Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.50. Das heil'ge bad der Christen zu empfangenStand nun (wie unser Held in seiner einfalt meynt) Ihr weiter nichts im weg. Ihr ists, um vor verlangen Zu brennen, schon genug, daß Er darnach zu bangen Und jedes augenbliks verzug zu hassen scheint. Ein jünger (Sanct) Basils, ein großer heidenfeind, Der sich im schiff befand, wird leicht gewonnen, ihnen Für die gebühr hierinn mit seinem amt zu dienen. 51. Die schöne Rezia, die nun Amanda hießSeitdem sie in den Christenorden Getreten war, gewann nicht nur das Paradies, Sie schien dadurch sogar noch eins so schön geworden. Allein von Hüon wich zur stunde sichtbarlich Sein guter geist. Es war, im taumel des entzückens, Des herzens und des händedrückens Kein end'. Umsonst zerwinkt der treue Alte sich; 52. Vergebens stellt sich Fatme gegenüber:Der gute Paladin in seinem seelenfieber Vergißt des Zwergs, der warnung, der gefahr. Der Alte hätte sich zu tode winken können, Die wonn', in die er ganz versunken war, Sie, deren kuß nun engel selbst ihm gönnen, Zu drücken an sein herz, Amanda sie zu nennen, Umnebelt seinen blik, berauscht ihn ganz und gar. 53. Auch
50. Das heil'ge bad der Chriſten zu empfangenStand nun (wie unſer Held in ſeiner einfalt meynt) Ihr weiter nichts im weg. Ihr iſts, um vor verlangen Zu brennen, ſchon genug, daß Er darnach zu bangen Und jedes augenbliks verzug zu haſſen ſcheint. Ein juͤnger (Sanct) Baſils, ein großer heidenfeind, Der ſich im ſchiff befand, wird leicht gewonnen, ihnen Fuͤr die gebuͤhr hierinn mit ſeinem amt zu dienen. 51. Die ſchoͤne Rezia, die nun Amanda hießSeitdem ſie in den Chriſtenorden Getreten war, gewann nicht nur das Paradies, Sie ſchien dadurch ſogar noch eins ſo ſchoͤn geworden. Allein von Huͤon wich zur ſtunde ſichtbarlich Sein guter geiſt. Es war, im taumel des entzuͤckens, Des herzens und des haͤndedruͤckens Kein end'. Umſonſt zerwinkt der treue Alte ſich; 52. Vergebens ſtellt ſich Fatme gegenuͤber:Der gute Paladin in ſeinem ſeelenfieber Vergißt des Zwergs, der warnung, der gefahr. Der Alte haͤtte ſich zu tode winken koͤnnen, Die wonn', in die er ganz verſunken war, Sie, deren kuß nun engel ſelbſt ihm goͤnnen, Zu druͤcken an ſein herz, Amanda ſie zu nennen, Umnebelt ſeinen blik, berauſcht ihn ganz und gar. 53. Auch
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50.
Das heil'ge bad der Chriſten zu empfangen
Stand nun (wie unſer Held in ſeiner einfalt meynt)
Ihr weiter nichts im weg. Ihr iſts, um vor verlangen
Zu brennen, ſchon genug, daß Er darnach zu bangen
Und jedes augenbliks verzug zu haſſen ſcheint.
Ein juͤnger (Sanct) Baſils, ein großer heidenfeind,
Der ſich im ſchiff befand, wird leicht gewonnen, ihnen
Fuͤr die gebuͤhr hierinn mit ſeinem amt zu dienen.
51.
Die ſchoͤne Rezia, die nun Amanda hieß
Seitdem ſie in den Chriſtenorden
Getreten war, gewann nicht nur das Paradies,
Sie ſchien dadurch ſogar noch eins ſo ſchoͤn geworden.
Allein von Huͤon wich zur ſtunde ſichtbarlich
Sein guter geiſt. Es war, im taumel des entzuͤckens,
Des herzens und des haͤndedruͤckens
Kein end'. Umſonſt zerwinkt der treue Alte ſich;
52.
Vergebens ſtellt ſich Fatme gegenuͤber:
Der gute Paladin in ſeinem ſeelenfieber
Vergißt des Zwergs, der warnung, der gefahr.
Der Alte haͤtte ſich zu tode winken koͤnnen,
Die wonn', in die er ganz verſunken war,
Sie, deren kuß nun engel ſelbſt ihm goͤnnen,
Zu druͤcken an ſein herz, Amanda ſie zu nennen,
Umnebelt ſeinen blik, berauſcht ihn ganz und gar.
53. Auch
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Zitationshilfe: | Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/136>, abgerufen am 03.08.2024. |