Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen gen wollten, gieng er von neuem in das Attische Gebieth, und zerstöretedie Tempel, welche er kurz zuvor ausgeplündert hatte, schlug die Statuen in Stücken, und ließ auch die Steine zertrümmern, damit sie nicht zu Wie- derherstellung der Tempel brauchbar seyn möchten 1). Diese verübte Grau- samkeit war es, welche vornehmlich die Athenienser bewegte, wider den König eine Verordnung zu machen, wodurch alle Statuen desselben so- wohl, als von Personen aus dessen Hause beyderley Geschlechts, sollten umgeworfen und vernichtet werden; alle Orte, wo irgend etwas zu des Königs Ehre von Jnschriften gesetzt war, wurden für unheilig und schänd- lich erkläret 2). Jn dem Kriege wider den König Antiochus in Syrien ließ der Consul Marcus Acilius, nach seinem Siege bey Thermopylä, den Tempel der Jtonischen Pallas in Böotien, worinnen gedachten Königs Statue stand, zerstören 3). Die Römer, welche bisher in feindlichen Or- ten die Tempel verschonet hatten, fiengen nunmehro auch an, nach ihrer Meynung, das Recht der Wiedervergeltung zu üben, und plünderten in der Jnsel Bachium, welche Phocäa gegen über lieget, die Tempel aus, und führeten die Statuen mit sich fort 4). Jn eben oben erzähl- ten Umständen befand sich Griechenland in der hundert und vierzigsten Olympias 5). Die Aetolier giengen so weit in der Feindseligkeit gegen die Achäer, tet 1) Livius L. 31. c. 26. 30. 2) Ibid. c. 44. 3) Idem L. 36. c. 20. 4) Idem L. 37. c. 21. 5) Polyb. L. 5. p. 448. B.
II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden gen wollten, gieng er von neuem in das Attiſche Gebieth, und zerſtoͤretedie Tempel, welche er kurz zuvor ausgepluͤndert hatte, ſchlug die Statuen in Stuͤcken, und ließ auch die Steine zertruͤmmern, damit ſie nicht zu Wie- derherſtellung der Tempel brauchbar ſeyn moͤchten 1). Dieſe veruͤbte Grau- ſamkeit war es, welche vornehmlich die Athenienſer bewegte, wider den Koͤnig eine Verordnung zu machen, wodurch alle Statuen deſſelben ſo- wohl, als von Perſonen aus deſſen Hauſe beyderley Geſchlechts, ſollten umgeworfen und vernichtet werden; alle Orte, wo irgend etwas zu des Koͤnigs Ehre von Jnſchriften geſetzt war, wurden fuͤr unheilig und ſchaͤnd- lich erklaͤret 2). Jn dem Kriege wider den Koͤnig Antiochus in Syrien ließ der Conſul Marcus Acilius, nach ſeinem Siege bey Thermopylaͤ, den Tempel der Jtoniſchen Pallas in Boͤotien, worinnen gedachten Koͤnigs Statue ſtand, zerſtoͤren 3). Die Roͤmer, welche bisher in feindlichen Or- ten die Tempel verſchonet hatten, fiengen nunmehro auch an, nach ihrer Meynung, das Recht der Wiedervergeltung zu uͤben, und pluͤnderten in der Jnſel Bachium, welche Phocaͤa gegen uͤber lieget, die Tempel aus, und fuͤhreten die Statuen mit ſich fort 4). Jn eben oben erzaͤhl- ten Umſtaͤnden befand ſich Griechenland in der hundert und vierzigſten Olympias 5). Die Aetolier giengen ſo weit in der Feindſeligkeit gegen die Achaͤer, tet 1) Livius L. 31. c. 26. 30. 2) Ibid. c. 44. 3) Idem L. 36. c. 20. 4) Idem L. 37. c. 21. 5) Polyb. L. 5. p. 448. B.
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II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
gen wollten, gieng er von neuem in das Attiſche Gebieth, und zerſtoͤrete
die Tempel, welche er kurz zuvor ausgepluͤndert hatte, ſchlug die Statuen
in Stuͤcken, und ließ auch die Steine zertruͤmmern, damit ſie nicht zu Wie-
derherſtellung der Tempel brauchbar ſeyn moͤchten 1). Dieſe veruͤbte Grau-
ſamkeit war es, welche vornehmlich die Athenienſer bewegte, wider den
Koͤnig eine Verordnung zu machen, wodurch alle Statuen deſſelben ſo-
wohl, als von Perſonen aus deſſen Hauſe beyderley Geſchlechts, ſollten
umgeworfen und vernichtet werden; alle Orte, wo irgend etwas zu des
Koͤnigs Ehre von Jnſchriften geſetzt war, wurden fuͤr unheilig und ſchaͤnd-
lich erklaͤret 2). Jn dem Kriege wider den Koͤnig Antiochus in Syrien
ließ der Conſul Marcus Acilius, nach ſeinem Siege bey Thermopylaͤ, den
Tempel der Jtoniſchen Pallas in Boͤotien, worinnen gedachten Koͤnigs
Statue ſtand, zerſtoͤren 3). Die Roͤmer, welche bisher in feindlichen Or-
ten die Tempel verſchonet hatten, fiengen nunmehro auch an, nach ihrer
Meynung, das Recht der Wiedervergeltung zu uͤben, und pluͤnderten
in der Jnſel Bachium, welche Phocaͤa gegen uͤber lieget, die Tempel
aus, und fuͤhreten die Statuen mit ſich fort 4). Jn eben oben erzaͤhl-
ten Umſtaͤnden befand ſich Griechenland in der hundert und vierzigſten
Olympias 5).
Die Aetolier giengen ſo weit in der Feindſeligkeit gegen die Achaͤer,
daß ſie die Roͤmer zu Huͤlfe riefen, welche damals zuerſt ihren Fuß auf den
Griechiſchen Boden ſetzten; die Achaͤer hingegen hatten die Parthey der
Macedonier ergriffen. Nach einem Siege, welchen Philopoemenes, der
Feldherr des Bundes, wider die Aetolier und ihren Beyſtand erfochte, tra-
ten die Roͤmer, da ſie beſſer von den Umſtaͤnden in Griechenland unterrich-
tet
1) Livius L. 31. c. 26. 30.
2) Ibid. c. 44.
3) Idem L. 36. c. 20.
4) Idem L. 37. c. 21.
5) Polyb. L. 5. p. 448. B.
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