Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.der Zeit unter den Griechen betrachtet. tet waren, von denen ab, welche sie gerufen hatten, und zogen die Achäeran sich, welche mit ihnen Corinth eroberten, und den König Philippus von Macedonien schlugen. Dieser Sieg wirkete einen berühmten Frieden, in welchem sich der König der Entscheidung der Römer unterwarf, und sich bequemen mußte, alle Plätze in Griechenland abzutreten, und aus allen Orten seine Besatzungen zu räumen, und dieses vor den bevorstehenden Jsthmischen Spielen. Jn diesen Umständen nahmen die Römer ein em- pfindliches Herz an gegen die Freyheit eines andern Volks, und der Pro- consul Quintus Flaminius hatte im drey und dreyßigsten Jahre seines Al- Alters die Ehre, die Griechen für freye Leute zu erklären, die ihn fast anbeteten. Dieses geschah in der hundert und fünf und vierzigsten Olympias,G. haben Z z 3
der Zeit unter den Griechen betrachtet. tet waren, von denen ab, welche ſie gerufen hatten, und zogen die Achaͤeran ſich, welche mit ihnen Corinth eroberten, und den Koͤnig Philippus von Macedonien ſchlugen. Dieſer Sieg wirkete einen beruͤhmten Frieden, in welchem ſich der Koͤnig der Entſcheidung der Roͤmer unterwarf, und ſich bequemen mußte, alle Plaͤtze in Griechenland abzutreten, und aus allen Orten ſeine Beſatzungen zu raͤumen, und dieſes vor den bevorſtehenden Jſthmiſchen Spielen. Jn dieſen Umſtaͤnden nahmen die Roͤmer ein em- pfindliches Herz an gegen die Freyheit eines andern Volks, und der Pro- conſul Quintus Flaminius hatte im drey und dreyßigſten Jahre ſeines Al- Alters die Ehre, die Griechen fuͤr freye Leute zu erklaͤren, die ihn faſt anbeteten. Dieſes geſchah in der hundert und fuͤnf und vierzigſten Olympias,G. haben Z z 3
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der Zeit unter den Griechen betrachtet.
tet waren, von denen ab, welche ſie gerufen hatten, und zogen die Achaͤer
an ſich, welche mit ihnen Corinth eroberten, und den Koͤnig Philippus
von Macedonien ſchlugen. Dieſer Sieg wirkete einen beruͤhmten Frieden,
in welchem ſich der Koͤnig der Entſcheidung der Roͤmer unterwarf, und ſich
bequemen mußte, alle Plaͤtze in Griechenland abzutreten, und aus allen
Orten ſeine Beſatzungen zu raͤumen, und dieſes vor den bevorſtehenden
Jſthmiſchen Spielen. Jn dieſen Umſtaͤnden nahmen die Roͤmer ein em-
pfindliches Herz an gegen die Freyheit eines andern Volks, und der Pro-
conſul Quintus Flaminius hatte im drey und dreyßigſten Jahre ſeines Al-
Alters die Ehre, die Griechen fuͤr freye Leute zu erklaͤren, die ihn faſt
anbeteten.
Dieſes geſchah in der hundert und fuͤnf und vierzigſten Olympias,
hundert und vier und neunzig Jahre vor der Chriſtlichen Zeitrechnung;
und es ſcheint, daß Plinius dieſe Olympias, und nicht die hundert und
fuͤnf und funfzigſte geſetzt gehabt, wenn er berichtet, daß die Kuͤnſte in der-
ſelben wiederum zu bluͤhen angefangen. Denn in der hundert und fuͤnf
und funfzigſten waren die Roͤmer als Feinde in Griechenland; die Kuͤnſte
aber koͤnnen ohne eine beſondere gluͤckliche Anſcheinung niemals empor kom-
men. Bald hernach wurde den Griechen ihre Freyheit durch den Paulus
Aemilius beſtaͤtiget. Die Zeit, in welcher die Kuͤnſte in Griechenland nie-
der gelegen, wird geweſen ſeyn, wie die Zeit vom Raphael und Michael
Angelo bis auf die Caracci. Die Kunſt fiel damals in der Roͤmiſchen
Schule ſelbſt in eine große Barbarey, und auch diejenigen Kuͤnſtler, die
von der Kunſt ſchrieben, als Vaſari und Zuccheri, waren wie mit
Blindheit geſchlagen. Die Gemaͤlde der beyden groͤßten Meiſter in
der Kunſt waren in ihrem voͤlligen Glanze, und im Angeſichte derjeni-
gen gemachet, die, wie ihre Arbeit zeiget, niemals ein aufmerkſames
Auge auf dieſelben gerichtet, und keine einzige alte Statue betrachtet zu
haben
G.
Neuer Flor
der Kunſt in
Griechenland
durch dieſe er-
theilte Frey-
heit, aber von
kurzer Dauer.
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