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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Das ateles khorion. einzelne züge der tyrannis.
wurf wegen der ertragssteuer und zugleich eine kritik des 'tyrannen-
glückes'. aber die ächte fassung ist selbst das noch nicht; Diodor ver-
rät sie, indem er auf ein sprüchwort verweist kai sphakeloi poiousin
ateleian. dies sprüchwort mit derselben geschichte und dem apoph-
thegma in der verstümmelten form odunas kai sphakelous ; kai touton
dekaten Peisistratos pherei, steht im interpolirten Zenobius IV 76,
stand im ächten II 4, d. h. in der reihe, die Crusius mit sicherheit auf
den atthidographen Demon zurückgeführt hat. 24) es ist natürlich ver-
kehrt die fassungen des Aristoteles oder Diodor durch conjectur mit
den sphakeloi auszustatten oder sonst auszugleichen. die geschichte ist
veranlassung sowol zu dem namen des khorion ateles wie zu dem sprüch-
worte kai sphakeloi poiousin ateleian, und nur die zweite bedarf in der
antwort des bauern der sphakeloi. von dem sprüchwort weiss Aristoteles
nichts. die combination beider wird dem gehören, der zugleich atthidograph
und paroemiograph ist, und bei Diodor ist die contamination der ge-
schichte in der fassung ohne sphakeloi, wie sie Aristoteles hat, mit der
Demons noch wahrnehmbar, für die freilich Ephoros nicht verantwort-
lich gemacht werden darf. 25) aber dass er und Aristoteles gemeinsam
auf einen autor zurückgehn, und dass dies eine ältere Atthis ist, die
Demon verbessert hat, indem er das sprüchwort heranzog, ist unabweis-
bar. die geschichte haftete an dem bestimmten ateles khorion, das auf
den allerdings sehr steinigen westlichen abhängen des Hymettos lag;
sie erklärte dessen namen, entweder aus glaubhafter tradition, wie ich
annehme, oder aus aetiologischer dichtung, die aber schwerlich einen
leutseligen tyrannen eingeführt haben würde.

Die andern belege für die leutseligkeit des Peisistratos sind, dass erEinzelne
züge der
tyrannis.

einer vorladung auf den Areopag folge leistete: das hat Aristoteles aus der
ihm mit Plutarch gemeinsamen quelle; dass er die demenrichter ein-
führte: deren herstellung durch Perikles ist 26, 3 aus der Atthis ge-
nommen; endlich das apophthegma von dem kronischen zeitalter, das
oben (s. 119) besprochen ist. so wird unbeschadet des politischen und

24) Eine weitere fassung der geschichte bei Prokop von Gaza wird im näch-
sten capitel auf Aristoteles selbst zurückgeführt werden.
25) Ob Diodor diese vereinigung vorgenommen hat, ist mir allerdings sehr
zweifelhaft. es ist gar zu verkehrt, ein sprüchwort zuzufügen, ohne die form des
witzwortes so zu fassen, wie dieses verlangt. ich glaube also, dass sei es in dem
Diodortext, den die compilatoren des Porphyrogennetos vorfanden, sei es erst in
ihrem texte das sprüchwort als parallelstelle beigefügt worden ist, in jedem falle
erst in byzantinischer zeit. denn Zenobius und seine auszüge waren ja damals sehr
verbreitet, und dies sprüchwort steht auch im Suidas.
v. Wilamowitz, Aristoteles I. 18

Das ἀτελὲς χωϱίον. einzelne züge der tyrannis.
wurf wegen der ertragssteuer und zugleich eine kritik des ‘tyrannen-
glückes’. aber die ächte fassung ist selbst das noch nicht; Diodor ver-
rät sie, indem er auf ein sprüchwort verweist καὶ σφάκελοι ποιοῦσιν
ἀτέλειαν. dies sprüchwort mit derselben geschichte und dem apoph-
thegma in der verstümmelten form ὀδύνας καὶ σφακέλους · καὶ τούτων
δεκάτην Πεισίστϱατος φέϱει, steht im interpolirten Zenobius IV 76,
stand im ächten II 4, d. h. in der reihe, die Crusius mit sicherheit auf
den atthidographen Demon zurückgeführt hat. 24) es ist natürlich ver-
kehrt die fassungen des Aristoteles oder Diodor durch conjectur mit
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veranlassung sowol zu dem namen des χωϱίον ἀτελές wie zu dem sprüch-
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nichts. die combination beider wird dem gehören, der zugleich atthidograph
und paroemiograph ist, und bei Diodor ist die contamination der ge-
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Demons noch wahrnehmbar, für die freilich Ephoros nicht verantwort-
lich gemacht werden darf. 25) aber daſs er und Aristoteles gemeinsam
auf einen autor zurückgehn, und daſs dies eine ältere Atthis ist, die
Demon verbessert hat, indem er das sprüchwort heranzog, ist unabweis-
bar. die geschichte haftete an dem bestimmten ἀτελὲς χωϱίον, das auf
den allerdings sehr steinigen westlichen abhängen des Hymettos lag;
sie erklärte dessen namen, entweder aus glaubhafter tradition, wie ich
annehme, oder aus aetiologischer dichtung, die aber schwerlich einen
leutseligen tyrannen eingeführt haben würde.

