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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.

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Agathon.
so vielen Augen beobachtet, und verbunden war, von
allem Rechenschaft zu geben, und nichts ohne die Ein-
stimmung des Prinzen, oder, welches eine Zeitlang einer-
ley war, seines Repräsentanten, zu unternehmen.

Wir könnten ohne Zweifel viel schönes von der Staats-
Verwaltung Agathons sagen, wenn wir uns in eine
ausführliche Erzählung aller der nüzlichen Ordnungen
und Einrichtungen ausbreiten wollten, welche er in
Absicht der Staats-Oeconomie, der Einziehung und
Verwaltung der öffentlichen Einkünfte, der Policey, der
Landwirthschaft, des Handlungs-Wesens, und (welches
in seinen Augen eines der wesentlichsten Stüke war) der
öffentlichen Sitten und der Bildung der Jugend, theils
würklich zu machen anfieng, theils gemacht haben würde,
wenn ihm die Zeit dazu gelassen worden wäre. Allein
alles dieses gehört nicht zu dem Plan des gegenwärtigen
Werkes; und es wäre in der That nicht abzusehen,
wozu ein solcher Detail in unsern Tagen nuzen sollte,
worinn die Kunst zu regieren einen Schwung genom-
men zu haben scheint, der die Maasregeln und das
Beyspiel unsers Helden eben so unnüz macht, als die
Projecte des guten Abbts von Saint Pierre, patrioti-
schen Gedächtnisses. Die Art, wie sich Agathon eh-
mals seines Ansehens und Vermögens zu Athen bedient
hat, kan unsern Lesern einen hinlänglichen Begrif da-
von geben, wie er sich einer beynahe unumschränkten
Macht und eines königlichen Vermögens bedient haben
werde.

Nur

Agathon.
ſo vielen Augen beobachtet, und verbunden war, von
allem Rechenſchaft zu geben, und nichts ohne die Ein-
ſtimmung des Prinzen, oder, welches eine Zeitlang einer-
ley war, ſeines Repraͤſentanten, zu unternehmen.

Wir koͤnnten ohne Zweifel viel ſchoͤnes von der Staats-
Verwaltung Agathons ſagen, wenn wir uns in eine
ausfuͤhrliche Erzaͤhlung aller der nuͤzlichen Ordnungen
und Einrichtungen ausbreiten wollten, welche er in
Abſicht der Staats-Oeconomie, der Einziehung und
Verwaltung der oͤffentlichen Einkuͤnfte, der Policey, der
Landwirthſchaft, des Handlungs-Weſens, und (welches
in ſeinen Augen eines der weſentlichſten Stuͤke war) der
oͤffentlichen Sitten und der Bildung der Jugend, theils
wuͤrklich zu machen anfieng, theils gemacht haben wuͤrde,
wenn ihm die Zeit dazu gelaſſen worden waͤre. Allein
alles dieſes gehoͤrt nicht zu dem Plan des gegenwaͤrtigen
Werkes; und es waͤre in der That nicht abzuſehen,
wozu ein ſolcher Détail in unſern Tagen nuzen ſollte,
worinn die Kunſt zu regieren einen Schwung genom-
men zu haben ſcheint, der die Maasregeln und das
Beyſpiel unſers Helden eben ſo unnuͤz macht, als die
Projecte des guten Abbts von Saint Pierre, patrioti-
ſchen Gedaͤchtniſſes. Die Art, wie ſich Agathon eh-
mals ſeines Anſehens und Vermoͤgens zu Athen bedient
hat, kan unſern Leſern einen hinlaͤnglichen Begrif da-
von geben, wie er ſich einer beynahe unumſchraͤnkten
Macht und eines koͤniglichen Vermoͤgens bedient haben
werde.

Nur
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[208/0210] Agathon. ſo vielen Augen beobachtet, und verbunden war, von allem Rechenſchaft zu geben, und nichts ohne die Ein- ſtimmung des Prinzen, oder, welches eine Zeitlang einer- ley war, ſeines Repraͤſentanten, zu unternehmen. Wir koͤnnten ohne Zweifel viel ſchoͤnes von der Staats- Verwaltung Agathons ſagen, wenn wir uns in eine ausfuͤhrliche Erzaͤhlung aller der nuͤzlichen Ordnungen und Einrichtungen ausbreiten wollten, welche er in Abſicht der Staats-Oeconomie, der Einziehung und Verwaltung der oͤffentlichen Einkuͤnfte, der Policey, der Landwirthſchaft, des Handlungs-Weſens, und (welches in ſeinen Augen eines der weſentlichſten Stuͤke war) der oͤffentlichen Sitten und der Bildung der Jugend, theils wuͤrklich zu machen anfieng, theils gemacht haben wuͤrde, wenn ihm die Zeit dazu gelaſſen worden waͤre. Allein alles dieſes gehoͤrt nicht zu dem Plan des gegenwaͤrtigen Werkes; und es waͤre in der That nicht abzuſehen, wozu ein ſolcher Détail in unſern Tagen nuzen ſollte, worinn die Kunſt zu regieren einen Schwung genom- men zu haben ſcheint, der die Maasregeln und das Beyſpiel unſers Helden eben ſo unnuͤz macht, als die Projecte des guten Abbts von Saint Pierre, patrioti- ſchen Gedaͤchtniſſes. Die Art, wie ſich Agathon eh- mals ſeines Anſehens und Vermoͤgens zu Athen bedient hat, kan unſern Leſern einen hinlaͤnglichen Begrif da- von geben, wie er ſich einer beynahe unumſchraͤnkten Macht und eines koͤniglichen Vermoͤgens bedient haben werde. Nur

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon02_1767/210>, abgerufen am 24.04.2024.