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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Banden der weiblichen Knechtschaft zu zer-
brechen und rohen Unterdrückern des schwä-
chern Geschlechts die Köpfe zu zerspalten!
Wohl ihnen, sie waren die edelsten Krie-
ger, die jemals die Waffen ergriffen: deren
Namen in alle Felsen des Erdbodens mit
unauslöschlichen Zügen hätten eingegraben
werden sollen, und welche die Verewigung
mehr als alle berüchtigte Länderverwüster,
Städtezerstörer und Menschenwürger verdient
hätten. O daß ihr geheiligter Staub nicht
hier unter meinen Füßen ruht! daß die Stätte
unbekannt ist, die ihre edlen Gebeine be-
wahrt! Jedes Mitglied des weiblichen Ge-
schlechts sollte zu ihnen eine Wallfahrt thun
und sie mit Blumenkränzen und Räucherwer-
ke ehren: jedes Mädchen sollte ihnen die er-
sten Locken weihen, jede an ihrem Hochzeit-
tage ihnen ein Fest feiern. Dann würde
einem unter euch vielleicht das eiskalte Blut
genug erwärmt werden, um nach einem ähn-
lichen Lorber zu streben: dann würde ein
solcher Preiß vielleicht die Tapferkeit einiger
ruhmsüchtigen Waghälse beleben, sich zu der
größten Unternehmung zu vereinigen; dann
würden Schaaren von edlen Streitern den

nüzlich-

Banden der weiblichen Knechtſchaft zu zer-
brechen und rohen Unterdruͤckern des ſchwaͤ-
chern Geſchlechts die Koͤpfe zu zerſpalten!
Wohl ihnen, ſie waren die edelſten Krie-
ger, die jemals die Waffen ergriffen: deren
Namen in alle Felſen des Erdbodens mit
unausloͤſchlichen Zuͤgen haͤtten eingegraben
werden ſollen, und welche die Verewigung
mehr als alle beruͤchtigte Laͤnderverwuͤſter,
Staͤdtezerſtoͤrer und Menſchenwuͤrger verdient
haͤtten. O daß ihr geheiligter Staub nicht
hier unter meinen Fuͤßen ruht! daß die Staͤtte
unbekannt iſt, die ihre edlen Gebeine be-
wahrt! Jedes Mitglied des weiblichen Ge-
ſchlechts ſollte zu ihnen eine Wallfahrt thun
und ſie mit Blumenkraͤnzen und Raͤucherwer-
ke ehren: jedes Maͤdchen ſollte ihnen die er-
ſten Locken weihen, jede an ihrem Hochzeit-
tage ihnen ein Feſt feiern. Dann wuͤrde
einem unter euch vielleicht das eiskalte Blut
genug erwaͤrmt werden, um nach einem aͤhn-
lichen Lorber zu ſtreben: dann wuͤrde ein
ſolcher Preiß vielleicht die Tapferkeit einiger
ruhmſuͤchtigen Waghaͤlſe beleben, ſich zu der
groͤßten Unternehmung zu vereinigen; dann
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[153/0159] Banden der weiblichen Knechtſchaft zu zer- brechen und rohen Unterdruͤckern des ſchwaͤ- chern Geſchlechts die Koͤpfe zu zerſpalten! Wohl ihnen, ſie waren die edelſten Krie- ger, die jemals die Waffen ergriffen: deren Namen in alle Felſen des Erdbodens mit unausloͤſchlichen Zuͤgen haͤtten eingegraben werden ſollen, und welche die Verewigung mehr als alle beruͤchtigte Laͤnderverwuͤſter, Staͤdtezerſtoͤrer und Menſchenwuͤrger verdient haͤtten. O daß ihr geheiligter Staub nicht hier unter meinen Fuͤßen ruht! daß die Staͤtte unbekannt iſt, die ihre edlen Gebeine be- wahrt! Jedes Mitglied des weiblichen Ge- ſchlechts ſollte zu ihnen eine Wallfahrt thun und ſie mit Blumenkraͤnzen und Raͤucherwer- ke ehren: jedes Maͤdchen ſollte ihnen die er- ſten Locken weihen, jede an ihrem Hochzeit- tage ihnen ein Feſt feiern. Dann wuͤrde einem unter euch vielleicht das eiskalte Blut genug erwaͤrmt werden, um nach einem aͤhn- lichen Lorber zu ſtreben: dann wuͤrde ein ſolcher Preiß vielleicht die Tapferkeit einiger ruhmſuͤchtigen Waghaͤlſe beleben, ſich zu der groͤßten Unternehmung zu vereinigen; dann wuͤrden Schaaren von edlen Streitern den nuͤzlich-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/159>, abgerufen am 04.05.2024.