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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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I Theil. Drittes Capitel.
hat erstlich das angezeigte Maas derselben nicht richtig angegeben: der
Brief redet von zwo Braccia in der Höhe, (eine Florentinische Brac-
cia hält drittehalb Römische Palme) und von eben so viel in der Länge;
Gori aber giebt nur drey Palme an. Ferner sieht die Inschrift in
dem Originale nicht sehr Hetrurisch aus, welche Form und Gestalt ihr
im Drucke gegeben worden.

Zweytes Stück.
Von dem Stile Hetrurischer Künstler.
Zweytes Stück.

Nach den gegebenen vorläufigen Kenntnissen des ersten Stücks dieses Ca-
Von dem
Stile Hetru-
rischer Künst-
ler.
pitels von den äußeren Umständen und Ursachen der Hetrurischen
Kunst, von der Abbildung ihrer Götter und Helden, und nach der Anzeige
I.
Allgemeine
Erinnerung
über densel-
ben.
der Werke der Kunst, führe ich die Betrachtungen des Lesers zu den Ei-
genschaften und Kennzeichen der Kunst dieses Volks und ihrer Werke, das
ist, zu den Stil der Hetrurischen Künstler, wovon dieses zweyte Stück
handelt.

Hier ist allgemein zu erinnern, daß die Kennzeichen zum Ueterschiede
des Hetrurischen, und des ältesten Griechischen Stils, welche außer der
Zeichnung von zufälligen Dingen, als von Gebräuchen, und von der Klei-
dung möchten genommen werden, trieglich seyn können. Die Athenien-
ser, sagt Aristides 1), machten die Waffen der Pallas in eben der Form,
wie ihnen die Göttin dieselbe angegeben hatte: man kann aber von einem
Griechischen Helme der Pallas, oder anderer Figuren, auf keine Griechische
Arbeit schließen. Denn sogenannte Griechische Helme finden sich auch auf
unstreitigen Hetrurischen Werken, wie ihn eine Minerva hat auf dem mehr-
mal angeführten dreyeckigten Altare der Villa Borghese, und auf einer

Schaa-
1) Panathen. p. 107. l. 4.

I Theil. Drittes Capitel.
hat erſtlich das angezeigte Maas derſelben nicht richtig angegeben: der
Brief redet von zwo Braccia in der Hoͤhe, (eine Florentiniſche Brac-
cia haͤlt drittehalb Roͤmiſche Palme) und von eben ſo viel in der Laͤnge;
Gori aber giebt nur drey Palme an. Ferner ſieht die Inſchrift in
dem Originale nicht ſehr Hetruriſch aus, welche Form und Geſtalt ihr
im Drucke gegeben worden.

Zweytes Stuͤck.
Von dem Stile Hetruriſcher Kuͤnſtler.
Zweytes Stuͤck.

Nach den gegebenen vorlaͤufigen Kenntniſſen des erſten Stuͤcks dieſes Ca-
Von dem
Stile Hetru-
riſcher Kuͤnſt-
ler.
pitels von den aͤußeren Umſtaͤnden und Urſachen der Hetruriſchen
Kunſt, von der Abbildung ihrer Goͤtter und Helden, und nach der Anzeige
I.
Allgemeine
Erinnerung
uͤber denſel-
ben.
der Werke der Kunſt, fuͤhre ich die Betrachtungen des Leſers zu den Ei-
genſchaften und Kennzeichen der Kunſt dieſes Volks und ihrer Werke, das
iſt, zu den Stil der Hetruriſchen Kuͤnſtler, wovon dieſes zweyte Stuͤck
handelt.

Hier iſt allgemein zu erinnern, daß die Kennzeichen zum Ueterſchiede
des Hetruriſchen, und des aͤlteſten Griechiſchen Stils, welche außer der
Zeichnung von zufaͤlligen Dingen, als von Gebraͤuchen, und von der Klei-
dung moͤchten genommen werden, trieglich ſeyn koͤnnen. Die Athenien-
ſer, ſagt Ariſtides 1), machten die Waffen der Pallas in eben der Form,
wie ihnen die Goͤttin dieſelbe angegeben hatte: man kann aber von einem
Griechiſchen Helme der Pallas, oder anderer Figuren, auf keine Griechiſche
Arbeit ſchließen. Denn ſogenannte Griechiſche Helme finden ſich auch auf
unſtreitigen Hetruriſchen Werken, wie ihn eine Minerva hat auf dem mehr-
mal angefuͤhrten dreyeckigten Altare der Villa Borgheſe, und auf einer

Schaa-
1) Panathen. p. 107. l. 4.
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[104/0154] I Theil. Drittes Capitel. hat erſtlich das angezeigte Maas derſelben nicht richtig angegeben: der Brief redet von zwo Braccia in der Hoͤhe, (eine Florentiniſche Brac- cia haͤlt drittehalb Roͤmiſche Palme) und von eben ſo viel in der Laͤnge; Gori aber giebt nur drey Palme an. Ferner ſieht die Inſchrift in dem Originale nicht ſehr Hetruriſch aus, welche Form und Geſtalt ihr im Drucke gegeben worden. Zweytes Stuͤck. Von dem Stile Hetruriſcher Kuͤnſtler. Nach den gegebenen vorlaͤufigen Kenntniſſen des erſten Stuͤcks dieſes Ca- pitels von den aͤußeren Umſtaͤnden und Urſachen der Hetruriſchen Kunſt, von der Abbildung ihrer Goͤtter und Helden, und nach der Anzeige der Werke der Kunſt, fuͤhre ich die Betrachtungen des Leſers zu den Ei- genſchaften und Kennzeichen der Kunſt dieſes Volks und ihrer Werke, das iſt, zu den Stil der Hetruriſchen Kuͤnſtler, wovon dieſes zweyte Stuͤck handelt. Von dem Stile Hetru- riſcher Kuͤnſt- ler. I. Allgemeine Erinnerung uͤber denſel- ben. Hier iſt allgemein zu erinnern, daß die Kennzeichen zum Ueterſchiede des Hetruriſchen, und des aͤlteſten Griechiſchen Stils, welche außer der Zeichnung von zufaͤlligen Dingen, als von Gebraͤuchen, und von der Klei- dung moͤchten genommen werden, trieglich ſeyn koͤnnen. Die Athenien- ſer, ſagt Ariſtides 1), machten die Waffen der Pallas in eben der Form, wie ihnen die Goͤttin dieſelbe angegeben hatte: man kann aber von einem Griechiſchen Helme der Pallas, oder anderer Figuren, auf keine Griechiſche Arbeit ſchließen. Denn ſogenannte Griechiſche Helme finden ſich auch auf unſtreitigen Hetruriſchen Werken, wie ihn eine Minerva hat auf dem mehr- mal angefuͤhrten dreyeckigten Altare der Villa Borgheſe, und auf einer Schaa- 1) Panathen. p. 107. l. 4.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/154>, abgerufen am 21.11.2024.