Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Kurtzer Unterricht
Wie sie
in der
Geome-
trie zu
sinden.

§. 26. Jn der Geometrie fället es nicht
schweer die Erklährungen der Sachen zu fin-
den. Denn die Bewegungen der Puncte
geben Linien; die Bewegungen der Linien
Flächen; die Bewegungen der Flächen
Cörper. Wenn man also die Puncte/ Li-
nien und Flächen auf alle ersinnliche Art com-
binir
et/ und ihnen nach und nach alle mögli-
che Arten der Bewegungen zueignet/ so kom-
men die verlangten Erklährungen heraus.

Was
Grand-
sätze sind.

§. 27. Die Erklährungen sowol der Wör-
ter als der Sachen können entweder vor sich
ins besondere erwogen/ oder mit andern ver-
glichen werden. Betrachtet ihr dasjenige/
was in den Erklährungen enthalten ist/ und
schliesset etwas unmittelbahr daraus; so nen-
nen wir solches einen Grundsatz. Z. E.
wenn ihr bey der Erklährung des Circuls be-
dencket/ daß die Linie/ welche sich umb den
Mittelpunct herumb beweget/ immer einer-
ley Länge behält; so werdet ihr bald begreif-
fen/ daß alle Linien welche aus dem Mittel-
puncte an die Peripherie gezogen werden/ ein-
ander gleich sind. Diese Wahrheit nun ist
ein Grundsatz.

Jhr Un-
terscheid.

§. 28. Diese Grundsätze zeigen entweder/
daß etwas sey/ oder daß etwas könne gethan
werden. Ein Grundsatz von der ersten Art
ist/ den wir erst aus der Erklährung
des Circuls hergeleitet/ daß nemlich alle Li-
nien/ die aus dem Mittelpuncte an die Peri-

phe-
Kurtzer Unterricht
Wie ſie
in der
Geome-
trie zu
ſinden.

§. 26. Jn der Geometrie faͤllet es nicht
ſchweer die Erklaͤhrungen der Sachen zu fin-
den. Denn die Bewegungen der Puncte
geben Linien; die Bewegungen der Linien
Flaͤchen; die Bewegungen der Flaͤchen
Coͤrper. Wenn man alſo die Puncte/ Li-
nien und Flaͤchen auf alle erſinnliche Art com-
binir
et/ und ihnen nach und nach alle moͤgli-
che Arten der Bewegungen zueignet/ ſo kom-
men die verlangten Erklaͤhrungen heraus.

Was
Grand-
ſaͤtze ſind.

§. 27. Die Erklaͤhrungen ſowol der Woͤr-
ter als der Sachen koͤnnen entweder vor ſich
ins beſondere erwogen/ oder mit andern ver-
glichen werden. Betrachtet ihr dasjenige/
was in den Erklaͤhrungen enthalten iſt/ und
ſchlieſſet etwas unmittelbahr daraus; ſo nen-
nen wir ſolches einen Grundſatz. Z. E.
wenn ihr bey der Erklaͤhrung des Circuls be-
dencket/ daß die Linie/ welche ſich umb den
Mittelpunct herumb beweget/ immer einer-
ley Laͤnge behaͤlt; ſo werdet ihr bald begreif-
fen/ daß alle Linien welche aus dem Mittel-
puncte an die Peripherie gezogen werden/ ein-
ander gleich ſind. Dieſe Wahrheit nun iſt
ein Grundſatz.

Jhr Un-
terſcheid.

§. 28. Dieſe Grundſaͤtze zeigen entweder/
daß etwas ſey/ oder daß etwas koͤnne gethan
werden. Ein Grundſatz von der erſten Art
iſt/ den wir erſt aus der Erklaͤhrung
des Circuls hergeleitet/ daß nemlich alle Li-
nien/ die aus dem Mittelpuncte an die Peri-

