Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.63. Derweil, an kraft und schönheit einem BotenDes Himmels gleich, der jugendliche Held, Uneingedenk der lanzen, die ihm drohten, So mannhaft spricht, so mutig dar sich stellt: Beugt Rezia von fern mit glüendroten Entzükten wangen, liebevoll Den schönen hals nach ihm, doch schaudernd, wie der knoten Von all den wundern sich zulezt entwickeln soll. Oberon Sechster Gesang. 1. Herr Hüon hatte kaum das lezte wort gesprochen,So fängt der alte Herr wie ein beseßner an Zu schreyn, zu stampfen und zu pochen, Und sein verstand tritt gänzlich aus der bahn. Die Heiden all' in tollem eifer springen Von ihren Sitzen auf mit schnauben und mit dräun, Und lanzen, säbel, dolche dringen Auf Mahoms feind von allen seiten ein. 2. Doch H
63. Derweil, an kraft und ſchoͤnheit einem BotenDes Himmels gleich, der jugendliche Held, Uneingedenk der lanzen, die ihm drohten, So mannhaft ſpricht, ſo mutig dar ſich ſtellt: Beugt Rezia von fern mit gluͤendroten Entzuͤkten wangen, liebevoll Den ſchoͤnen hals nach ihm, doch ſchaudernd, wie der knoten Von all den wundern ſich zulezt entwickeln ſoll. Oberon Sechster Geſang. 1. Herr Huͤon hatte kaum das lezte wort geſprochen,So faͤngt der alte Herr wie ein beſeßner an Zu ſchreyn, zu ſtampfen und zu pochen, Und ſein verſtand tritt gaͤnzlich aus der bahn. Die Heiden all' in tollem eifer ſpringen Von ihren Sitzen auf mit ſchnauben und mit draͤun, Und lanzen, ſaͤbel, dolche dringen Auf Mahoms feind von allen ſeiten ein. 2. Doch H
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0119"/> <lg n="63"> <head> <hi rendition="#c">63.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>erweil, an kraft und ſchoͤnheit einem Boten</l><lb/> <l>Des Himmels gleich, der jugendliche Held,</l><lb/> <l>Uneingedenk der lanzen, die ihm drohten,</l><lb/> <l>So mannhaft ſpricht, ſo mutig dar ſich ſtellt:</l><lb/> <l>Beugt Rezia von fern mit gluͤendroten</l><lb/> <l>Entzuͤkten wangen, liebevoll</l><lb/> <l>Den ſchoͤnen hals nach ihm, doch ſchaudernd, wie der knoten</l><lb/> <l>Von all den wundern ſich zulezt entwickeln ſoll.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>Oberon<lb/><hi rendition="#g">Sechster Geſang</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">H</hi>err Huͤon hatte kaum das lezte wort geſprochen,</l><lb/> <l>So faͤngt der alte Herr wie ein beſeßner an</l><lb/> <l>Zu ſchreyn, zu ſtampfen und zu pochen,</l><lb/> <l>Und ſein verſtand tritt gaͤnzlich aus der bahn.</l><lb/> <l>Die Heiden all' in tollem eifer ſpringen</l><lb/> <l>Von ihren Sitzen auf mit ſchnauben und mit draͤun,</l><lb/> <l>Und lanzen, ſaͤbel, dolche dringen</l><lb/> <l>Auf Mahoms feind von allen ſeiten ein.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">H</fw> <fw place="bottom" type="catch">2. Doch</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
63.
Derweil, an kraft und ſchoͤnheit einem Boten
Des Himmels gleich, der jugendliche Held,
Uneingedenk der lanzen, die ihm drohten,
So mannhaft ſpricht, ſo mutig dar ſich ſtellt:
Beugt Rezia von fern mit gluͤendroten
Entzuͤkten wangen, liebevoll
Den ſchoͤnen hals nach ihm, doch ſchaudernd, wie der knoten
Von all den wundern ſich zulezt entwickeln ſoll.
Oberon
Sechster Geſang.
1.
Herr Huͤon hatte kaum das lezte wort geſprochen,
So faͤngt der alte Herr wie ein beſeßner an
Zu ſchreyn, zu ſtampfen und zu pochen,
Und ſein verſtand tritt gaͤnzlich aus der bahn.
Die Heiden all' in tollem eifer ſpringen
Von ihren Sitzen auf mit ſchnauben und mit draͤun,
Und lanzen, ſaͤbel, dolche dringen
Auf Mahoms feind von allen ſeiten ein.
2. Doch
H
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |