Helden, eine Begebenheit aus dem Kreise der Helden und Begebenheiten ab, und gibt dadurch der einzelnen Darstellung eine überwiegende Wich¬ tigkeit; das Epos läßt den Helden, seine Leiden und Thaten nur in einer ganzen Welt von Hel¬ den und Thaten zur Erscheinung kommen. Das Epos ist seiner Natur nach unendlich, wie die Geschichte, das Drama hingegen begrenzt, wenn auch nicht mit innerer Nothwendigkeit so enge, daß eines Tages Sonne über den Helden auf- und untergehen müßte. Es kommt hinzu, daß nach Goethe's Bemerkung das epische Gedicht vorzüglich den außer sich wirkenden Menschen darstellt, Schlachten, Stürme, Reisen, jede Art von Unternehmungen, die eine sinnliche Breite er¬ fordern, das dramatische Gedicht aber mehr den nach Innen geführten Menschen, daher auch dieses sich in wenig Raum und Zeit zusam¬ mendrängen läßt, ja wenn es echter Natur ist und streng in seinem Charakter gehalten wird, nur wenig Ortsveränderungen und Zeiträume bedarf. Auch dieses lag gänzlich in der Gemüthsart des Alterthums, es mußte den äußeren Bestand, das Objekt der gemeinsamen Anschauung, die That als den Vereinigungspunkt aller Meinungen über¬ wiegend darstellen, und daher war eben jene alte Poesie, die epische, ein Gemeingut der ganzen
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Helden, eine Begebenheit aus dem Kreiſe der Helden und Begebenheiten ab, und gibt dadurch der einzelnen Darſtellung eine uͤberwiegende Wich¬ tigkeit; das Epos laͤßt den Helden, ſeine Leiden und Thaten nur in einer ganzen Welt von Hel¬ den und Thaten zur Erſcheinung kommen. Das Epos iſt ſeiner Natur nach unendlich, wie die Geſchichte, das Drama hingegen begrenzt, wenn auch nicht mit innerer Nothwendigkeit ſo enge, daß eines Tages Sonne uͤber den Helden auf- und untergehen muͤßte. Es kommt hinzu, daß nach Goethe's Bemerkung das epiſche Gedicht vorzuͤglich den außer ſich wirkenden Menſchen darſtellt, Schlachten, Stuͤrme, Reiſen, jede Art von Unternehmungen, die eine ſinnliche Breite er¬ fordern, das dramatiſche Gedicht aber mehr den nach Innen gefuͤhrten Menſchen, daher auch dieſes ſich in wenig Raum und Zeit zuſam¬ mendraͤngen laͤßt, ja wenn es echter Natur iſt und ſtreng in ſeinem Charakter gehalten wird, nur wenig Ortsveraͤnderungen und Zeitraͤume bedarf. Auch dieſes lag gaͤnzlich in der Gemuͤthsart des Alterthums, es mußte den aͤußeren Beſtand, das Objekt der gemeinſamen Anſchauung, die That als den Vereinigungspunkt aller Meinungen uͤber¬ wiegend darſtellen, und daher war eben jene alte Poeſie, die epiſche, ein Gemeingut der ganzen
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Helden, eine Begebenheit aus dem Kreiſe der
Helden und Begebenheiten ab, und gibt dadurch
der einzelnen Darſtellung eine uͤberwiegende Wich¬
tigkeit; das Epos laͤßt den Helden, ſeine Leiden
und Thaten nur in einer ganzen Welt von Hel¬
den und Thaten zur Erſcheinung kommen. Das
Epos iſt ſeiner Natur nach unendlich, wie die
Geſchichte, das Drama hingegen begrenzt, wenn
auch nicht mit innerer Nothwendigkeit ſo enge,
daß eines Tages Sonne uͤber den Helden auf-
und untergehen muͤßte. Es kommt hinzu, daß
nach Goethe's Bemerkung das epiſche Gedicht
vorzuͤglich den außer ſich wirkenden Menſchen
darſtellt, Schlachten, Stuͤrme, Reiſen, jede Art
von Unternehmungen, die eine ſinnliche Breite er¬
fordern, das dramatiſche Gedicht aber mehr den
nach Innen gefuͤhrten Menſchen, daher
auch dieſes ſich in wenig Raum und Zeit zuſam¬
mendraͤngen laͤßt, ja wenn es echter Natur iſt
und ſtreng in ſeinem Charakter gehalten wird, nur
wenig Ortsveraͤnderungen und Zeitraͤume bedarf.
Auch dieſes lag gaͤnzlich in der Gemuͤthsart des
Alterthums, es mußte den aͤußeren Beſtand, das
Objekt der gemeinſamen Anſchauung, die That
als den Vereinigungspunkt aller Meinungen uͤber¬
wiegend darſtellen, und daher war eben jene alte
Poeſie, die epiſche, ein Gemeingut der ganzen
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/257>, abgerufen am 25.11.2024.
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