nen. Willst du mich bedauren? -- Bedauert hat mich jedermann, aber niemand geholfen. --
So will ich der einzige seyn, sprach Bel- phegor glühend. -- Armer Elender! wie könn- test du das? Hilf dir! dann glaubte ich, daß du Wunder thun und auch mir helfen könntest.
Belphegor knirschte mit den Zähnen und verstummte vor Aerger und Begierde. -- Mann, so sage mir nur deine Geschichte! sprach er endlich mit halb erstickter Stimme. --
Meine Geschichte? -- ist kurz. Der menschliche Neid hat mich zu Grunde gerich- tet. Jch hatte ein Vermögen, ein schönes Vermögen -- nicht groß aber hinreichend; es war ein Theil von meinem väterlichen Erb- gute. Jch war unermüdet, auf die Wirth- schaft aufmerksam, und mein Vermögen ver- mehrte sich zuschends; ich kaufte beinahe mehr an, als ich geerbt hatte. Jndessen nahmen die Umstände meines Bruders immer mehr ab; er wurde auf mein Glück neidisch; er gab mir schuld, ich habe ihn bey der Thei- lung bevortheilt: er verklagte mich. Wir prozessirten, mästeten Richter und Advokaten, er spielte alle mögliche Kabalen, und ich ver-
nen. Willſt du mich bedauren? — Bedauert hat mich jedermann, aber niemand geholfen. —
So will ich der einzige ſeyn, ſprach Bel- phegor gluͤhend. — Armer Elender! wie koͤnn- teſt du das? Hilf dir! dann glaubte ich, daß du Wunder thun und auch mir helfen koͤnnteſt.
Belphegor knirſchte mit den Zaͤhnen und verſtummte vor Aerger und Begierde. — Mann, ſo ſage mir nur deine Geſchichte! ſprach er endlich mit halb erſtickter Stimme. —
Meine Geſchichte? — iſt kurz. Der menſchliche Neid hat mich zu Grunde gerich- tet. Jch hatte ein Vermoͤgen, ein ſchoͤnes Vermoͤgen — nicht groß aber hinreichend; es war ein Theil von meinem vaͤterlichen Erb- gute. Jch war unermuͤdet, auf die Wirth- ſchaft aufmerkſam, und mein Vermoͤgen ver- mehrte ſich zuſchends; ich kaufte beinahe mehr an, als ich geerbt hatte. Jndeſſen nahmen die Umſtaͤnde meines Bruders immer mehr ab; er wurde auf mein Gluͤck neidiſch; er gab mir ſchuld, ich habe ihn bey der Thei- lung bevortheilt: er verklagte mich. Wir prozeſſirten, maͤſteten Richter und Advokaten, er ſpielte alle moͤgliche Kabalen, und ich ver-
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nen. Willſt du mich bedauren? — Bedauert
hat mich jedermann, aber niemand geholfen. —
So will ich der einzige ſeyn, ſprach Bel-
phegor gluͤhend. — Armer Elender! wie koͤnn-
teſt du das? Hilf dir! dann glaubte ich,
daß du Wunder thun und auch mir helfen
koͤnnteſt.
Belphegor knirſchte mit den Zaͤhnen und
verſtummte vor Aerger und Begierde. —
Mann, ſo ſage mir nur deine Geſchichte!
ſprach er endlich mit halb erſtickter Stimme. —
Meine Geſchichte? — iſt kurz. Der
menſchliche Neid hat mich zu Grunde gerich-
tet. Jch hatte ein Vermoͤgen, ein ſchoͤnes
Vermoͤgen — nicht groß aber hinreichend;
es war ein Theil von meinem vaͤterlichen Erb-
gute. Jch war unermuͤdet, auf die Wirth-
ſchaft aufmerkſam, und mein Vermoͤgen ver-
mehrte ſich zuſchends; ich kaufte beinahe
mehr an, als ich geerbt hatte. Jndeſſen
nahmen die Umſtaͤnde meines Bruders immer
mehr ab; er wurde auf mein Gluͤck neidiſch;
er gab mir ſchuld, ich habe ihn bey der Thei-
lung bevortheilt: er verklagte mich. Wir
prozeſſirten, maͤſteten Richter und Advokaten,
er ſpielte alle moͤgliche Kabalen, und ich ver-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/50>, abgerufen am 16.02.2025.
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