Aber außer demselben dein Gegner, un- terbrach ihn Belphegor, den Du plünderst, oder zum Sklaven erniedrigst? --
Nicht anders? Ich und meine Familie sind zu Einem Körper vereinigt: was nicht mit diesem Bande an mich geknüpft wird, ist Feind. Denkt ihr unter euerm Himmel anders? --
"Allerdings? Ungestört genießt jeder den "Antheil von Glück, den ihm der Zufall zu- "warf: Gesetze und Henker sind seine Wäch- "ter. --"
Und Niemand raubt dem andern einen Pfennig? Einer darbt, wenn der andre sich füttert, ohne sich mit seinen Fäusten etwas zu erkämpfen? --
"Nein, wir kämpfen nicht mit Fäusten, "sondern leider! mit unserm Verstande -- "wir betriegen. --"
Betriegen? Elende feige Kreaturen! der listigste Haufe hat bey Euch also das Ober- gewicht? -- Fi! --
"Der Mächtige, der Große genießt seinen "Ueberfluß sorgenlos; denn er ist auf allen "Seiten verschanzt: der Arme genießt das "Brod seines Schweißes eben so ruhig;
"Man-
D 5
Aber außer demſelben dein Gegner, un- terbrach ihn Belphegor, den Du pluͤnderſt, oder zum Sklaven erniedrigſt? —
Nicht anders? Ich und meine Familie ſind zu Einem Koͤrper vereinigt: was nicht mit dieſem Bande an mich geknuͤpft wird, iſt Feind. Denkt ihr unter euerm Himmel anders? —
„Allerdings? Ungeſtoͤrt genießt jeder den „Antheil von Gluͤck, den ihm der Zufall zu- „warf: Geſetze und Henker ſind ſeine Waͤch- „ter. —‟
Und Niemand raubt dem andern einen Pfennig? Einer darbt, wenn der andre ſich fuͤttert, ohne ſich mit ſeinen Faͤuſten etwas zu erkaͤmpfen? —
„Nein, wir kaͤmpfen nicht mit Faͤuſten, „ſondern leider! mit unſerm Verſtande — „wir betriegen. —‟
Betriegen? Elende feige Kreaturen! der liſtigſte Haufe hat bey Euch alſo das Ober- gewicht? — Fi! —
„Der Maͤchtige, der Große genießt ſeinen „Ueberfluß ſorgenlos; denn er iſt auf allen „Seiten verſchanzt: der Arme genießt das „Brod ſeines Schweißes eben ſo ruhig;
„Man-
D 5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0061"n="55"/><p>Aber außer demſelben dein Gegner, un-<lb/>
terbrach ihn Belphegor, den Du pluͤnderſt,<lb/>
oder zum Sklaven erniedrigſt? —</p><lb/><p>Nicht anders? Ich und meine Familie<lb/>ſind zu Einem Koͤrper vereinigt: was nicht<lb/>
mit dieſem Bande an mich geknuͤpft wird,<lb/>
iſt Feind. Denkt ihr unter euerm Himmel<lb/>
anders? —</p><lb/><p>„Allerdings? Ungeſtoͤrt genießt jeder den<lb/>„Antheil von Gluͤck, den ihm der Zufall zu-<lb/>„warf: Geſetze und Henker ſind ſeine Waͤch-<lb/>„ter. —‟</p><lb/><p>Und Niemand raubt dem andern einen<lb/>
Pfennig? Einer darbt, wenn der andre ſich<lb/>
fuͤttert, ohne ſich mit ſeinen Faͤuſten etwas<lb/>
zu erkaͤmpfen? —</p><lb/><p>„Nein, wir kaͤmpfen nicht mit Faͤuſten,<lb/>„ſondern leider! mit unſerm Verſtande —<lb/>„wir <hirendition="#fr">betriegen.</hi>—‟</p><lb/><p>Betriegen? Elende feige Kreaturen! der<lb/>
liſtigſte Haufe hat bey Euch alſo das Ober-<lb/>
gewicht? — Fi! —</p><lb/><p>„Der Maͤchtige, der Große genießt ſeinen<lb/>„Ueberfluß ſorgenlos; denn er iſt auf allen<lb/>„Seiten verſchanzt: der Arme genießt das<lb/>„Brod ſeines Schweißes eben ſo ruhig;<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">„Man-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0061]
Aber außer demſelben dein Gegner, un-
terbrach ihn Belphegor, den Du pluͤnderſt,
oder zum Sklaven erniedrigſt? —
Nicht anders? Ich und meine Familie
ſind zu Einem Koͤrper vereinigt: was nicht
mit dieſem Bande an mich geknuͤpft wird,
iſt Feind. Denkt ihr unter euerm Himmel
anders? —
„Allerdings? Ungeſtoͤrt genießt jeder den
„Antheil von Gluͤck, den ihm der Zufall zu-
„warf: Geſetze und Henker ſind ſeine Waͤch-
„ter. —‟
Und Niemand raubt dem andern einen
Pfennig? Einer darbt, wenn der andre ſich
fuͤttert, ohne ſich mit ſeinen Faͤuſten etwas
zu erkaͤmpfen? —
„Nein, wir kaͤmpfen nicht mit Faͤuſten,
„ſondern leider! mit unſerm Verſtande —
„wir betriegen. —‟
Betriegen? Elende feige Kreaturen! der
liſtigſte Haufe hat bey Euch alſo das Ober-
gewicht? — Fi! —
„Der Maͤchtige, der Große genießt ſeinen
„Ueberfluß ſorgenlos; denn er iſt auf allen
„Seiten verſchanzt: der Arme genießt das
„Brod ſeines Schweißes eben ſo ruhig;
„Man-
D 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/61>, abgerufen am 15.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.