Die andern belege für die leutseligkeit des Peisistratos sind, daſs erEinzelne
züge der
tyrannis.

einer vorladung auf den Areopag folge leistete: das hat Aristoteles aus der
ihm mit Plutarch gemeinsamen quelle; daſs er die demenrichter ein-
führte: deren herstellung durch Perikles ist 26, 3 aus der Atthis ge-
nommen; endlich das apophthegma von dem kronischen zeitalter, das
oben (s. 119) besprochen ist. so wird unbeschadet des politischen und

24) Eine weitere fassung der geschichte bei Prokop von Gaza wird im näch-
sten capitel auf Aristoteles selbst zurückgeführt werden.
25) Ob Diodor diese vereinigung vorgenommen hat, ist mir allerdings sehr
zweifelhaft. es ist gar zu verkehrt, ein sprüchwort zuzufügen, ohne die form des
witzwortes so zu fassen, wie dieses verlangt. ich glaube also, daſs sei es in dem
Diodortext, den die compilatoren des Porphyrogennetos vorfanden, sei es erst in
ihrem texte das sprüchwort als parallelstelle beigefügt worden ist, in jedem falle
erst in byzantinischer zeit. denn Zenobius und seine auszüge waren ja damals sehr
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[273/0287] Das ἀτελὲς χωϱίον. einzelne züge der tyrannis. wurf wegen der ertragssteuer und zugleich eine kritik des ‘tyrannen- glückes’. aber die ächte fassung ist selbst das noch nicht; Diodor ver- rät sie, indem er auf ein sprüchwort verweist καὶ σφάκελοι ποιοῦσιν ἀτέλειαν. dies sprüchwort mit derselben geschichte und dem apoph- thegma in der verstümmelten form ὀδύνας καὶ σφακέλους · καὶ τούτων δεκάτην Πεισίστϱατος φέϱει, steht im interpolirten Zenobius IV 76, stand im ächten II 4, d. h. in der reihe, die Crusius mit sicherheit auf den atthidographen Demon zurückgeführt hat. 24) es ist natürlich ver- kehrt die fassungen des Aristoteles oder Diodor durch conjectur mit den σφάκελοι auszustatten oder sonst auszugleichen. die geschichte ist veranlassung sowol zu dem namen des χωϱίον ἀτελές wie zu dem sprüch- worte καὶ σφάκελοι ποιοῦσιν ἀτέλειαν, und nur die zweite bedarf in der antwort des bauern der σφάκελοι. von dem sprüchwort weiſs Aristoteles nichts. die combination beider wird dem gehören, der zugleich atthidograph und paroemiograph ist, und bei Diodor ist die contamination der ge- schichte in der fassung ohne σφάκελοι, wie sie Aristoteles hat, mit der Demons noch wahrnehmbar, für die freilich Ephoros nicht verantwort- lich gemacht werden darf. 25) aber daſs er und Aristoteles gemeinsam auf einen autor zurückgehn, und daſs dies eine ältere Atthis ist, die Demon verbessert hat, indem er das sprüchwort heranzog, ist unabweis- bar. die geschichte haftete an dem bestimmten ἀτελὲς χωϱίον, das auf den allerdings sehr steinigen westlichen abhängen des Hymettos lag; sie erklärte dessen namen, entweder aus glaubhafter tradition, wie ich annehme, oder aus aetiologischer dichtung, die aber schwerlich einen leutseligen tyrannen eingeführt haben würde. Die andern belege für die leutseligkeit des Peisistratos sind, daſs er einer vorladung auf den Areopag folge leistete: das hat Aristoteles aus der ihm mit Plutarch gemeinsamen quelle; daſs er die demenrichter ein- führte: deren herstellung durch Perikles ist 26, 3 aus der Atthis ge- nommen; endlich das apophthegma von dem kronischen zeitalter, das oben (s. 119) besprochen ist. so wird unbeschadet des politischen und Einzelne züge der tyrannis. 24) Eine weitere fassung der geschichte bei Prokop von Gaza wird im näch- sten capitel auf Aristoteles selbst zurückgeführt werden. 25) Ob Diodor diese vereinigung vorgenommen hat, ist mir allerdings sehr zweifelhaft. es ist gar zu verkehrt, ein sprüchwort zuzufügen, ohne die form des witzwortes so zu fassen, wie dieses verlangt. ich glaube also, daſs sei es in dem Diodortext, den die compilatoren des Porphyrogennetos vorfanden, sei es erst in ihrem texte das sprüchwort als parallelstelle beigefügt worden ist, in jedem falle erst in byzantinischer zeit. denn Zenobius und seine auszüge waren ja damals sehr verbreitet, und dies sprüchwort steht auch im Suidas. v. Wilamowitz, Aristoteles I. 18

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/287>, abgerufen am 22.11.2024.