wenn sie aus der Väterlichen Gewalt her- aus sind, und weder der Vorsorge, noch Regierung ihrer Eltern mehr nöthig haben. Derowegen da die Kinder der Eltern Ver- gnügen zu ihrem Vergnügen machen sollen (§. 136), die Eltern aber daraus nicht wenig Vergnügen schöpffen, wenn sie von ihren Kindern, die das Glück erhaben, noch alle Hochachtung und Ehrerbietig- keit genüßen; so sollen sie absonderlich, sie mögen noch in einen so hohen Stand ge- setzet werden, ihre Eltern bis in die Grube ehren und ihnen solches durch alle ersinn- liche Wege zu verstehen geben. So wer- den die Eltern an ihnen Freude haben, und ihren auch sonst unglücklichen Zu- stand glückseelig machen (§. 52 Mor.).
§. 141.
Es geschiehet gar offt, daß Kin-Ein Hin- dernis wird aus dem We- ge geräu- met. der sich ihrer armen Eltern anfangen zu schämen, absonderlich, wenn sie das Glück an fremden Orten erhoben. Da nun die- ses aus keiner andern Ursache geschiehet, als weil sie meinen, es gereiche zu ihrer Schande, daß sie von so geringen Eltern herkommen; so hat man ihnen das Wie- derspiel vorzustellen. Nemlich, es ist einem um soviel rühmlicher, wenn er in der Welt etwas worden, je weniger er Mittel darzu gehabt. Wer demnach von geringen und dürfftigen Eltern erzeuget und erzo- gen worden, die ihm wenig oder gar nicht
an
G 3
Vaͤterlichen Geſellſchafft.
wenn ſie aus der Vaͤterlichen Gewalt her- aus ſind, und weder der Vorſorge, noch Regierung ihrer Eltern mehr noͤthig haben. Derowegen da die Kinder der Eltern Ver- gnuͤgen zu ihrem Vergnuͤgen machen ſollen (§. 136), die Eltern aber daraus nicht wenig Vergnuͤgen ſchoͤpffen, wenn ſie von ihren Kindern, die das Gluͤck erhaben, noch alle Hochachtung und Ehrerbietig- keit genuͤßen; ſo ſollen ſie abſonderlich, ſie moͤgen noch in einen ſo hohen Stand ge- ſetzet werden, ihre Eltern bis in die Grube ehren und ihnen ſolches durch alle erſinn- liche Wege zu verſtehen geben. So wer- den die Eltern an ihnen Freude haben, und ihren auch ſonſt ungluͤcklichen Zu- ſtand gluͤckſeelig machen (§. 52 Mor.).
§. 141.
Es geſchiehet gar offt, daß Kin-Ein Hin- dernis wird aus dem We- ge geraͤu- met. der ſich ihrer armen Eltern anfangen zu ſchaͤmen, abſonderlich, wenn ſie das Gluͤck an fremden Orten erhoben. Da nun die- ſes aus keiner andern Urſache geſchiehet, als weil ſie meinen, es gereiche zu ihrer Schande, daß ſie von ſo geringen Eltern herkommen; ſo hat man ihnen das Wie- derſpiel vorzuſtellen. Nemlich, es iſt einem um ſoviel ruͤhmlicher, wenn er in der Welt etwas worden, je weniger er Mittel darzu gehabt. Wer demnach von geringen und duͤrfftigen Eltern erzeuget und erzo- gen worden, die ihm wenig oder gar nicht
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Vaͤterlichen Geſellſchafft.
wenn ſie aus der Vaͤterlichen Gewalt her-
aus ſind, und weder der Vorſorge, noch
Regierung ihrer Eltern mehr noͤthig haben.
Derowegen da die Kinder der Eltern Ver-
gnuͤgen zu ihrem Vergnuͤgen machen ſollen
(§. 136), die Eltern aber daraus nicht
wenig Vergnuͤgen ſchoͤpffen, wenn ſie von
ihren Kindern, die das Gluͤck erhaben,
noch alle Hochachtung und Ehrerbietig-
keit genuͤßen; ſo ſollen ſie abſonderlich, ſie
moͤgen noch in einen ſo hohen Stand ge-
ſetzet werden, ihre Eltern bis in die Grube
ehren und ihnen ſolches durch alle erſinn-
liche Wege zu verſtehen geben. So wer-
den die Eltern an ihnen Freude haben,
und ihren auch ſonſt ungluͤcklichen Zu-
ſtand gluͤckſeelig machen (§. 52 Mor.).
§. 141.Es geſchiehet gar offt, daß Kin-
der ſich ihrer armen Eltern anfangen zu
ſchaͤmen, abſonderlich, wenn ſie das Gluͤck
an fremden Orten erhoben. Da nun die-
ſes aus keiner andern Urſache geſchiehet,
als weil ſie meinen, es gereiche zu ihrer
Schande, daß ſie von ſo geringen Eltern
herkommen; ſo hat man ihnen das Wie-
derſpiel vorzuſtellen. Nemlich, es iſt einem
um ſoviel ruͤhmlicher, wenn er in der Welt
etwas worden, je weniger er Mittel darzu
gehabt. Wer demnach von geringen
und duͤrfftigen Eltern erzeuget und erzo-
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an
Ein Hin-
dernis
wird aus
dem We-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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