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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Kurtzer Unterricht/
von dem AEquatore gefunden. Als denn
weiß auch ein jeder/ wie groß die Mittags-Hö-
he der Sonne gewesen. Kan man aber nicht
aus dem angeführten Satze errathen/ wie ei-
ner denselben aus seiner Erfahrung hergelei-
tet; so ist er allerdings schuldig dieselbe in ih-
rem besondern Falle anzuführen/ damit man
urtheilen kan/ ob er durch richtige Schlüsse auf
seinen Satz kommen sey oder nicht. Denn
daß einer etwas durch den Einfall der äusser-
lichen Dinge empfunden/ kan er nicht erwei-
sen/ sondern er fordert mit recht/ daß man es
ihm glaube; Hingegen wie er geschlossen/ muß
durch den Verstand beurtheilet werden und
demnach kan keiner mit recht fordern/ daß
man ihm dieses glaube.

Was ein
Lehr-
Satz ist.

§. 33. Wenn man verschiedene Erkläh-
rungen gegen einander hält und daraus
schließt/ was durch eintzeler Betrachtung zu
erkennen unmöglich war/ so nennet man sol-
ches einen Lehr-Satz (Theorema.) z. E.
[we]nn man in der Geometrie einen Trian-
gel mit einem Parallelogrammo vergleicht/
welches einerley Grund-Linie und Höhe hat/
und in dieser Vergleichung theils unmittel-
bahr aus den Erklährungen dieser beyden
Flächen/ theils aus andern Eigenschafften
derselben/ die aus ihren Erklährungen schon
vorher gefunden worden/ schließt daß der Tri-
angel nur halb so groß ist als das Parallelo-
grammum:
wird dieser Satz; der Triangel

ist

Kurtzer Unterricht/
von dem Æquatore gefunden. Als denn
weiß auch ein jeder/ wie groß die Mittags-Hoͤ-
he der Sonne geweſen. Kan man aber nicht
aus dem angefuͤhrten Satze errathen/ wie ei-
ner denſelben aus ſeiner Erfahrung hergelei-
tet; ſo iſt er allerdings ſchuldig dieſelbe in ih-
rem beſondern Falle anzufuͤhren/ damit man
urtheilen kan/ ob er durch richtige Schluͤſſe auf
ſeinen Satz kommen ſey oder nicht. Denn
daß einer etwas durch den Einfall der aͤuſſer-
lichen Dinge empfunden/ kan er nicht erwei-
ſen/ ſondern er fordert mit recht/ daß man es
ihm glaube; Hingegen wie er geſchloſſen/ muß
durch den Verſtand beurtheilet werden und
demnach kan keiner mit recht fordern/ daß
man ihm dieſes glaube.

Was ein
Lehr-
Satz iſt.

§. 33. Wenn man verſchiedene Erklaͤh-
rungen gegen einander haͤlt und daraus
ſchließt/ was durch eintzeler Betrachtung zu
erkennen unmoͤglich war/ ſo nennet man ſol-
ches einen Lehr-Satz (Theorema.) z. E.
[we]nn man in der Geometrie einen Trian-
gel mit einem Parallelogrammo vergleicht/
welches einerley Grund-Linie und Hoͤhe hat/
und in dieſer Vergleichung theils unmittel-
bahr aus den Erklaͤhrungen dieſer beyden
Flaͤchen/ theils aus andern Eigenſchafften
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vorher gefunden worden/ ſchließt daß der Tri-
angel nur halb ſo groß iſt als das Parallelo-
grammum:
wird dieſer Satz; der Triangel

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[18/0038] Kurtzer Unterricht/ von dem Æquatore gefunden. Als denn weiß auch ein jeder/ wie groß die Mittags-Hoͤ- he der Sonne geweſen. Kan man aber nicht aus dem angefuͤhrten Satze errathen/ wie ei- ner denſelben aus ſeiner Erfahrung hergelei- tet; ſo iſt er allerdings ſchuldig dieſelbe in ih- rem beſondern Falle anzufuͤhren/ damit man urtheilen kan/ ob er durch richtige Schluͤſſe auf ſeinen Satz kommen ſey oder nicht. Denn daß einer etwas durch den Einfall der aͤuſſer- lichen Dinge empfunden/ kan er nicht erwei- ſen/ ſondern er fordert mit recht/ daß man es ihm glaube; Hingegen wie er geſchloſſen/ muß durch den Verſtand beurtheilet werden und demnach kan keiner mit recht fordern/ daß man ihm dieſes glaube. §. 33. Wenn man verſchiedene Erklaͤh- rungen gegen einander haͤlt und daraus ſchließt/ was durch eintzeler Betrachtung zu erkennen unmoͤglich war/ ſo nennet man ſol- ches einen Lehr-Satz (Theorema.) z. E. wenn man in der Geometrie einen Trian- gel mit einem Parallelogrammo vergleicht/ welches einerley Grund-Linie und Hoͤhe hat/ und in dieſer Vergleichung theils unmittel- bahr aus den Erklaͤhrungen dieſer beyden Flaͤchen/ theils aus andern Eigenſchafften derſelben/ die aus ihren Erklaͤhrungen ſchon vorher gefunden worden/ ſchließt daß der Tri- angel nur halb ſo groß iſt als das Parallelo- grammum: wird dieſer Satz; der Triangel iſt

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/38>, abgerufen am 21.11.2024.