Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

jeder Einwohner des Tags nur einmal
essen sollte.

Alle diese Anstalten waren noch nicht hin-
reichend, dem Golde jeden Ausgang zu ver-
wehren: der Mensch hat Grillen; das Frem-
de gefällt ihm, weil es fremd ist, und er
wünscht es zu besitzen: auch für diese Ein-
fälle flüchtete noch eine ziemliche Menge Gol-
des über seine Gränzen. Sogleich verbot
er den Einwohnern dergleichen Einfälle auf
immer und ewig, und wer sich derselben
nicht enthalten konnte, mußte sich von ihm
das verlangte Fremde einhandeln: er gab
ihnen für das Gold, das der fremden Waare
bestimmt war, innländische Kleinigkeiten,
und gebot ihnen bey Vermeidung einer star-
ken Strafe, sich einzubilden, daß es die ver-
langten fremden Kostbarkeiten wären: er
verkaufte ihnen die Zähne von wilden Katzen,
und befahl ihnen zu glauben, daß es Ele-
phantenzähne wären, getrocknetes Schweins-
blut mußte statt des Zibeths, und Haasen-
felle statt der Pantherhäute dienen. Damit
aber die fremden Originalwaaren sich nicht
unvermerkt einschleichen und heimlich etwas
von seinem Golde herausziehen möchten, so

zog

jeder Einwohner des Tags nur einmal
eſſen ſollte.

Alle dieſe Anſtalten waren noch nicht hin-
reichend, dem Golde jeden Ausgang zu ver-
wehren: der Menſch hat Grillen; das Frem-
de gefaͤllt ihm, weil es fremd iſt, und er
wuͤnſcht es zu beſitzen: auch fuͤr dieſe Ein-
faͤlle fluͤchtete noch eine ziemliche Menge Gol-
des uͤber ſeine Graͤnzen. Sogleich verbot
er den Einwohnern dergleichen Einfaͤlle auf
immer und ewig, und wer ſich derſelben
nicht enthalten konnte, mußte ſich von ihm
das verlangte Fremde einhandeln: er gab
ihnen fuͤr das Gold, das der fremden Waare
beſtimmt war, innlaͤndiſche Kleinigkeiten,
und gebot ihnen bey Vermeidung einer ſtar-
ken Strafe, ſich einzubilden, daß es die ver-
langten fremden Koſtbarkeiten waͤren: er
verkaufte ihnen die Zaͤhne von wilden Katzen,
und befahl ihnen zu glauben, daß es Ele-
phantenzaͤhne waͤren, getrocknetes Schweins-
blut mußte ſtatt des Zibeths, und Haaſen-
felle ſtatt der Pantherhaͤute dienen. Damit
aber die fremden Originalwaaren ſich nicht
unvermerkt einſchleichen und heimlich etwas
von ſeinem Golde herausziehen moͤchten, ſo

zog
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="8"/>
jeder Einwohner des Tags nur <hi rendition="#fr">einmal</hi><lb/>
e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte.</p><lb/>
        <p>Alle die&#x017F;e An&#x017F;talten waren noch nicht hin-<lb/>
reichend, dem Golde jeden Ausgang zu ver-<lb/>
wehren: der Men&#x017F;ch hat Grillen; das Frem-<lb/>
de gefa&#x0364;llt ihm, <hi rendition="#fr">weil</hi> es fremd i&#x017F;t, und er<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;cht es zu be&#x017F;itzen: auch fu&#x0364;r die&#x017F;e Ein-<lb/>
fa&#x0364;lle flu&#x0364;chtete noch eine ziemliche Menge Gol-<lb/>
des u&#x0364;ber &#x017F;eine Gra&#x0364;nzen. Sogleich verbot<lb/>
er den Einwohnern dergleichen Einfa&#x0364;lle auf<lb/>
immer und ewig, und wer &#x017F;ich der&#x017F;elben<lb/>
nicht enthalten konnte, mußte &#x017F;ich von <hi rendition="#fr">ihm</hi><lb/>
das verlangte Fremde einhandeln: er gab<lb/>
ihnen fu&#x0364;r das Gold, das der fremden Waare<lb/>
be&#x017F;timmt war, innla&#x0364;ndi&#x017F;che Kleinigkeiten,<lb/>
und gebot ihnen bey Vermeidung einer &#x017F;tar-<lb/>
ken Strafe, &#x017F;ich einzubilden, daß es die ver-<lb/>
langten fremden Ko&#x017F;tbarkeiten wa&#x0364;ren: er<lb/>
verkaufte ihnen die Za&#x0364;hne von wilden Katzen,<lb/>
und befahl ihnen zu glauben, daß es Ele-<lb/>
phantenza&#x0364;hne wa&#x0364;ren, getrocknetes Schweins-<lb/>
blut mußte &#x017F;tatt des Zibeths, und Haa&#x017F;en-<lb/>
felle &#x017F;tatt der Pantherha&#x0364;ute dienen. Damit<lb/>
aber die fremden Originalwaaren &#x017F;ich nicht<lb/>
unvermerkt ein&#x017F;chleichen und heimlich etwas<lb/>
von &#x017F;einem Golde herausziehen mo&#x0364;chten, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zog</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] jeder Einwohner des Tags nur einmal eſſen ſollte. Alle dieſe Anſtalten waren noch nicht hin- reichend, dem Golde jeden Ausgang zu ver- wehren: der Menſch hat Grillen; das Frem- de gefaͤllt ihm, weil es fremd iſt, und er wuͤnſcht es zu beſitzen: auch fuͤr dieſe Ein- faͤlle fluͤchtete noch eine ziemliche Menge Gol- des uͤber ſeine Graͤnzen. Sogleich verbot er den Einwohnern dergleichen Einfaͤlle auf immer und ewig, und wer ſich derſelben nicht enthalten konnte, mußte ſich von ihm das verlangte Fremde einhandeln: er gab ihnen fuͤr das Gold, das der fremden Waare beſtimmt war, innlaͤndiſche Kleinigkeiten, und gebot ihnen bey Vermeidung einer ſtar- ken Strafe, ſich einzubilden, daß es die ver- langten fremden Koſtbarkeiten waͤren: er verkaufte ihnen die Zaͤhne von wilden Katzen, und befahl ihnen zu glauben, daß es Ele- phantenzaͤhne waͤren, getrocknetes Schweins- blut mußte ſtatt des Zibeths, und Haaſen- felle ſtatt der Pantherhaͤute dienen. Damit aber die fremden Originalwaaren ſich nicht unvermerkt einſchleichen und heimlich etwas von ſeinem Golde herausziehen moͤchten, ſo zog

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/14
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/14>, abgerufen am 20.04.2024.