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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Kurtzer Unterricht/
nen. z. E. Jn dem angezogenen Satze ist
die Bedingung/ wenn ein Triangel und Pa-
rallelogrammum
einerley Grund-Linie und
Höhe haben: die Aussage aber; so ist der
Triangel die Helffte des Parallelogrammi.

Nutzen
der Be-
dingung
so in je-
dem Satze
enthal-
ten.

§. 37. Demnach zeiget mir jederzeit die
Bedingung/ in welchem Falle die Aussage
stat findet/ und macht/ daß ich niemals den
Satz unrecht anbringen kan. Und dannen-
hero hat man einen jeden Satz in diese zwey
Theile zuzerlegen. Es ist aber zumercken/
daß zuweilen die Bedingung nicht deutlich
aus gedruckt wird/ wenn sie nemlich in der
Erklährung der Sache enthalten ist. z. E.
Wenn ich sage; Alle drey Winckel in einem
Triangel zusammen genommen machen 180.
Grad: so scheinet keine dergleichen Bedin-
gung in dem Satze enthalten zu seyn. Se-
tzet aber an stat des Wortes Triangel nur
seine Erklährung hin; so werdet ihr bald die
Bedingung wahr nehmen/ denn der Satz
wird also lauten: Wenn eine Figur in drey
grade Linien eingeschlossen ist/ so machen ihre
drey Winckel zusammen genommen 180.
Grad. Hier ist also die Bedingung/ unter
welcher etwas ausgesaget wird/ diese/ daß
der Raum in drey grade Linien eingeschlos-
sen seyn sol.

Beschaf-
fenheit
der Aus-
sage.

§. 38. Die Aussage nun findet unter der
Bedingung/ so im Satze enthalten/ bey der
Sache bloß stat. Denn weil bey einer Sa-

che

Kurtzer Unterricht/
nen. z. E. Jn dem angezogenen Satze iſt
die Bedingung/ wenn ein Triangel und Pa-
rallelogrammum
einerley Grund-Linie und
Hoͤhe haben: die Ausſage aber; ſo iſt der
Triangel die Helffte des Parallelogrammi.

Nutzen
der Be-
dingung
ſo in je-
dem Satze
enthal-
ten.

§. 37. Demnach zeiget mir jederzeit die
Bedingung/ in welchem Falle die Ausſage
ſtat findet/ und macht/ daß ich niemals den
Satz unrecht anbringen kan. Und dannen-
hero hat man einen jeden Satz in dieſe zwey
Theile zuzerlegen. Es iſt aber zumercken/
daß zuweilen die Bedingung nicht deutlich
aus gedruckt wird/ wenn ſie nemlich in der
Erklaͤhrung der Sache enthalten iſt. z. E.
Wenn ich ſage; Alle drey Winckel in einem
Triangel zuſammen genommen machen 180.
Grad: ſo ſcheinet keine dergleichen Bedin-
gung in dem Satze enthalten zu ſeyn. Se-
tzet aber an ſtat des Wortes Triangel nur
ſeine Erklaͤhrung hin; ſo werdet ihr bald die
Bedingung wahr nehmen/ denn der Satz
wird alſo lauten: Wenn eine Figur in drey
grade Linien eingeſchloſſen iſt/ ſo machen ihre
drey Winckel zuſammen genommen 180.
Grad. Hier iſt alſo die Bedingung/ unter
welcher etwas ausgeſaget wird/ dieſe/ daß
der Raum in drey grade Linien eingeſchloſ-
ſen ſeyn ſol.

Beſchaf-
fenheit
der Aus-
ſage.

§. 38. Die Ausſage nun findet unter der
Bedingung/ ſo im Satze enthalten/ bey der
Sache bloß ſtat. Denn weil bey einer Sa-

che
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[20/0040] Kurtzer Unterricht/ nen. z. E. Jn dem angezogenen Satze iſt die Bedingung/ wenn ein Triangel und Pa- rallelogrammum einerley Grund-Linie und Hoͤhe haben: die Ausſage aber; ſo iſt der Triangel die Helffte des Parallelogrammi. §. 37. Demnach zeiget mir jederzeit die Bedingung/ in welchem Falle die Ausſage ſtat findet/ und macht/ daß ich niemals den Satz unrecht anbringen kan. Und dannen- hero hat man einen jeden Satz in dieſe zwey Theile zuzerlegen. Es iſt aber zumercken/ daß zuweilen die Bedingung nicht deutlich aus gedruckt wird/ wenn ſie nemlich in der Erklaͤhrung der Sache enthalten iſt. z. E. Wenn ich ſage; Alle drey Winckel in einem Triangel zuſammen genommen machen 180. Grad: ſo ſcheinet keine dergleichen Bedin- gung in dem Satze enthalten zu ſeyn. Se- tzet aber an ſtat des Wortes Triangel nur ſeine Erklaͤhrung hin; ſo werdet ihr bald die Bedingung wahr nehmen/ denn der Satz wird alſo lauten: Wenn eine Figur in drey grade Linien eingeſchloſſen iſt/ ſo machen ihre drey Winckel zuſammen genommen 180. Grad. Hier iſt alſo die Bedingung/ unter welcher etwas ausgeſaget wird/ dieſe/ daß der Raum in drey grade Linien eingeſchloſ- ſen ſeyn ſol. §. 38. Die Ausſage nun findet unter der Bedingung/ ſo im Satze enthalten/ bey der Sache bloß ſtat. Denn weil bey einer Sa- che

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/40>, abgerufen am 24.11.2024.