sie Millionen ihrer vielgeliebten Nebenmen- schen zur Ehre Gottes und seiner apostolischen Majestät erwürgten? oder die Menschenliebe der Römer, die um der vortreflichen Einbil- dung willen, Herren der Welt zu seyn, dem halben damals bekannten Erdboden die Freundschaft erzeigten, sie nach einem kleinen Blutbade zu ihren Unterthanen zu machen? oder --
Belph. Kein oder mehr! ich bitte dich. -- Warum nimmst du deine Originale nicht lie- ber aus dem sanften häuslichen niedrigen ge- sellschaftlichen Leben, aus deinem, aus dem Herze deiner Freunde, aus dem friedsamen Alter der Kindheit, dem offnen Gemüthe der Jugend --
Fr. Warum räthst du nicht lieber, aus dem Theokrit oder Geßner? -- Soll ich, um eine Truppe Gladiatoren zu charakterisiren, die Zuschauer schildern? weil diese friedlich und nur in ihrem Beifalle uneinig dasitzen, ohne sich Leides zuzufügen, diese Züge in ein Gemählde von den Fechtern hineinzwingen? -- Noch ist nicht einmal jenes Alter von allen Spuren des allgemeinen Naturkriegs leer:
ſie Millionen ihrer vielgeliebten Nebenmen- ſchen zur Ehre Gottes und ſeiner apoſtoliſchen Majeſtaͤt erwuͤrgten? oder die Menſchenliebe der Roͤmer, die um der vortreflichen Einbil- dung willen, Herren der Welt zu ſeyn, dem halben damals bekannten Erdboden die Freundſchaft erzeigten, ſie nach einem kleinen Blutbade zu ihren Unterthanen zu machen? oder —
Belph. Kein oder mehr! ich bitte dich. — Warum nimmſt du deine Originale nicht lie- ber aus dem ſanften haͤuslichen niedrigen ge- ſellſchaftlichen Leben, aus deinem, aus dem Herze deiner Freunde, aus dem friedſamen Alter der Kindheit, dem offnen Gemuͤthe der Jugend —
Fr. Warum raͤthſt du nicht lieber, aus dem Theokrit oder Geßner? — Soll ich, um eine Truppe Gladiatoren zu charakteriſiren, die Zuſchauer ſchildern? weil dieſe friedlich und nur in ihrem Beifalle uneinig daſitzen, ohne ſich Leides zuzufuͤgen, dieſe Zuͤge in ein Gemaͤhlde von den Fechtern hineinzwingen? — Noch iſt nicht einmal jenes Alter von allen Spuren des allgemeinen Naturkriegs leer:
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ſie Millionen ihrer vielgeliebten Nebenmen-
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Majeſtaͤt erwuͤrgten? oder die Menſchenliebe
der Roͤmer, die um der vortreflichen Einbil-
dung willen, Herren der Welt zu ſeyn, dem
halben damals bekannten Erdboden die
Freundſchaft erzeigten, ſie nach einem kleinen
Blutbade zu ihren Unterthanen zu machen?
oder —
Belph. Kein oder mehr! ich bitte dich. —
Warum nimmſt du deine Originale nicht lie-
ber aus dem ſanften haͤuslichen niedrigen ge-
ſellſchaftlichen Leben, aus deinem, aus dem
Herze deiner Freunde, aus dem friedſamen
Alter der Kindheit, dem offnen Gemuͤthe der
Jugend —
Fr. Warum raͤthſt du nicht lieber, aus
dem Theokrit oder Geßner? — Soll ich, um
eine Truppe Gladiatoren zu charakteriſiren,
die Zuſchauer ſchildern? weil dieſe friedlich
und nur in ihrem Beifalle uneinig daſitzen,
ohne ſich Leides zuzufuͤgen, dieſe Zuͤge in ein
Gemaͤhlde von den Fechtern hineinzwingen? —
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/239>, abgerufen am 17.07.2024.
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