nüzlichsten Kampf wagen, muthig über Seen, Berge und Schlünde hineilen, um in Nor- den und Süden, in Osten und Westen die Ketten zu zersprengen, womit mein Ge- schlecht an das Joch der männlichen Unter- drückung angeschmiedet ist. O Freund! hättest du Geist und Feuer genug, so könn- ten wir zuerst diese Lorbern einerndten! so könnten wir, wie der enthusiastische Peter *) über den Erdboden hinfliegen und Kaiser, Könige und Fürsten aufmuntern, dem hal- ben Theile der Menschheit Friede, Ruhe, Freiheit und Glückseligkeit zu erkämpfen! Komm, Freund! Laß uns jeden, der Macht hat, das schwarze Gemälde der weiblichen Sklaverey mit den schauderndsten Farben vor die Augen halten, und wer dann keinen Sporn in seinem Herze fühlt, den treffe Fluch, den verzehre der Donner des Him- mels! den Feigen! den Nichtswürdigen! --
Belphegorn schauderte bey dieser lebhaften Deklamation, und er fühlte in seinem Kopfe so etwas, als wenn seine Einbildungskraft
anfien-
*) Peter der Eremit, der die Kreutzzüge veran- laßte.
nuͤzlichſten Kampf wagen, muthig uͤber Seen, Berge und Schluͤnde hineilen, um in Nor- den und Suͤden, in Oſten und Weſten die Ketten zu zerſprengen, womit mein Ge- ſchlecht an das Joch der maͤnnlichen Unter- druͤckung angeſchmiedet iſt. O Freund! haͤtteſt du Geiſt und Feuer genug, ſo koͤnn- ten wir zuerſt dieſe Lorbern einerndten! ſo koͤnnten wir, wie der enthuſiaſtiſche Peter *) uͤber den Erdboden hinfliegen und Kaiſer, Koͤnige und Fuͤrſten aufmuntern, dem hal- ben Theile der Menſchheit Friede, Ruhe, Freiheit und Gluͤckſeligkeit zu erkaͤmpfen! Komm, Freund! Laß uns jeden, der Macht hat, das ſchwarze Gemaͤlde der weiblichen Sklaverey mit den ſchauderndſten Farben vor die Augen halten, und wer dann keinen Sporn in ſeinem Herze fuͤhlt, den treffe Fluch, den verzehre der Donner des Him- mels! den Feigen! den Nichtswuͤrdigen! —
Belphegorn ſchauderte bey dieſer lebhaften Deklamation, und er fuͤhlte in ſeinem Kopfe ſo etwas, als wenn ſeine Einbildungskraft
anfien-
*) Peter der Eremit, der die Kreutzzuͤge veran- laßte.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0160"n="154"/>
nuͤzlichſten Kampf wagen, muthig uͤber Seen,<lb/>
Berge und Schluͤnde hineilen, um in Nor-<lb/>
den und Suͤden, in Oſten und Weſten die<lb/>
Ketten zu zerſprengen, womit mein Ge-<lb/>ſchlecht an das Joch der maͤnnlichen Unter-<lb/>
druͤckung angeſchmiedet iſt. O Freund!<lb/>
haͤtteſt du Geiſt und Feuer genug, ſo koͤnn-<lb/>
ten <hirendition="#fr">wir</hi> zuerſt dieſe Lorbern einerndten! ſo<lb/>
koͤnnten wir, wie der enthuſiaſtiſche Peter <noteplace="foot"n="*)">Peter der Eremit, der die Kreutzzuͤge veran-<lb/>
laßte.</note><lb/>
uͤber den Erdboden hinfliegen und Kaiſer,<lb/>
Koͤnige und Fuͤrſten aufmuntern, dem hal-<lb/>
ben Theile der Menſchheit Friede, Ruhe,<lb/>
Freiheit und Gluͤckſeligkeit zu erkaͤmpfen!<lb/>
Komm, Freund! Laß uns jeden, der Macht<lb/>
hat, das ſchwarze Gemaͤlde der weiblichen<lb/>
Sklaverey mit den ſchauderndſten Farben<lb/>
vor die Augen halten, und wer dann keinen<lb/>
Sporn in ſeinem Herze fuͤhlt, den treffe<lb/>
Fluch, den verzehre der Donner des Him-<lb/>
mels! den Feigen! den Nichtswuͤrdigen! —</p><lb/><p>Belphegorn ſchauderte bey dieſer lebhaften<lb/>
Deklamation, und er fuͤhlte in ſeinem Kopfe<lb/>ſo etwas, als wenn ſeine Einbildungskraft<lb/><fwplace="bottom"type="catch">anfien-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[154/0160]
nuͤzlichſten Kampf wagen, muthig uͤber Seen,
Berge und Schluͤnde hineilen, um in Nor-
den und Suͤden, in Oſten und Weſten die
Ketten zu zerſprengen, womit mein Ge-
ſchlecht an das Joch der maͤnnlichen Unter-
druͤckung angeſchmiedet iſt. O Freund!
haͤtteſt du Geiſt und Feuer genug, ſo koͤnn-
ten wir zuerſt dieſe Lorbern einerndten! ſo
koͤnnten wir, wie der enthuſiaſtiſche Peter *)
uͤber den Erdboden hinfliegen und Kaiſer,
Koͤnige und Fuͤrſten aufmuntern, dem hal-
ben Theile der Menſchheit Friede, Ruhe,
Freiheit und Gluͤckſeligkeit zu erkaͤmpfen!
Komm, Freund! Laß uns jeden, der Macht
hat, das ſchwarze Gemaͤlde der weiblichen
Sklaverey mit den ſchauderndſten Farben
vor die Augen halten, und wer dann keinen
Sporn in ſeinem Herze fuͤhlt, den treffe
Fluch, den verzehre der Donner des Him-
mels! den Feigen! den Nichtswuͤrdigen! —
Belphegorn ſchauderte bey dieſer lebhaften
Deklamation, und er fuͤhlte in ſeinem Kopfe
ſo etwas, als wenn ſeine Einbildungskraft
anfien-
*) Peter der Eremit, der die Kreutzzuͤge veran-
laßte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/160>, abgerufen am 04.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.