phe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0034" n="14"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kurtzer Unterricht</hi> </fw><lb/>
          <note place="left">Wie &#x017F;ie<lb/>
in der<lb/>
Geome-<lb/>
trie zu<lb/>
&#x017F;inden.</note>
          <p>§. 26. Jn der <hi rendition="#aq">Geometrie</hi> fa&#x0364;llet es nicht<lb/>
&#x017F;chweer die Erkla&#x0364;hrungen der Sachen zu fin-<lb/>
den. Denn die Bewegungen der Puncte<lb/>
geben Linien; die Bewegungen der Linien<lb/>
Fla&#x0364;chen; die Bewegungen der Fla&#x0364;chen<lb/>
Co&#x0364;rper. Wenn man al&#x017F;o die Puncte/ Li-<lb/>
nien und Fla&#x0364;chen auf alle er&#x017F;innliche Art <hi rendition="#aq">com-<lb/>
binir</hi>et/ und ihnen nach und nach alle mo&#x0364;gli-<lb/>
che Arten der Bewegungen zueignet/ &#x017F;o kom-<lb/>
men die verlangten Erkla&#x0364;hrungen heraus.</p><lb/>
          <note place="left">Was<lb/>
Grand-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;ind.</note>
          <p>§. 27. Die Erkla&#x0364;hrungen &#x017F;owol der Wo&#x0364;r-<lb/>
ter als der Sachen ko&#x0364;nnen entweder vor &#x017F;ich<lb/>
ins be&#x017F;ondere erwogen/ oder mit andern ver-<lb/>
glichen werden. Betrachtet ihr dasjenige/<lb/>
was in den Erkla&#x0364;hrungen enthalten i&#x017F;t/ und<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et etwas unmittelbahr daraus; &#x017F;o nen-<lb/>
nen wir &#x017F;olches <hi rendition="#fr">einen Grund&#x017F;atz.</hi> Z. E.<lb/>
wenn ihr bey der Erkla&#x0364;hrung des Circuls be-<lb/>
dencket/ daß die Linie/ welche &#x017F;ich umb den<lb/>
Mittelpunct herumb beweget/ immer einer-<lb/>
ley La&#x0364;nge beha&#x0364;lt; &#x017F;o werdet ihr bald begreif-<lb/>
fen/ daß alle Linien welche aus dem Mittel-<lb/>
puncte an die Peripherie gezogen werden/ ein-<lb/>
ander gleich &#x017F;ind. Die&#x017F;e Wahrheit nun i&#x017F;t<lb/>
ein Grund&#x017F;atz.</p><lb/>
          <note place="left">Jhr Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid.</note>
          <p>§. 28. Die&#x017F;e Grund&#x017F;a&#x0364;tze zeigen entweder/<lb/>
daß etwas &#x017F;ey/ oder daß etwas ko&#x0364;nne gethan<lb/>
werden. Ein Grund&#x017F;atz von der er&#x017F;ten Art<lb/>
i&#x017F;t/ den wir er&#x017F;t aus der Erkla&#x0364;hrung<lb/>
des Circuls hergeleitet/ daß nemlich alle Li-<lb/>
nien/ die aus dem Mittelpuncte an die Peri-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">phe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0034] Kurtzer Unterricht §. 26. Jn der Geometrie faͤllet es nicht ſchweer die Erklaͤhrungen der Sachen zu fin- den. Denn die Bewegungen der Puncte geben Linien; die Bewegungen der Linien Flaͤchen; die Bewegungen der Flaͤchen Coͤrper. Wenn man alſo die Puncte/ Li- nien und Flaͤchen auf alle erſinnliche Art com- biniret/ und ihnen nach und nach alle moͤgli- che Arten der Bewegungen zueignet/ ſo kom- men die verlangten Erklaͤhrungen heraus. §. 27. Die Erklaͤhrungen ſowol der Woͤr- ter als der Sachen koͤnnen entweder vor ſich ins beſondere erwogen/ oder mit andern ver- glichen werden. Betrachtet ihr dasjenige/ was in den Erklaͤhrungen enthalten iſt/ und ſchlieſſet etwas unmittelbahr daraus; ſo nen- nen wir ſolches einen Grundſatz. Z. E. wenn ihr bey der Erklaͤhrung des Circuls be- dencket/ daß die Linie/ welche ſich umb den Mittelpunct herumb beweget/ immer einer- ley Laͤnge behaͤlt; ſo werdet ihr bald begreif- fen/ daß alle Linien welche aus dem Mittel- puncte an die Peripherie gezogen werden/ ein- ander gleich ſind. Dieſe Wahrheit nun iſt ein Grundſatz. §. 28. Dieſe Grundſaͤtze zeigen entweder/ daß etwas ſey/ oder daß etwas koͤnne gethan werden. Ein Grundſatz von der erſten Art iſt/ den wir erſt aus der Erklaͤhrung des Circuls hergeleitet/ daß nemlich alle Li- nien/ die aus dem Mittelpuncte an die Peri- phe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/34
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/34>, abgerufen am 21.11.2024.