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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

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Agathon.
ner sich schlangen, die ans ihren schwarzen kurzlokich-
ten Haaren hervorstachen. Alle diese kleine Genii streu-
ten aus zierlichen Körbchen von Silberdrat die schönsten
Blumen vor Danae her, und führten sie tanzend in
die Mitte des Wäldchens, wo Gebüsche von Jasminen,
Rosen und Acacia eine Art von halbeirkelndem Am-
phitheater machten, unter welchem ein zierlicher Thron
von Laubwerk und Blumenkränzen für die schöne Danae
bereitet stand. Nachdem sie sich hier gesezt hatte,
breiteten die Liebesgötter einen Persischen Teppich vor
ihr aus, indem von den kleinen Faunen einige be-
schäftigt waren, den Boden mit goldnen und eristallenen
Trinkschalen von allerley niedlichen Formen zu bese-
zen, andre unter der Last voller Schläuche mit pos-
sierlichen Gebehrden herbeygekrochen kamen, und im
Vorbeygehen den weiseu Hippias durch hundert muth-
willige Spiele nekten. Auf einmal schlupften die Gra-
zien hinter einer Myrrthenheke hervor, drey jugendli-
che Schwestern, deren halbaufgeblühte Schönheit ein
leichtes Gewölk von Gase mehr zu entwikeln als zu
verhüllen eifersüchtig schien. Sie umgaben ihre Ge-
bieterin, und indem die erste einen frischen Blumenkranz
um ihre schöne Stirne wand, reichten ihr die beyden
andern kniend in goldnen Schalen die auserlesensten
Früchte und Erfrischungen dar; indeß die Faunen den
Hippias mit Epheu kränzten, und wohlriechende Salben
über seine Glaze und seinen halbgrauen Bart herunter-
gossen. Beyde bezeugten ihr Vergnügen über dieses
kleine Schauspiel, welches das lachendste Gemählde

von

Agathon.
ner ſich ſchlangen, die ans ihren ſchwarzen kurzlokich-
ten Haaren hervorſtachen. Alle dieſe kleine Genii ſtreu-
ten aus zierlichen Koͤrbchen von Silberdrat die ſchoͤnſten
Blumen vor Danae her, und fuͤhrten ſie tanzend in
die Mitte des Waͤldchens, wo Gebuͤſche von Jaſminen,
Roſen und Acacia eine Art von halbeirkelndem Am-
phitheater machten, unter welchem ein zierlicher Thron
von Laubwerk und Blumenkraͤnzen fuͤr die ſchoͤne Danae
bereitet ſtand. Nachdem ſie ſich hier geſezt hatte,
breiteten die Liebesgoͤtter einen Perſiſchen Teppich vor
ihr aus, indem von den kleinen Faunen einige be-
ſchaͤftigt waren, den Boden mit goldnen und eriſtallenen
Trinkſchalen von allerley niedlichen Formen zu beſe-
zen, andre unter der Laſt voller Schlaͤuche mit poſ-
ſierlichen Gebehrden herbeygekrochen kamen, und im
Vorbeygehen den weiſeu Hippias durch hundert muth-
willige Spiele nekten. Auf einmal ſchlupften die Gra-
zien hinter einer Myrrthenheke hervor, drey jugendli-
che Schweſtern, deren halbaufgebluͤhte Schoͤnheit ein
leichtes Gewoͤlk von Gaſe mehr zu entwikeln als zu
verhuͤllen eiferſuͤchtig ſchien. Sie umgaben ihre Ge-
bieterin, und indem die erſte einen friſchen Blumenkranz
um ihre ſchoͤne Stirne wand, reichten ihr die beyden
andern kniend in goldnen Schalen die auserleſenſten
Fruͤchte und Erfriſchungen dar; indeß die Faunen den
Hippias mit Epheu kraͤnzten, und wohlriechende Salben
uͤber ſeine Glaze und ſeinen halbgrauen Bart herunter-
goſſen. Beyde bezeugten ihr Vergnuͤgen uͤber dieſes
kleine Schauſpiel, welches das lachendſte Gemaͤhlde

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[230/0252] Agathon. ner ſich ſchlangen, die ans ihren ſchwarzen kurzlokich- ten Haaren hervorſtachen. Alle dieſe kleine Genii ſtreu- ten aus zierlichen Koͤrbchen von Silberdrat die ſchoͤnſten Blumen vor Danae her, und fuͤhrten ſie tanzend in die Mitte des Waͤldchens, wo Gebuͤſche von Jaſminen, Roſen und Acacia eine Art von halbeirkelndem Am- phitheater machten, unter welchem ein zierlicher Thron von Laubwerk und Blumenkraͤnzen fuͤr die ſchoͤne Danae bereitet ſtand. Nachdem ſie ſich hier geſezt hatte, breiteten die Liebesgoͤtter einen Perſiſchen Teppich vor ihr aus, indem von den kleinen Faunen einige be- ſchaͤftigt waren, den Boden mit goldnen und eriſtallenen Trinkſchalen von allerley niedlichen Formen zu beſe- zen, andre unter der Laſt voller Schlaͤuche mit poſ- ſierlichen Gebehrden herbeygekrochen kamen, und im Vorbeygehen den weiſeu Hippias durch hundert muth- willige Spiele nekten. Auf einmal ſchlupften die Gra- zien hinter einer Myrrthenheke hervor, drey jugendli- che Schweſtern, deren halbaufgebluͤhte Schoͤnheit ein leichtes Gewoͤlk von Gaſe mehr zu entwikeln als zu verhuͤllen eiferſuͤchtig ſchien. Sie umgaben ihre Ge- bieterin, und indem die erſte einen friſchen Blumenkranz um ihre ſchoͤne Stirne wand, reichten ihr die beyden andern kniend in goldnen Schalen die auserleſenſten Fruͤchte und Erfriſchungen dar; indeß die Faunen den Hippias mit Epheu kraͤnzten, und wohlriechende Salben uͤber ſeine Glaze und ſeinen halbgrauen Bart herunter- goſſen. Beyde bezeugten ihr Vergnuͤgen uͤber dieſes kleine Schauſpiel, welches das lachendſte Gemaͤhlde von

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/252>, abgerufen am 25.11.2024.