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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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anfienge Feuer zu fangen; sein Herz schlug
gleichfalls schneller, und in allen seinen Adern
regte sich seine vorige Tapferkeit: allein zu
Akantens Begeisterung konnte er sich doch
nicht erheben, um das Mißliche und Phan-
tastische in der vorgeschlagnen Unterneh-
mung nicht zu fühlen. Die ganze Sache
war: Akante hatte kurz vor ihrer Zusammen-
kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb-
haber, weil er ihr seine Erkenntlichkeit nicht
besser zu beweisen wußte, eine große Schach-
tel mit Opium empfangen, wovon sie in
der Geschwindigkeit eine ziemliche Portion
verschluckte, die ihre Nerven zu jenem
Schwunge der Begeisterung anspannte, daß
sie ein solches phantastisches Projekt entwer-
fen und Belphegorn mit solcher Lebhaftigkeit
zur Ausführung antreiben konnte.

Da sie endlich nach vielen Zunöthigungen
gewahr wurde, daß ihr Gesellschafter nie
genug befeuert werden konnte, so bot sie ihm
in einer Art von Trunkenheit das Mittel an,
das bey ihr eine so wirksame Kraft geäußert
hatte. -- Nimm, sprach sie, und iß! Diese
Frucht muß deiner Einbildungskraft Flügel
ansetzen, sie muß dich über dich selbst em-

por-

anfienge Feuer zu fangen; ſein Herz ſchlug
gleichfalls ſchneller, und in allen ſeinen Adern
regte ſich ſeine vorige Tapferkeit: allein zu
Akantens Begeiſterung konnte er ſich doch
nicht erheben, um das Mißliche und Phan-
taſtiſche in der vorgeſchlagnen Unterneh-
mung nicht zu fuͤhlen. Die ganze Sache
war: Akante hatte kurz vor ihrer Zuſammen-
kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb-
haber, weil er ihr ſeine Erkenntlichkeit nicht
beſſer zu beweiſen wußte, eine große Schach-
tel mit Opium empfangen, wovon ſie in
der Geſchwindigkeit eine ziemliche Portion
verſchluckte, die ihre Nerven zu jenem
Schwunge der Begeiſterung anſpannte, daß
ſie ein ſolches phantaſtiſches Projekt entwer-
fen und Belphegorn mit ſolcher Lebhaftigkeit
zur Ausfuͤhrung antreiben konnte.

Da ſie endlich nach vielen Zunoͤthigungen
gewahr wurde, daß ihr Geſellſchafter nie
genug befeuert werden konnte, ſo bot ſie ihm
in einer Art von Trunkenheit das Mittel an,
das bey ihr eine ſo wirkſame Kraft geaͤußert
hatte. — Nimm, ſprach ſie, und iß! Dieſe
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[155/0161] anfienge Feuer zu fangen; ſein Herz ſchlug gleichfalls ſchneller, und in allen ſeinen Adern regte ſich ſeine vorige Tapferkeit: allein zu Akantens Begeiſterung konnte er ſich doch nicht erheben, um das Mißliche und Phan- taſtiſche in der vorgeſchlagnen Unterneh- mung nicht zu fuͤhlen. Die ganze Sache war: Akante hatte kurz vor ihrer Zuſammen- kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb- haber, weil er ihr ſeine Erkenntlichkeit nicht beſſer zu beweiſen wußte, eine große Schach- tel mit Opium empfangen, wovon ſie in der Geſchwindigkeit eine ziemliche Portion verſchluckte, die ihre Nerven zu jenem Schwunge der Begeiſterung anſpannte, daß ſie ein ſolches phantaſtiſches Projekt entwer- fen und Belphegorn mit ſolcher Lebhaftigkeit zur Ausfuͤhrung antreiben konnte. Da ſie endlich nach vielen Zunoͤthigungen gewahr wurde, daß ihr Geſellſchafter nie genug befeuert werden konnte, ſo bot ſie ihm in einer Art von Trunkenheit das Mittel an, das bey ihr eine ſo wirkſame Kraft geaͤußert hatte. — Nimm, ſprach ſie, und iß! Dieſe Frucht muß deiner Einbildungskraft Fluͤgel anſetzen, ſie muß dich uͤber dich ſelbſt em- por-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/161>, abgerufen am 04.05.2024.