Alles so wäre und nicht anders sein könnte, als es ist, könnte er mehr thun, als uns das Warum der Schönheit in abstrakter Formel auszusprechen, könnte er uns mit schöpferischer Kraft eine Ah¬ nung der Schönheit selbst ins Herz flößen? Muß nicht das Schöne auch wieder durch das Schöne bezeichnet werden, um sich als schön fühlen zu lassen, kann man durch undichterische Schönheits¬ lehren über die Schönheit belehren, hebt nicht eine abstrakte Definizion die Schönheit, die sie definiren will, und daher sich selber auf, kann man die geistigste Blüthe alles Erschaffenen, sei es dem unmittelbaren Quell der Natur oder den Hän¬ den der Kunst entsprungen, unter das anatomische Sezirmesser bringen und ist das, was unter solchen Händen seufzst, todt oder lebendig zu nennen?
Nicht jede Philosophie also hat, als solche, die Kraft und die Eigenschaft, das Prinzip der Schönheit würdig darzustellen und noch weniger läßt sich erwarten von den Schriften der gelehr¬ ten Pedanterie, wie ein solches musterhaftes Bei¬ spiel oder Gegenspiel der Aesthetik in Baumgar¬ ten's lateinischen Werken vorliegt, der die auslän¬ dische Form natürlich noch zum geringsten Vor¬ wurfe dient. Schon der Name Aesthetik ist so unpassend als möglich, dieser Name, der das ver¬ diente Schicksal gehabt hat, anfangs nur unter
Alles ſo waͤre und nicht anders ſein koͤnnte, als es iſt, koͤnnte er mehr thun, als uns das Warum der Schoͤnheit in abſtrakter Formel auszuſprechen, koͤnnte er uns mit ſchoͤpferiſcher Kraft eine Ah¬ nung der Schoͤnheit ſelbſt ins Herz floͤßen? Muß nicht das Schoͤne auch wieder durch das Schoͤne bezeichnet werden, um ſich als ſchoͤn fuͤhlen zu laſſen, kann man durch undichteriſche Schoͤnheits¬ lehren uͤber die Schoͤnheit belehren, hebt nicht eine abſtrakte Definizion die Schoͤnheit, die ſie definiren will, und daher ſich ſelber auf, kann man die geiſtigſte Bluͤthe alles Erſchaffenen, ſei es dem unmittelbaren Quell der Natur oder den Haͤn¬ den der Kunſt entſprungen, unter das anatomiſche Sezirmeſſer bringen und iſt das, was unter ſolchen Haͤnden ſeufzſt, todt oder lebendig zu nennen?
Nicht jede Philoſophie alſo hat, als ſolche, die Kraft und die Eigenſchaft, das Prinzip der Schoͤnheit wuͤrdig darzuſtellen und noch weniger laͤßt ſich erwarten von den Schriften der gelehr¬ ten Pedanterie, wie ein ſolches muſterhaftes Bei¬ ſpiel oder Gegenſpiel der Aeſthetik in Baumgar¬ ten's lateiniſchen Werken vorliegt, der die auslaͤn¬ diſche Form natuͤrlich noch zum geringſten Vor¬ wurfe dient. Schon der Name Aeſthetik iſt ſo unpaſſend als moͤglich, dieſer Name, der das ver¬ diente Schickſal gehabt hat, anfangs nur unter
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Alles ſo waͤre und nicht anders ſein koͤnnte, als
es iſt, koͤnnte er mehr thun, als uns das Warum
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koͤnnte er uns mit ſchoͤpferiſcher Kraft eine Ah¬
nung der Schoͤnheit ſelbſt ins Herz floͤßen? Muß
nicht das Schoͤne auch wieder durch das Schoͤne
bezeichnet werden, um ſich als ſchoͤn fuͤhlen zu
laſſen, kann man durch undichteriſche Schoͤnheits¬
lehren uͤber die Schoͤnheit belehren, hebt nicht
eine abſtrakte Definizion die Schoͤnheit, die ſie
definiren will, und daher ſich ſelber auf, kann
man die geiſtigſte Bluͤthe alles Erſchaffenen, ſei
es dem unmittelbaren Quell der Natur oder den Haͤn¬
den der Kunſt entſprungen, unter das anatomiſche
Sezirmeſſer bringen und iſt das, was unter ſolchen
Haͤnden ſeufzſt, todt oder lebendig zu nennen?
Nicht jede Philoſophie alſo hat, als ſolche,
die Kraft und die Eigenſchaft, das Prinzip der
Schoͤnheit wuͤrdig darzuſtellen und noch weniger
laͤßt ſich erwarten von den Schriften der gelehr¬
ten Pedanterie, wie ein ſolches muſterhaftes Bei¬
ſpiel oder Gegenſpiel der Aeſthetik in Baumgar¬
ten's lateiniſchen Werken vorliegt, der die auslaͤn¬
diſche Form natuͤrlich noch zum geringſten Vor¬
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unpaſſend als moͤglich, dieſer Name, der das ver¬
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/21>, abgerufen am 22.11.2024.
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