moͤglich iſt. Und alſo genieſſet das Geſinde faſt gleiche Wohl- thaten mit den Kindern (§. 87 & ſeqq.).
§. 180.
Weil nun hierdurch dem Ge-Danck- bahrkeit des Ge- ſindes davor. ſinde Wohlthaten erwieſen werden (§. 834 Mor.), ſo iſt es auch verbunden aus Danck- barkeit die Herrſchafft zu lieben (§. cit.): zu welchem Ende ſie ſich dieſe Wohlthaten vorzuſtellen haben, die ſie von ihr genieſſen (§. 839 Mor.). Und werden die beſonderen Umbſtaͤnde hierzu mehrere Gelegenheit an die Hand geben.
§. 181.
Von der Liebe kan die kindlicheFurcht u. Scheu fuͤr der Herr- ſchafft. Furcht nicht getrennet werden (§. 694. Mor.). Derowegen wenn das Geſinde
die
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Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
wenn es durch boͤſe Geſellſchafft zu einem
unordentlichen Leben, dabey die Geſundheit
Gefahr laͤuffet, aufgemuntert wird: wo-
zu Exempel derer dienen, die ſich auf eine
ſolche Weiſe ins Ungluͤck geſtuͤrtzet.
§. 179.Da Herrſchafft vermoͤge der
allgemeinen Pflicht verbunden iſt des Ge-
ſindes Wohlfahrt in allem zu beſoͤrdern,
ſo viel an ihr iſt (§. 767 Mor.), und zwar
darinnen das Geſinde andern, die mit ih-
nen in keiner Geſellſchafft leben, vorzuziehen
hat (§. 13); ſo hat ſie alſo davor zu ſor-
gen, daß es in allen noͤthigen Pflichten ge-
gen ſich ſelbſt, gegen Gott und gegen an-
dere von Tage zu Tage zunehme und da-
durch zu ſo viel Gluͤckſeligkeit gelange, als
es nach ſeinen Umſtaͤnden moͤglich iſt. Und
alſo genieſſet das Geſinde faſt gleiche Wohl-
thaten mit den Kindern (§. 87 & ſeqq.).
Wie
Herr-
ſchafft
fuͤr des
Geſindes
Wohl-
fahrt zu
ſorgen
hat.
§. 180.Weil nun hierdurch dem Ge-
ſinde Wohlthaten erwieſen werden (§. 834
Mor.), ſo iſt es auch verbunden aus Danck-
barkeit die Herrſchafft zu lieben (§. cit.):
zu welchem Ende ſie ſich dieſe Wohlthaten
vorzuſtellen haben, die ſie von ihr genieſſen
(§. 839 Mor.). Und werden die beſonderen
Umbſtaͤnde hierzu mehrere Gelegenheit an
die Hand geben.
Danck-
bahrkeit
des Ge-
ſindes
davor.
§. 181.Von der Liebe kan die kindliche
Furcht nicht getrennet werden (§. 694.
Mor.). Derowegen wenn das Geſinde
die
Furcht
u. Scheu
fuͤr der
Herr-
ſchafft.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/143>, abgerufen am 21.11.2024.
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