Nägeln! schleiche dich durch sie hindurch und laß dich nie gelüsten, ihnen zu sagen, daß sie Narren find, noch vielweniger sie gescheidter machen zu wollen! Die Maschine kann nichts mehr oder weniger und nichts anders thun, als wohin sie der Stoß der auf sie wirkenden Räder treibt, und wer sie aus ihrer Richtung herauslenken will, muß Kräfte genug zum Wiederstande haben, oder er bekömmt Stöße, wovon ihn vielleicht der erste schon zu Boden wirft. -- Entdeckte ich Dir nicht diese Erfahrung, Freund? Und warum folgtest Du ihr nicht?
Belph. Folge einer kalten Erfahrung, wenn dein Herz in lichten Flammen lodert, und die Gluth Dich ersticken oder den Busen zersprengen will! Folge ihr, wenn Du kei- nen Schritt thun kanst, ohne daß Dich nicht tausend Gegenstände umgeben, die Dich durch ihre Narrheit oder Schändlichkeit zum Unwillen reizen, wenn du bessern oder nicht sehen, kein Mensch seyn, kein Gefühl von Recht und Unrecht, vom Guten und Bösen haben mußt!
From. Alles dieß besitze für Dich, zu Deinem Gebrauche, um Dich in Deinem
eignen
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Naͤgeln! ſchleiche dich durch ſie hindurch und laß dich nie geluͤſten, ihnen zu ſagen, daß ſie Narren find, noch vielweniger ſie geſcheidter machen zu wollen! Die Maſchine kann nichts mehr oder weniger und nichts anders thun, als wohin ſie der Stoß der auf ſie wirkenden Raͤder treibt, und wer ſie aus ihrer Richtung herauslenken will, muß Kraͤfte genug zum Wiederſtande haben, oder er bekoͤmmt Stoͤße, wovon ihn vielleicht der erſte ſchon zu Boden wirft. — Entdeckte ich Dir nicht dieſe Erfahrung, Freund? Und warum folgteſt Du ihr nicht?
Belph. Folge einer kalten Erfahrung, wenn dein Herz in lichten Flammen lodert, und die Gluth Dich erſticken oder den Buſen zerſprengen will! Folge ihr, wenn Du kei- nen Schritt thun kanſt, ohne daß Dich nicht tauſend Gegenſtaͤnde umgeben, die Dich durch ihre Narrheit oder Schaͤndlichkeit zum Unwillen reizen, wenn du beſſern oder nicht ſehen, kein Menſch ſeyn, kein Gefuͤhl von Recht und Unrecht, vom Guten und Boͤſen haben mußt!
From. Alles dieß beſitze fuͤr Dich, zu Deinem Gebrauche, um Dich in Deinem
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Naͤgeln! ſchleiche dich durch ſie hindurch
und laß dich nie geluͤſten, ihnen zu ſagen,
daß ſie Narren find, noch vielweniger ſie
geſcheidter machen zu wollen! Die Maſchine
kann nichts mehr oder weniger und nichts
anders thun, als wohin ſie der Stoß der
auf ſie wirkenden Raͤder treibt, und wer ſie
aus ihrer Richtung herauslenken will, muß
Kraͤfte genug zum Wiederſtande haben, oder
er bekoͤmmt Stoͤße, wovon ihn vielleicht der
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ich Dir nicht dieſe Erfahrung, Freund? Und
warum folgteſt Du ihr nicht?
Belph. Folge einer kalten Erfahrung,
wenn dein Herz in lichten Flammen lodert,
und die Gluth Dich erſticken oder den Buſen
zerſprengen will! Folge ihr, wenn Du kei-
nen Schritt thun kanſt, ohne daß Dich nicht
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durch ihre Narrheit oder Schaͤndlichkeit zum
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/295>, abgerufen am 22.12.2024.
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