Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Herrschafftlichen Gesellschafft. dern öffters noch weniger, wenn nemlichdie Sachen so beschaffen sind, daß sie schwee- rer zurechte zu bringen, wenn man sie lan- ge liegen läßet. Man hat alles in gutem Stande, wenn man es brauchet, und wird nicht aufgehalten, wie sonst geschiehet, wo es erst sol zurechte gemacht werden, wenn man es nöthig hat. Die Herrschafft fin- det keine Ursache etwas zu errinnern, und wird nicht verdrüßlich, wenn sie eine Sa- che, die das Gesinde ungeheissen thun soll, erst alle mahl und unterweilen vielmal heis- sen sol. Jst das Gesinde dabey willig, so brauchet man nicht dasselbe eine Sache zwey und mehrmal zu heissen: welches frey- lich nicht anders als verdrüßlich fallen kan. Derowegen findet auch Herrschafft keine Ursache über das Gesinde sich zu beschwee- ren, viel weniger es zu schelten, oder ihm gar zu fluchen, oder auch aus Eiffer zu schla- gen. Und demnach bleibet das Gesinde von allem dem Verdrusse frey, der ihm dar- aus erwachsen kan, und darf sich nicht den Verdruß verleiten lassen aus Ubereilung eine Aenderungen vorzunehmen, oder sonst zu thun, was es hernach bereuet. Ver- nünfftige Herrschafft gewinnet zu dem Ge- sinde eine Liebe (§. 449 Met.) und hält es daher besser, suchet auch bey Gelegenheit seine Wohlfahrt zubefördern. Es kan öff- ters von dem Fleisse und der Willigkeit ei- nes H 3
Herrſchafftlichen Geſellſchafft. dern oͤffters noch weniger, wenn nemlichdie Sachen ſo beſchaffen ſind, daß ſie ſchwee- rer zurechte zu bringen, wenn man ſie lan- ge liegen laͤßet. Man hat alles in gutem Stande, wenn man es brauchet, und wird nicht aufgehalten, wie ſonſt geſchiehet, wo es erſt ſol zurechte gemacht werden, wenn man es noͤthig hat. Die Herrſchafft fin- det keine Urſache etwas zu errinnern, und wird nicht verdruͤßlich, wenn ſie eine Sa- che, die das Geſinde ungeheiſſen thun ſoll, erſt alle mahl und unterweilen vielmal heiſ- ſen ſol. Jſt das Geſinde dabey willig, ſo brauchet man nicht daſſelbe eine Sache zwey und mehrmal zu heiſſen: welches frey- lich nicht anders als verdruͤßlich fallen kan. Derowegen findet auch Herrſchafft keine Urſache uͤber das Geſinde ſich zu beſchwee- ren, viel weniger es zu ſchelten, oder ihm gar zu fluchen, oder auch aus Eiffer zu ſchla- gen. Und demnach bleibet das Geſinde von allem dem Verdruſſe frey, der ihm dar- aus erwachſen kan, und darf ſich nicht den Verdruß verleiten laſſen aus Ubereilung eine Aenderungen vorzunehmen, oder ſonſt zu thun, was es hernach bereuet. Ver- nuͤnfftige Herrſchafft gewinnet zu dem Ge- ſinde eine Liebe (§. 449 Met.) und haͤlt es daher beſſer, ſuchet auch bey Gelegenheit ſeine Wohlfahrt zubefoͤrdern. Es kan oͤff- ters von dem Fleiſſe und der Willigkeit ei- nes H 3
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Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
dern oͤffters noch weniger, wenn nemlich
die Sachen ſo beſchaffen ſind, daß ſie ſchwee-
rer zurechte zu bringen, wenn man ſie lan-
ge liegen laͤßet. Man hat alles in gutem
Stande, wenn man es brauchet, und wird
nicht aufgehalten, wie ſonſt geſchiehet, wo
es erſt ſol zurechte gemacht werden, wenn
man es noͤthig hat. Die Herrſchafft fin-
det keine Urſache etwas zu errinnern, und
wird nicht verdruͤßlich, wenn ſie eine Sa-
che, die das Geſinde ungeheiſſen thun ſoll,
erſt alle mahl und unterweilen vielmal heiſ-
ſen ſol. Jſt das Geſinde dabey willig, ſo
brauchet man nicht daſſelbe eine Sache
zwey und mehrmal zu heiſſen: welches frey-
lich nicht anders als verdruͤßlich fallen kan.
Derowegen findet auch Herrſchafft keine
Urſache uͤber das Geſinde ſich zu beſchwee-
ren, viel weniger es zu ſchelten, oder ihm
gar zu fluchen, oder auch aus Eiffer zu ſchla-
gen. Und demnach bleibet das Geſinde
von allem dem Verdruſſe frey, der ihm dar-
aus erwachſen kan, und darf ſich nicht den
Verdruß verleiten laſſen aus Ubereilung
eine Aenderungen vorzunehmen, oder ſonſt
zu thun, was es hernach bereuet. Ver-
nuͤnfftige Herrſchafft gewinnet zu dem Ge-
ſinde eine Liebe (§. 449 Met.) und haͤlt es
daher beſſer, ſuchet auch bey Gelegenheit
ſeine Wohlfahrt zubefoͤrdern. Es kan oͤff-
ters von dem Fleiſſe und der Willigkeit ei-
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