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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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30.
Rosette winkt, und Walter schleicht voran;
Die Gartenthür wird leise aufgethan
Und wieder zugemacht; dann geht es an ein fliegen
Dem brunnen zu; der birnbaum wird erstiegen,
Und, wo der breitste ast sich sanftgebogen krümmt,
Rosettens thron im dichtsten laub bestimmt.
Der Alte kommt indeß, mit ungewissen tritten,
An seines Röschens arm allmählich angeschritten.
31.
Weil nun der mund beynah das einz'ge blieb,
Das noch, in viel und mancherley gebrechen,
Ihm dienste that, so war von seiner lieb'
Und von dem Paradies des Ehstands ihr zu sprechen,
Gewöhnlich das, womit er ihr die zeit vertrieb.
Er mischte dann, vielleicht sie zu bestechen,
Von ihren reizungen viel Poesie hinein,
Und meistens kam ein stük von predigt hinterdrein.
32.
Aus diesem ton wars unterwegs gegangen,
Und, da sie glüklich nun beym brunnen angelangt,
(Wo, wie ihr wißt, der liebe birnbaum prangt,)
Da hatte Gangolf auch, nachdem er ihr die wangen
Gestreichelt, und (wiewohl vom husten stark geplagt)
Viel schönes ihr und zärtlichs vorgesagt,
Die predigt eben angefangen,
Die ihr im angesicht des birnbaums schlecht behagt.
33. Ist,
30.
Roſette winkt, und Walter ſchleicht voran;
Die Gartenthuͤr wird leiſe aufgethan
Und wieder zugemacht; dann geht es an ein fliegen
Dem brunnen zu; der birnbaum wird erſtiegen,
Und, wo der breitſte aſt ſich ſanftgebogen kruͤmmt,
Roſettens thron im dichtſten laub beſtimmt.
Der Alte kommt indeß, mit ungewiſſen tritten,
An ſeines Roͤschens arm allmaͤhlich angeſchritten.
31.
Weil nun der mund beynah das einz'ge blieb,
Das noch, in viel und mancherley gebrechen,
Ihm dienſte that, ſo war von ſeiner lieb'
Und von dem Paradies des Ehſtands ihr zu ſprechen,
Gewoͤhnlich das, womit er ihr die zeit vertrieb.
Er miſchte dann, vielleicht ſie zu beſtechen,
Von ihren reizungen viel Poeſie hinein,
Und meiſtens kam ein ſtuͤk von predigt hinterdrein.
32.
Aus dieſem ton wars unterwegs gegangen,
Und, da ſie gluͤklich nun beym brunnen angelangt,
(Wo, wie ihr wißt, der liebe birnbaum prangt,)
Da hatte Gangolf auch, nachdem er ihr die wangen
Geſtreichelt, und (wiewohl vom huſten ſtark geplagt)
Viel ſchoͤnes ihr und zaͤrtlichs vorgeſagt,
Die predigt eben angefangen,
Die ihr im angeſicht des birnbaums ſchlecht behagt.
33. Iſt,
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[0149] 30. Roſette winkt, und Walter ſchleicht voran; Die Gartenthuͤr wird leiſe aufgethan Und wieder zugemacht; dann geht es an ein fliegen Dem brunnen zu; der birnbaum wird erſtiegen, Und, wo der breitſte aſt ſich ſanftgebogen kruͤmmt, Roſettens thron im dichtſten laub beſtimmt. Der Alte kommt indeß, mit ungewiſſen tritten, An ſeines Roͤschens arm allmaͤhlich angeſchritten. 31. Weil nun der mund beynah das einz'ge blieb, Das noch, in viel und mancherley gebrechen, Ihm dienſte that, ſo war von ſeiner lieb' Und von dem Paradies des Ehſtands ihr zu ſprechen, Gewoͤhnlich das, womit er ihr die zeit vertrieb. Er miſchte dann, vielleicht ſie zu beſtechen, Von ihren reizungen viel Poeſie hinein, Und meiſtens kam ein ſtuͤk von predigt hinterdrein. 32. Aus dieſem ton wars unterwegs gegangen, Und, da ſie gluͤklich nun beym brunnen angelangt, (Wo, wie ihr wißt, der liebe birnbaum prangt,) Da hatte Gangolf auch, nachdem er ihr die wangen Geſtreichelt, und (wiewohl vom huſten ſtark geplagt) Viel ſchoͤnes ihr und zaͤrtlichs vorgeſagt, Die predigt eben angefangen, Die ihr im angeſicht des birnbaums ſchlecht behagt. 33. Iſt,

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/149>, abgerufen am 27.11.2024.