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Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

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Viertelstunde zu Viertelstunde langten neue Züge von Patrioten an,
die meisten auf offenen mit Eichenlaub bekränzten Wagen, auf denen
die deutsche Fahne wehte. Sei gesegnet glücklicher Tag, wo nach lan-
gen Leiden und Drangsalen das Emblem der Kraft und d[er] Hoheit, die
Standarte unseres mächtigen Deutschlands, von den [Re]präsentanten
fast aller deutschen Stämme an dem prächtigen Rheine wieder entfal-
tet war!

Am 26. Mai Abends versammelte sich ein großer Theil der ange-
kommenen Gäste auf dem Schießhause bei Neustadt, um wechselseitig
Bekanntschaft zu machen. Man bemerkte hier die Repräsentanten fast
aller deutschen Stämme, und unter ihnen die in Deutschland am höch-
sten stehenden Namen. Es war ein großer, schöner Moment, wo alte
Freunde einander wiedersahen, wo neue Freundschaften geschlossen wur-
den, und wo vor allem die Brüderstämme der Deutschen mit boffen-
dem und freudigem Vertrauen sich näherten, mit Begeisterung sich
umschlangen und die großen Interessen des gemeinsamen Vaterlan-
des mit tiefer Sachkenntniß und durchdringendem Scharfsinn lebhaft ver-
handelten. Später am Abend sammelten sich in Neustadt an allen
öffentlichen Orten kleinere Gesellschaften, in welchen überall die An-
gelegenheiten unseres Volkes klar, ernst und würdig berathen wurden.

Die Festlichkeiten selbst gingen in folgender Ordnung vor sich:

1) Am 26. Mai Abends wurde die Eröffnung des Festes durch das
Geläute aller Glocken und durch mehrstündiges Abfeuern von Ge-
schütz angekündiget; auch waren auf den höchsten Punkten des Haardt-
gebirges Freudenfeuer angezündet.
2) Dieselbe Feierlichkeit ging am 27. Mai, als dem eigentlichen
Festtage, früh nach Tagesanbruch vor sich.
3) Um 8 Uhr Morgens versammelten sich die Theilnehmer an dem
Feste auf dem Marktplatze zu Neustadt. Der Zug wurde nun
geordnet und begab sich in folgender Weise auf die Schloßruine
Hambach:
a) Eine Abtheilung Bürgergarde mit Musik;
b) Frauen und Jungfrauen mit der poln. Fahne, letztere getragen von
einem Fähndrich, der mit einer weiß rothen Schärpe geschmückt war;
c) eine zweite Abtheilung Bürgergarde;
d) eine Abtheilung der Festordner, von welchen jeder eine Schärpe
aus schwarz, roth und gold trug, in der Mitte die deutsche
Fahne, mit der Inschrift "Deutschlands Wiedergeburt";
e) der ganze Landrath Rheinbaierns;

Viertelſtunde zu Viertelſtunde langten neue Züge von Patrioten an,
die meiſten auf offenen mit Eichenlaub bekränzten Wagen, auf denen
die deutſche Fahne wehte. Sei geſegnet glücklicher Tag, wo nach lan-
gen Leiden und Drangſalen das Emblem der Kraft und d[er] Hoheit, die
Standarte unſeres mächtigen Deutſchlands, von den [Re]präſentanten
faſt aller deutſchen Stämme an dem prächtigen Rheine wieder entfal-
tet war!

Am 26. Mai Abends verſammelte ſich ein großer Theil der ange-
kommenen Gäſte auf dem Schießhauſe bei Neuſtadt, um wechſelſeitig
Bekanntſchaft zu machen. Man bemerkte hier die Repräſentanten faſt
aller deutſchen Stämme, und unter ihnen die in Deutſchland am höch-
ſten ſtehenden Namen. Es war ein großer, ſchöner Moment, wo alte
Freunde einander wiederſahen, wo neue Freundſchaften geſchloſſen wur-
den, und wo vor allem die Brüderſtämme der Deutſchen mit boffen-
dem und freudigem Vertrauen ſich näherten, mit Begeiſterung ſich
umſchlangen und die großen Intereſſen des gemeinſamen Vaterlan-
des mit tiefer Sachkenntniß und durchdringendem Scharfſinn lebhaft ver-
handelten. Später am Abend ſammelten ſich in Neuſtadt an allen
öffentlichen Orten kleinere Geſellſchaften, in welchen überall die An-
gelegenheiten unſeres Volkes klar, ernſt und würdig berathen wurden.

Die Feſtlichkeiten ſelbſt gingen in folgender Ordnung vor ſich:

1) Am 26. Mai Abends wurde die Eröffnung des Feſtes durch das
Geläute aller Glocken und durch mehrſtündiges Abfeuern von Ge-
ſchütz angekündiget; auch waren auf den hoͤchſten Punkten des Haardt-
gebirges Freudenfeuer angezuͤndet.
2) Dieſelbe Feierlichkeit ging am 27. Mai, als dem eigentlichen
Feſttage, früh nach Tagesanbruch vor ſich.
3) Um 8 Uhr Morgens verſammelten ſich die Theilnehmer an dem
Feſte auf dem Marktplatze zu Neuſtadt. Der Zug wurde nun
geordnet und begab ſich in folgender Weiſe auf die Schloßruine
Hambach:
a) Eine Abtheilung Bürgergarde mit Muſik;
b) Frauen und Jungfrauen mit der poln. Fahne, letztere getragen von
einem Fähndrich, der mit einer weiß rothen Schärpe geſchmückt war;
c) eine zweite Abtheilung Bürgergarde;
d) eine Abtheilung der Feſtordner, von welchen jeder eine Schärpe
aus ſchwarz, roth und gold trug, in der Mitte die deutſche
Fahne, mit der Inſchrift „Deutſchlands Wiedergeburt“;
e) der ganze Landrath Rheinbaierns;
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[11/0019] Viertelſtunde zu Viertelſtunde langten neue Züge von Patrioten an, die meiſten auf offenen mit Eichenlaub bekränzten Wagen, auf denen die deutſche Fahne wehte. Sei geſegnet glücklicher Tag, wo nach lan- gen Leiden und Drangſalen das Emblem der Kraft und der Hoheit, die Standarte unſeres mächtigen Deutſchlands, von den Repräſentanten faſt aller deutſchen Stämme an dem prächtigen Rheine wieder entfal- tet war! Am 26. Mai Abends verſammelte ſich ein großer Theil der ange- kommenen Gäſte auf dem Schießhauſe bei Neuſtadt, um wechſelſeitig Bekanntſchaft zu machen. Man bemerkte hier die Repräſentanten faſt aller deutſchen Stämme, und unter ihnen die in Deutſchland am höch- ſten ſtehenden Namen. Es war ein großer, ſchöner Moment, wo alte Freunde einander wiederſahen, wo neue Freundſchaften geſchloſſen wur- den, und wo vor allem die Brüderſtämme der Deutſchen mit boffen- dem und freudigem Vertrauen ſich näherten, mit Begeiſterung ſich umſchlangen und die großen Intereſſen des gemeinſamen Vaterlan- des mit tiefer Sachkenntniß und durchdringendem Scharfſinn lebhaft ver- handelten. Später am Abend ſammelten ſich in Neuſtadt an allen öffentlichen Orten kleinere Geſellſchaften, in welchen überall die An- gelegenheiten unſeres Volkes klar, ernſt und würdig berathen wurden. Die Feſtlichkeiten ſelbſt gingen in folgender Ordnung vor ſich: 1) Am 26. Mai Abends wurde die Eröffnung des Feſtes durch das Geläute aller Glocken und durch mehrſtündiges Abfeuern von Ge- ſchütz angekündiget; auch waren auf den hoͤchſten Punkten des Haardt- gebirges Freudenfeuer angezuͤndet. 2) Dieſelbe Feierlichkeit ging am 27. Mai, als dem eigentlichen Feſttage, früh nach Tagesanbruch vor ſich. 3) Um 8 Uhr Morgens verſammelten ſich die Theilnehmer an dem Feſte auf dem Marktplatze zu Neuſtadt. Der Zug wurde nun geordnet und begab ſich in folgender Weiſe auf die Schloßruine Hambach: a) Eine Abtheilung Bürgergarde mit Muſik; b) Frauen und Jungfrauen mit der poln. Fahne, letztere getragen von einem Fähndrich, der mit einer weiß rothen Schärpe geſchmückt war; c) eine zweite Abtheilung Bürgergarde; d) eine Abtheilung der Feſtordner, von welchen jeder eine Schärpe aus ſchwarz, roth und gold trug, in der Mitte die deutſche Fahne, mit der Inſchrift „Deutſchlands Wiedergeburt“; e) der ganze Landrath Rheinbaierns;

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Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/19>, abgerufen am 28.11.2024.